Die Ukraine hat im Oktober 2025 so wenige russische Drohnen abgefangen wie noch nie in diesem Jahr. Laut „ABC“ konnte die ukrainische Luftwaffe nur knapp 80 Prozent der insgesamt 5312 Drohnen unschädlich machen. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn des Jahres.
Im August und September lag die Quote noch bei etwa 85 Prozent, zu Jahresbeginn sogar bei über 90 Prozent. Auch bei den Raketen sieht es schlechter aus: Von 270 Raketen, die Russland im Oktober abgefeuert hat, wurden nur 146 – also 54 Prozent – abgefangen. Das ist der schlechteste Wert seit April, berichtet „ABC“.
„Russland gelingt es zunehmend, die ukrainische Luftabwehr zu umgehen und kritische Infrastruktur stark zu schädigen“, heißt es auch im vom Europäischen Austausch und der Konrad-Adenauer-Stiftung monatlich herausgegebenen Bericht „Monitor Luftkrieg Ukraine“.
Gründe für die sinkenden Quoten
Warum die Abfangraten so stark gesunken sind, ist nicht eindeutig. Experten vermuten dem Bericht zufolge mehrere Ursachen: Russland habe zum einen die Anzahl seiner Angriffe massiv erhöht, während der Ukraine zunehmend Munition ausgehe.
Zum anderen könnte auch das Wetter eine Rolle spielen, da schlechte Sichtverhältnisse die Arbeit der mobilen Luftabwehr erschweren. Zudem seien viele ukrainische Luftabwehreinheiten an die Front verlegt worden, was die Verteidigung im Hinterland schwächt.
Russische Angriffe auf ukrainische Infrastruktur
Russland konzentriert sich bei seinen Angriffen zunehmend auf kritische Infrastruktur in der Ukraine. Besonders Energieanlagen rücken ins Visier Moskaus. Mit dem Beginn des Winters verschärft sich die Lage für die Zivilbevölkerung.
Der staatliche Netzbetreiber Ukrenergo meldete zuletzt Stromausfälle von bis zu 16 Stunden in den meisten Regionen des Landes. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte auf Telegram: „Die Russen haben ihre Schlagkraft erhöht.“ Reparaturteams arbeiteten rund um die Uhr, um die Schäden zu beheben.
Hohe Kosten für die Verteidigung
Die Abwehr der russischen Angriffe wird für die Ukraine immer teurer. Laut „ABC“ kostet eine Abfangrakete für moderne Systeme wie den amerikanischen Patriot bis zu vier Millionen Dollar. Russische Drohnen hingegen seien mit Kosten von 10.000 bis 20.000 Dollar deutlich günstiger.
Um Kosten zu sparen, investiert die Ukraine verstärkt in elektronische Kriegsführung und eigene Drohnentechnologien. Doch Russland verbessert seine Angriffe ebenfalls stetig, etwa durch den Einsatz von Drohnen mit Anti-Stör-Technologie und Jet-Antrieben.
Zivilbevölkerung leidet unter Angriffen
Die russischen Angriffe fordern auch unter Zivilisten immer mehr Opfer. Laut „ABC“ starben im September mindestens 214 Menschen durch russische Angriffe, fast 1000 wurden verletzt. Im Vergleich dazu waren es im August noch 58 Tote. Besonders Regionen außerhalb von Kiew seien schlechter geschützt und daher stärker betroffen, so Experten.