Nach Aussetzern von Joe Biden – Jetzt spricht Kamala Harris über die Vorwürfe
Nachdem in einem Sonderbericht Vorwürfe zur mentalen Fitness des US-Präsidenten laut geworden waren, wies Joe Biden diese zurück. Nun reagiert auch sein Team.
Washington, DC – Joe Bidens Stellvertreterin, Kamala Harris, hat die kritischen Anmerkungen eines Sonderermittlers zum Alter des US-Präsidenten vehement abgelehnt. „Die Art und Weise, wie das Auftreten des Präsidenten in diesem Bericht charakterisiert wurde, könnte nicht falscher sein und war eindeutig politisch motiviert“, sagte Harris am Freitag im Weißen Haus.
Bericht des Sondermittlers zu US-Präsident Joe Biden: Hohes Alter in der Kritik – Kamala Harris wehrt sich
Im Bericht des Sonderermittlers Robert Hur, in dem es um Bidens Umgang mit Geheimdokumenten und den Vorwurf ihrer Veruntreuung geht, wurden kritische Vorwürfe zur geistigen Verfassung des US-Präsidenten aufgrund seines hohen Alters laut. Unter anderem hieß es darin, Biden wirke wie ein „wohlmeinender älterer Mann mit einem schlechten Gedächtnis“, wie die Nachrichtenagentur AFP meldet.
Auch aus dem Weißen Haus wurde deutliche Kritik an den Anmerkungen des Sonderermittlers Hur laut. Da die Ergebnisse der Ermittlungen keine Anklage rechtfertigten, stelle sich die Frage, wieso „der Bericht Zeit damit verbringt, grundlose und unangemessene Kritik am Präsidenten zu üben“, sagte Ian Sams, Sprecher des Weißen Hauses.
Biden weht sich gegen Vorwürfe, sein mentaler Zustand leide wegen seines Alters
Biden selbst hatte bereits am Donnerstagabend bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz im Weißen Haus wütend auf die Beurteilung des Sonderermittlers reagiert. „Mein Gedächtnis ist gut“, entgegnete der US-Präsident. „Ich bin wohlmeinend, ich bin ein älterer Mann, und ich weiß zum Teufel, was ich tue. Ich bin der Präsident und ich habe dieses Land zurück auf die Beine gebracht“, führte Biden aus.
Sonderermittler begründet Vorwürfe gegen Biden mit seiner „eingeschränkten“ mentalen Verfassung
Hur war zuvor als Sonderermittler beauftragt worden, Vorwürfe gegen Biden zu prüfen, die wegen angeblichen veruntreuter Geheimdokumente gegen ihn laut geworden waren. Vor etwa einem Jahr wurden in Privaträumen des US-Präsidenten Regierungsdokumente aus seiner Zeit als Vizepräsident entdeckt.
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Zwar beurteilte der Sonderermittler in seinem mehr als 300 Seiten fassenden Bericht, dass im Vorwurf der Veruntreuung von Geheimdokumenten keine strafrechtliche Anklage gegen Biden gerechtfertigt sei. „Ich habe mich gefreut, dass der Bericht zu dem festen Schluss gekommen ist, dass in diesem Fall keine Anklage gegen mich erhoben werden sollte“, sagte der Präsident. „Dies war eine gründliche Untersuchung.“

Allerdings habe der US-Präsident als Privatperson „absichtlich geheime Materialien aufbewahrt und offengelegt“, heißt es im Bericht. Dass dies keine juristischen Konsequenzen haben wird, begründet der Sonderermittler aber unter anderem damit, dass Bidens Erinnerung während der Befragung „signifikant eingeschränkt“ gewesen sei.
Vorwurf gegen Biden nicht stichhaltig – dennoch bezieht er Stellung zu Geheimdokumenten
Hur führte das vermeintlich schlechte Gedächtnis des Präsidenten auch als Argument dafür an, dass eine Geschworenenjury ihn bei einem hypothetischen Prozess niemals schuldig sprechen würde. Besonders emotional zeigte sich der US-Präsident, als er eine Zeile aus dem Bericht des Sonderberaters wiederholte, in der behauptet wurde, Biden könne sich nicht daran erinnern, in welchem Jahr sein Sohn Beau gestorben ist. Beau Biden starb 2015 an Krebs, als sein Vater noch Vizepräsident war. „Wie zum Teufel kann er es wagen, das zu erwähnen?“, entgegnete Biden. Und betonte, dass er niemanden brauche, um an den Tod seines Sohnes erinnert zu werden.
Auch bezog der US-Präsident während der Pressekonferenz im Weißen Haus Stellung dazu, dass Geheimdokumenten aus seiner Zeit als Vizepräsident in seinen Privaträumen gefunden worden waren. „Ich übernehme die Verantwortung dafür, dass ich nicht genau gesehen habe, was meine Mitarbeiter gemacht haben“, sagte Biden. „Dinge, die in meiner Garage auftauchten, Dinge, die aus meinem Haus kamen, Dinge, die bewegt wurden - wurden nicht von mir, sondern von meinen Mitarbeitern bewegt“, erklärte er.
Das Alter von US-Präsident Biden wird immer wieder zum Thema gemacht
Das Alter des ältesten Präsidenten der US-Geschichte wird immer wieder ins mediale Rampenlicht gerückt – von republikanischer Seite wird gerne ausgeschlachtet, wenn Biden durch verbale Fehltritte oder Aussetzer auffällt. So hatte Donald Trump erst im November nach der Veröffentlichung von Bidens Gesundheitszustand gegen diesen gestichelt und ihn als „kognitiv eingeschränkt“ bezeichnet.
Zuletzt verwechselte Biden etwa den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl mit der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel, außerdem den verstorbenen französischen Staatschef François Mitterrand mit Amtsinhaber Emmanuel Macron. Bei der Pressekonferenz am Donnerstagabend unterlief Biden ein weiterer Schnitzer: Er bezeichnete den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi als „mexikanischen Präsidenten“. (Fabian Hartmann)