Ukrainer in Nebel-Falle: Russen greifen Pokrowsk mit Mopeds und Uralt-Autos an

Die russischen Streitkräfte nutzen die aktuellen Wetterbedingungen in der Ostukraine aus, um tiefer in die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk in der Region Donezk vorzudringen. Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte hat dichter Nebel Moskau dazu veranlasst, die Angriffe zu intensivieren, um ukrainische Soldaten in der schwer zerstörten Stadt einzukesseln.

Nebel legt ukrainische Aufklärung lahm

Die schlechte Sicht behindert insbesondere die Aufklärung aus der Luft. Ein Drohnenpilot der 68. Brigade mit dem Rufzeichen „Goose“ bestätigte gegenüber der britischen BBC, dass der Nebel seit Tagen die Sicht für die Luftaufklärung einschränke.

„Haben es gewagt“: Russen nutzen die Sichtbehinderung

Die Sichtbehinderung durch den dichten Nebel führte zu einem ungewöhnlichen und gewagten Vorgehen der Russen. Der ukrainische Drohnenpilot „Goose“ berichtete der BBC, dass die Russen „es gewagt“ hätten, Angriffe mit einer Kolonne von Fahrzeugen zu starten. Normalerweise wäre eine solche Kolonne sofort von ukrainischen Drohnen vernichtet worden.

Ein Video, das russische Soldaten auf Motorrädern, Mopeds und in alten Zivilfahrzeugen offen auf einer nebligen Straße zeigt, ging in sozialen Medien viral. 

Die BBC hat den Standort als die südlichen Außenbezirke der Stadt an der Autobahn Selidowe-Pokrowsk verifiziert. „Goose“ schilderte der BBC zudem, dass die Verteidiger in Pokrowsk in Gebäuden Stellung halten, während der Feind bereits im nächsten Haus lauere und versuche, „uns in den Rücken zu fallen“.

Infiltration und Chaos in der „Grauzone“

Die Lage in Pokrowsk bleibt laut Präsident Wolodymyr Selenskyj weiterhin schwierig. Einige Beobachter halten den Fall von Pokrowsk für unmittelbar bevorstehend. Ein Großteil der Stadt befinde sich in einer „Grauzone“, die von keiner der beiden Seiten vollständig kontrolliert werde, so der Drohnenpilot „Goose“.

Das Ziel Russlands ist es, Pokrowsk und das benachbarte Myrnohrad in einem sogenannten „Kessel“ einzuschließen. Die russischen Streitkräfte versuchen, die logistischen Nachschubwege der ukrainischen Truppen zu durchtrennen. Dies geschieht durch Fernangriffe mit Drohnen und Artillerie, aber auch durch das Einschleusen von Bodentruppen, einer Taktik, die als Infiltration bezeichnet wird. 

Wenn Pokrowsk fällt: Was Militärexperten befürchten

Der Fall von Pokrowsk wäre ein bedeutender Erfolg für Moskau und hätte weitreichende Folgen für den weiteren Kriegsverlauf. Experten befürchten, dass die Einnahme der logistischen Drehscheibe im Donbass durch Russland nicht nur Putins Propaganda als wichtigen Sieg im Jahr 2025 darstellen würde. Vielmehr könnte der Verlust Pokrowsks die russischen Truppen zu weiteren Offensiven ermutigen. 

Militäranalysten sehen dann die benachbarten, wichtigen Städte wie Kramatorsk und Slowjansk, aber auch die angrenzende Region Dnipropetrowsk als nächste logische Angriffsziele. Um Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen und den Vormarsch aufzuhalten, setzt Kiew verstärkt auf Angriffe auf strategische Ziele tief im russischen Hinterland.