600 Jahre alte Kirche in Weilheim erhielt Notsicherung

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Idyllisch gelegen auf einer kleinen Anhöhe am heutigen Stadtrand von Weilheim: die um 1400 erbaute Töllernkirche St. Johann Baptist und Evangelist. Nach einem Sturmschaden im Herbst 2018 war sie mehr als sechs Jahre geschlossen – bis zum vergangenen Dienstag. © Magnus Reitinger

Sie ist eine Perle unter den vielen Kirchen und Kapellen Weilheims. Doch mehr als sechs Jahre lang konnte sie kaum einer von innen sehen. Nun sind die Sicherungsarbeiten nach einem Sturmschaden abgeschlossen – und über 50 Gläubige feierten endlich wieder das Patrozinium der Töllernkirche.

Es war ein besonderes Gefühl, am vergangenen Dienstagabend die kleine Anhöhe am nördlichen Stadtrand von Weilheim zu erklimmen, auf der – im Sommer hübsch eingefasst vom satten Grün der Bäume – seit über 600 Jahren die Töllernkirche thront. Denn seit November 2018 war dieses Gotteshaus gesperrt. Ein großer Baum war damals bei einem Sturm in Richtung Kirche gefallen, lag quer über der Friedhofsmauer und dem Bereich zwischen Turm und Kirchenschiff.

Instabilität durch Riss im Chorbogen der Töllernkirche

Untersuchungen nach der Sturmnacht ergaben Mängel in den Putzdecken und in der Statik der Kirche. Ein Riss im Chorbogen sorgte für Instabilität. Und war man anfangs noch davon ausgegangen, die Schäden binnen einiger Monate beheben zu können, zog sich das Ganze schließlich, auch infolge der Corona-Pandemie, über sechs Jahre. Eine Generalsanierung freilich schied aus, erklärt Hubert Fraunhofer, der Verwaltungsleiter der katholischen Pfarreiengemeinschaft Weilheim, gegenüber der Heimatzeitung. Zwar wäre die denkmalgeschützte Kirche – die um das Jahr 1400 erbaut wurde und großartige Wandbilder enthält, die dem bedeutenden Weilheimer Künstler Elias Greither dem Älteren zugeschrieben werden – allemal eine solche Sanierung wert. Doch diese wäre für die Pfarrei „nicht darstellbar gewesen“, sagt Fraunhofer. Die Töllernkirche werde ja „nur dreimal im Jahr“ genutzt.

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Blick ins Innere der Töllernkirche beim Patroziniumsgottesdienst vergangenen Dienstag: Der Chorbogen wurde durch eine Holzkonstruktion gesichert, drei Eisenstangen stabilisieren die Außenmauern.
Blick ins Innere der Töllernkirche bei der Patroziniumsmesse am Dienstag: Der Chorbogen ist per Holzkonstruktion gesichert, drei Eisenstangen stabilisieren die Außenmauern. © CWiucha

Man entschied sich deshalb für eine Notsicherung. Und auch die Kosten für diese summierten sich schon auf über 50 000 Euro. Auch ein Fledermausgutachten musste man für mehrere tausend Euro erstellen lassen. Der charakteristische Chorbogen zum Altarraum wurde letztlich mit einer Holzkonstruktion gesichert, und drei Eisenstangen stabilisieren jetzt die Außenmauern. Die Arbeiten übernahm die Weilheimer Firma Rieperdinger Holzbau, begleitet unter anderem vom Denkmalamt und von einem Statiker. Rund 60 Prozent der Sanierungskosten trägt laut Fraunhofer die Diözese Augsburg, kleinere Zuschüsse gab es von der Landesstiftung, vom Bezirk Oberbayern und vom Landkreis Weilheim-Schongau.

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Die Töllernkirche in Weilheim wird selten genutzt

Zum Patrozinium konnte am Dienstag nun erstmals wieder ein Gottesdienst in der Töllernkirche gefeiert werden, die dem Heiligen Johannes der Täufer geweiht ist. Die kleine Kirche war dabei komplett gefüllt, die rund 50 Sitzplätze allesamt besetzt. Stadtpfarrer Engelbert Birkle verwies in aller Kürze auf die Geschichte dieses Gotteshauses – auch mit Blick auf ein altes Gemälde von Weilheim: „Darauf sieht man die Töllernkirche, und dann kommt lange nichts, und hinten sieht man ein bisschen die Stadt.“ In seinen Dank schloss der Geistliche ausdrücklich Mesner Wolfgang Zak und seine Ehefrau ein, die das Kirchlein zwei volle Tage lang mühsam von Staub befreiten.

Der Name Johannes werde übersetzt mit „Gott ist gnädig“, sagte Birkle, und so verbinde sich mit diesem Patroziniumstag „die Einladung, dass Gott mit Gnade auf uns schaut und uns begleitet“. Die Johanneskirche auf dem Weilheimer Töllernhügel sei in diesem Sinne „ein gebauter Raum, der uns einlädt, in diese Gnade immer neu einzutreten“.

Die Gelegenheiten, diesen Kirchenraum von innen zu erleben, sind freilich rar. Außer für den Patroziniumsgottesdienst wurde die Töllernkirche zuletzt nur im Advent für einige Roratemessen im Kerzenschein genutzt. Letztere müsse man unbedingt wieder „in dieser wunderbaren Kirche“ feiern, zeigten sich mehrere Messbesucher am Dienstag begeistert von deren Wiederöffnung.

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