Israel will den Vergeltungsschlag: Wie ein Angriff auf den Iran aussehen könnte

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Nach dem Angriff des Irans auf Israel rechnen Experten mit einem Vergeltungsschlag. Für diese gibt es mehrere Möglichkeiten. Die internationale Gemeinschaft warnt vor Flächenbrand.

Tel Aviv – Der Iran hat seinen erklärten Erzfeind Israel in der Nacht zum Sonntag (14. April) zum ersten Mal direkt von seinem Staatsgebiet aus angegriffen. Auslöser für die Eskalation: Teheran macht Israel für den Angriff auf die iranische Vertretung in Syrien vor zwei Wochen verantwortlich. Jetzt droht der Vergeltungsschlag Israels, der laut Experten nur eine Frage der Zeit ist. Vor allem die Frage, wie die militärische Reaktion Tel-Avivs aussehen könnte, beschäftigt derzeit Politiker und Experten weltweit.

Explosion in Damaskus
Das zerstörte Konsulatsgebäude der iranischen Botschaft in Damaskus ist der Auslöser für den Vergeltungsschlag des Irans. © Ammar Safarjalani/XinHua/dpa

Vergeltung im gleichen Rahmen: Konventionelle Ziele sollen Eskalation vermeiden

„Wenn Israel zurückschlägt, dann im gleichen Rahmen: mit militärischen Einrichtungen als Ziel, nicht zivile Gebiete und wahrscheinlich auch nicht wirtschaftliche Ziele“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP Sima Shine, Leiterin des Iran-Programms des Institutes für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) und ehemalige Agentin des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad.

Menahem Merhavy, Iran-Experte an der Hebräischen Universität in Jerusalem, wies hingegen darauf hin, dass der iranische Angriff offenbar so angelegt war, dass „eine große Zahl von Opfern auf israelischer Seite“ vermieden wurde. Auch Hasni Abidi vom Studien- und Forschungszentrum für die arabische und mediterrane Welt in Genf spricht von einem „kontrollierten“ iranischen Angriff.

Übersättigung der Flugabwehr: Manöver nach Vorbild im Ukrainekrieg

Für einen kontrollierten Angriff spricht auch ein anderes Indiz: Ablenkung und Verwirrung. Der Iran soll sich bei der Planung seines Luftschlags offenbar an der Strategie des russischen Militärs in der Ukraine orientiert haben, analysiert das Institute for the Study of War (ISW) in einem aktuellen Lagebericht. Bei der Abfeuerung der 170 Drohnen, 30 Marschflugkörpern und 120 ballistischen Raketen am Wochenende sei es vor allem darum gegangen, die Luft- und Raketenabwehr Israels zu durchbrechen und einen Schwachpunkt zu finden. Kurzum: die Kombination iranischer Drohnen und Marschflugkörper sowie ballistischer Raketen gegen Israel sollte die Luftabwehr verwirren und überwältigen.

Mit dieser Taktik soll erreicht werden, dass der Abwehrschirm für den Luftraum nicht alle Ziele gleichzeitig abwehren kann, sondern gezwungen ist, einige Raketen durchzulassen. „Der iranische Drohnen- und Raketenangriff auf Israel zeigt, dass der Iran von den Russen und den Huthis lernt, immer gefährlichere und wirksamere Angriffspakete gegen Israel und die USA zu entwickeln“, heißt es im ISW-Bericht weiter.

Eigentlich ist Israel dem Iran technisch und militärisch überlegen. Die sogenannte Taktik von einer „Übersättigung der Flugabwehr“ könnte demnach nur erfolgreich sein, wenn sie wiederholt und systematisch angewendet wird. Dass diese Strategie aber funktionieren kann, zeigt das Vorgehen der Russen in der Ukraine, merkt etwa die Zeit an.

Auch andere Szenarien möglich: Von Infrastruktur über Cyberangriffe

Laut Kobi Michael, dem Forschungsleiter am Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) in Tel Aviv und am Misgav-Institut in Jerusalem ist es aber dennoch möglich, dass es auch Attacken auf die Infrastruktur und Wirtschaftsressourcen wie Energie, Öl und Elektrizität geben kann. Andere Optionen: Cyberangriffe oder Attacken auf hochrangige Militär- und Nuklear-Experten, so Michael gegenüber dem Tagesspiegel.

„Wenn Israel sehr heftig reagiert, werden wir wahrscheinlich in eine Situation der Eskalation geraten, die sich ausweiten kann“, befürchtet Meir Litvak vom Zentrum für Iranstudien an der Universität Tel Aviv. Es liege jedoch nicht im Interesse Israels, einen regionalen Krieg mit dem Iran zu beginnen, da das Land bereits Krieg gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen führe. Die längerfristigen Folgen für Israel wären wahrscheinlich katastrophal.

Das Iron-Dome-Raketenabwehrsystem Israels soll etwa 99 Prozent des iranischen Angriffs abgewehrt haben. Archi
Das Iron-Dome-Raketenabwehrsystem Israels soll etwa 99 Prozent des iranischen Angriffs abgewehrt haben. © Ilia Yefimovich/dpa

Israel müsse bei seiner Reaktion die Positionen seiner Verbündeten berücksichtigen, die ihm bei der Abwehr der iranischen Angriffe geholfen hätten, sagt Menahem Merhavy, Iran-Experte an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Zudem könne Israel nicht ohne Rücksprache mit Washington zurückschlagen, da sind sich Experten einig.

Internationale Gemeinschaft warnt vor Flächenbrand: Israel soll sich zurückhalten

Die internationale Gemeinschaft mahnt indes Israel ausdrücklich zur Zurückhaltung, um einen Flächenbrand zu vermeiden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appellierte am Montag (15. April) an Israel, „selbst zur Deeskalation“ der Lage im Nahen Osten beizutragen. Großbritannien und Frankreich riefen ebenfalls dazu auf.

US-Präsident Joe Biden sagte am Montag (15. April) bei einem Treffen mit dem irakischen Regierungschef Mohamed Schia al-Sudani im Weißen Haus, er wolle sich „für eine Waffenruhe einsetzen, die die Geiseln nach Hause bringt und verhindert, dass sich der Nahost-Konflikt noch stärker ausbreitet als es schon der Fall ist“. Zuvor hatten die USA bereits deutlich gemacht, dass sie Israel bei einem möglichen Gegenschlag gegen den Iran nicht unterstützen würden.

Nach den Worten des israelischen Generalstabschefs Herzi Halevi wird es allerdings eine Antwort geben. Beim Besuch der Luftwaffenbasis Nevatim, die an der Abwehr des Angriffs am späten Samstagabend beteiligt gewesen war, sagte Halevi am Montag: „Während wir nach vorne blicken, erwägen wir unsere Schritte.“ Auf einen Angriff mit so vielen Raketen auf das Territorium Israels werde eine Reaktion folgen. (bg/dpa)

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