Maro-Bewohner sorgen sich um Zukunft und bangen um Genossenschaftsanteile
Bewohner von Häusern der Maro-Genossenschaft im Oberland sorgen sich um die Zukunft. Geht die Genossenschaft insolvent, droht ihnen ein Totalverlust ihrer Genossenschafts- und Wohnungspflichtanteile. Die Entscheidung könnte in Kürze fallen. Eine Penzbergerin bleibt aber zuversichtlich.
Penzberg – Seit dem Jahr 2020 stehen an der Matthias-Flurl-Straße in Penzberg drei Mehrgenerationenhäuser der Maro-Genossenschaft. Sie hatte damals 7,6 Millionen Euro in den Neubau investiert, gefördert vom Freistaat. Im Vorfeld war das Interesse enorm, eine der 22 Wohnungen zu ergattern. Heute leben dort knapp 50 Menschen.
Pro Wohnung haben sie – neben der normalen Miete – mindestens drei Genossenschaftsanteile für je 500 Euro gezeichnet sowie für einen Wohnungspflichtanteil bezahlt. Dieser bemisst sich nach der Wohnungsgröße und daran, ob es eine geförderte oder frei finanzierte Wohnung ist. Der Pflichtanteil kann Zehntausende von Euros betragen. Der eine oder andere musste dafür einen Kredit aufnehmen.
Teilweise Kredite aufgenommen, um Pflichtanteile zu bezahlen
Nun sorgen sie sich wie insgesamt rund 700 Menschen in ganz Südbayern, die ebenfalls in Häusern der Maro-Genossenschaft leben, dass die Genossenschaft insolvent geht und ihre Anteile verloren sind. Offen ist auch, wer dann die Wohnhäuser übernimmt.
Claudia Wenzl ist eine der Bewohnerinnen des Mehrgenerationenhauses in Penzberg. Natürlich sei die Stimmung schlecht, sagte sie. Manche Leute, bestätigt sie, hätten Kredite aufgenommen, um die Anteile bezahlen zu können. Es sei für sie „eine Vollkatastrophe“. Sie selbst hat sich an die Landtagsabgeordneten Florian von Brunn (SPD), Andreas Krahl (Grüne) und Florian Streibl (Freie Wähler) gewandt. Die Hoffnung ruht auf der Politik.
Die Penzbergerin hat sich dennoch eine gewisse Zuversicht bewahrt. „Das ist meine ganz persönliche Sichtweise“, betont Claudia Wenzl. Sie glaube an den Rechtsstaat, die Demokratie und die Politik. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Politik uns den Bach runtergehen lässt, vor allem weil die Maro-Genossenschaft von der Politik so hochgelobt wurde.“ Es gehe auch nicht darum, dass die Politik der Maro Geld schenke, sondern dass sie für geplatzte Bankkredite einspringt.
Zukunft der Maro-Genossenschaft noch offen
Ein anderer Gedanke, der ihr kürzlich kam, ist, dass die Wohnungsgenossenschaft Penzberg, im Volksmund „Bauverein“, die Penzberger Häuser übernimmt. Vom „Bauverein“ hatte die Maro-Genossenschaft einst das Grundstück auf Erbpacht erhalten.
Wie die Zukunft der Maro-Genossenschaft aussieht, ist momentan noch offen. Zuletzt hieß es, dass sie bis Ende Mai fünf Millionen Euro zusammenbringen muss, um die Insolvenz abzuwenden. Für etwa ein Viertel hat sie nach eigenen Angaben Unterstützerzusagen. Magdalena Matejkova von der Maro-Genossenschaft erklärt, dass diese Summe zwar die Voraussetzung für eine Rettung ist, aber es nicht nur darum geht. Es sei „komplex und vielschichtig“, sagt sie. Die Chance, dass die Genossenschaft mit all ihren Projekten bestehen bleibt, hält sie selbst für gering.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Politik uns den Bach runtergehen lässt.
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Was die Zukunft betrifft, gibt es laut Matejkova viele mögliche Szenarien. Das beste wäre eine neue Form, bei der sich für die Bewohner nichts ändert. „Daran arbeiten wir intensiv“, sagt sie. Denkbar wäre es ihr zufolge auch, dass die jeweiligen Kommunen, in denen Maro vertreten ist, die Häuser an ihren Orten übernehmen.
Der Penzberger Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erzählt, dass er wegen der Maro-Genossenschaft in engem Austausch mit dem Landtagsabgeordneten Harald Kühn (CSU) stehe, der das Problem an die Staatsregierung herangetragen habe. Was eine Übernahme der Penzberger Häuser durch die Stadt Penzberg betrifft, ist Korpan allerdings skeptisch. Bisher hat die Maro laut Korpan keinen Kontakt zu ihm aufgenommen. Sollte die Frage tatsächlich konkret werden, müsste man sich die Konditionen und die rechtliche Situation ansehen. In der jetzigen finanziellen Lage der Stadt wäre es aber schwierig, formuliert er es vorsichtig.
Skepsis überwiegt
Auch in Weilheim, wo es zwei Demenz-Wohngemeinschaften mit 19 Zimmern sowie ein Mehrgenerationenhaus mit 13 Wohnungen gibt, und Peiting, wo es ebenfalls ein Mehrgenerationen-Haus gibt, ist die Maro vertreten. Die Idee, die Kommunen könnten einspringen und die Häuser vor Ort übernehmen, kommt bei Weilheims Kämmerer Christoph Scharf mäßig gut an. „Wir stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand und können schon unsere eigenen geplanten Projekte nicht stemmen“, sagt er. Zudem gebe es die Wohnbau, an der man beteiligt sei. Wenn man jetzt der Maro helfe, kommen womöglich andere auf die Stadt zu. „Auch wenn die Maro natürlich besonders ist: Wo fängt man an, wo hört man auf?“, fragt Scharf.
In Peiting hat Bürgermeister Peter Ostenrieder erst vergangene Woche Kontakt zu Maro-Verantwortlichen gehabt, auch mit betroffenen Bewohnern spricht er regelmäßig. Weil es um viele KfW-Kredite geht, ist für ihn eine Bankenlösung etwa durch die Bayerische Landesbank die beste Möglichkeit. Denn die könnte alles übernehmen. Der Eingriff sei zu rechtfertigen, „schließlich geht es meist um Sozialwohnungen“, sagt Ostenrieder. Erst wenn das scheitern würde, könne man sich Gedanken machen, ob man selbst tätig werde. „Eigentlich heißt es, Genossenschaften können nicht pleite gehen, und das stimmt theoretisch. Aber die Bewohner können natürlich nicht so viel Geld nachschießen“, so Ostenrieder.
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