Sinnflut: „Unser absoluter Liebling“
Die Standbetreiber loben die gute Organisation und die Atmosphäre auf dem Erdinger Sinnflut. Nach kritischen Aussagen über die Zukunft des Festivals macht das Veranstalter-Duo Feller/Sparakowski nun Hoffnung auf eine Neuauflage 2025.
Voll des Lobes sind alle befragten Standbetreiber und Besucher für das Sinnflut-Festival, das heuer sein 30. Jubiläum in Erding feiert. Immer wieder wird die entspannte und friedliche Atmosphäre, die Vielfalt an Musik, Essen und Kultur sowie die Professionalität und Freundlichkeit der beiden Sinnflut-Macher Börnie Sparakowski und Peter Feller betont.
Ebenso Einigkeit herrscht darüber, dass es ein großer Verlust wäre, wenn es Sinnflut nicht mehr gäbe. Feller hat seinen Rückzug angekündigt (wir berichteten) und Sparakowski ist zwar gewillt weiterzumachen, „aber alleine kann ich das nicht“, sagt er.

Die unsichere Zukunft des Festivals ist seit einer Woche Stadtgespräch. „Sinnflut darf nicht sterben“, so die einhellige Meinung, die auch den beiden Organisatoren gespiegelt werde. „Brutal, wie viele Leute auf mich zugekommen sind“, sagt Feller, „zwei sind vor mir gestanden und hatten Tränen in den Augen“.
Gespräch mit Stadt nach Sommerpause
Sparakowski wurde die ersten drei Tage „überrannt, jeder hat mich drauf angesprochen“. Beide freuen sich aber über den guten Start. „Wir haben schönes Wetter und die Leute sind total gut drauf“, so das Fazit von Feller, außerdem gebe es bereits einen Gespächstermin mit der Stadt nach der Sommerpause. OB Max Gotz hatte im Stadtrat erklärt, dass er mit den Veranstaltern eine Lösung finden wolle, um Sinnflut eine Zukunft zu geben.
„Nichts ist in trockenen Tüchern, deshalb auch nicht spruchreif“, sagt Feller. Er sehe aber eine Chance, bei der er sich zurückziehen könnte. Auch seine 31-jährige Tochter Lea arbeitet in Teilzeit bei der Sinnflut GmbH. „Ich bin jetzt da mal optimistisch“, meint Feller, und Sparakowski fügt an: „Ich bin für alle guten Ideen offen.“

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Wolfgang Krönauer ist mit seinem Café- und Weinzelt seit 25 Jahren auf Sinnflut und begeistert wie am ersten Tag: „Sinnflut ist ein Fest für die Stadt, für Jung und Alt.“ Er ist der Meinung, die Stadt müsse froh sein, dass es „Leute gibt, die so ein fantastisches Festival, das ein Aushängeschild für den ganzen Landkreis ist, mit Herzblut organisieren“.
Ihm sei klar, dass da eine Menge Arbeit dahinterstecke. Ebenso wisse er, dass auch die Stadt damit Geld mache. Er habe sich schon mit anderen zusammengesetzt und überlegt, wie man die Organisatoren unterstützen könne. In Richtung Stadt hätte Krönauer einen Vorschlag: „Die Platzmiete dürfte gar nichts kosten, nicht nur alle zehn Jahre erlassen werden.“ Leben und Leben lassen, sei nämlich auch das Motto der Sinnflut-Macher.

Vor 18 Jahren war Stefan Selbertinger, der unter dem Namen Silberdinger Silberschmuck verkauft, zum ersten Mal auf dem Erdinger Festival, damals mit seiner Freundin, seit neun Jahren bietet er sein eigenes Design an. Wie viele andere Standbetreiber kommt Selbertinger nach vier Wochen Tollwood in München hier an und freut sich: „Sinnflut hat die richtige Größe, die Ruhe. Und mit den Veranstaltern kann man immer reden.“
Ein Aus wäre eine „Tragödie“
„Sinnflut ist unser absoluter Liebling“, sagen Selbertinger und Krönauer unisono. Beide haben den Vergleich, sie sind das ganze Jahr über auf Märkten und Festivals unterwegs. Das Aus wäre „ein herber Verlust, nicht nur für uns Standbetreiber, auch für die Besucher und die Stadt“, so Krönauer. Es wäre „eine Tragödie“, findet auch Timmy Brandhuber (34), der im Stand seines Vaters Richard Brandhuber aus Erding mithilft. Er sei seit 30 Jahren jedes Jahr als Gast auf dem Festival, seit sieben Jahren verkauft der 62-Jährige dort auch Käse und Brezen. Beppo Herrmann von der Steckerlfischbraterei würde sogar in „Depressionen verfallen“, verkündet er theatralisch zu diesem Szenario.

Neulinge auf Sinnflut sind Christian Müller aus Kirchdorf, der „Embroidery Geschenke“, also bestickte Geschirrtücher, Taschen und Kissen verkauft, und Johnny Grant aus Bath in England. Er präsentiert handgefertigte Saxofon-Flöten. Grant hatte sich zuvor allerdings schon drei Mal angemeldet und musste immer wieder absagen, weil er jedes Mal nach Tollwood ausverkauft war. Heuer habe er vorgesorgt. Er fühle sich willkommen und vergleicht die Atmosphäre auf Sinnflut mit der auf englischen Musikfestivals. Er würde sehr gerne wiederkommen. So geht es auch Müller: „Es läuft super für mich, die Stimmung ist ausgelassen.“
Genauso sieht es Markus Krug, der seit zehn Jahren Natur-Deko aus fernen Ländern erfolgreich an die Festival-Besucher bringt: „Sinnflut ist ein fester Bestandteil in unserem Jahreskalender.“