Nach Kabarettisten-Auftritt bei Feier bekommt Firma plötzlich 10.000-Euro-Rechnung
Am 2. Juli 2022 feiert CSU-Politikerin Monika Hohlmeier ihren 60. Geburtstag. Unter den Gästen, die die Abgeordnete des EU-Parlaments eingeladen hat, ist auch der damalige Chef der Bayerischen Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften AG, kurz Baywa, Klaus Josef Lutz. Der bringt der Aufsichtsrätin seines Unternehmens den Kabarettisten Django Asül "als ganz persönliche Geburtstagsüberraschung" mit, wie es hieß. Doch auf die folgte eine böse Überraschung für die Baywa, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
Weniger als zehn Minuten soll Asül über Europa gesprochen und sich dann zu Lutz an den Tisch gesetzt haben. So weit, so gut. Drei Tage später bekommt das Unternehmen aber eine Rechnung über 10.914 Euro. Betreff: "Maßgeschneiderte Gastrede". Die Firma zahlte.
In der Baywa sorgt der Fall für Irritationen. "Der Vorgang ist bekannt", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" einen Konzernsprecher. "Er ist Teil der noch laufenden, internen Untersuchungen." Weitere Angaben möchte die Firma deshalb nicht machen. Auch Kabarettist Asül schweigt.
Hohlmeier von Rechnung irritiert: Auftritt wirkte wie persönlicher Gefallen
Anders Hohlmeier und Baywa-Chef Lutz. "Diese Feier wurde von meinen Kindern und mir organisiert und von mir bezahlt", sagt die jüngste Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Sie habe darum gebeten, keine Reden zu halten, sondern einfach einen gemütlichen Abend im Biergarten der Augustiner-Gaststätte Kurgarten in München zu verbringen. Statt Geschenken wünschte sie sich Spenden für eine Stiftung.
Dass Asül für seinen Auftritt eine Rechnung an die Baywa schickte, irritiert Hohlmeier. Es habe gewirkt, als "habe Lutz einen persönlichen Freund um den Gefallen gebeten, bei meinem Geburtstag kurz aufzutreten. Ich hätte angesichts der Kürze des Auftritts weder für deren Höhe noch dafür Verständnis, dass diese an die Baywa AG gerichtet sein soll", sagt sie der "Süddeutschen Zeitung".
Lutz lässt von einem Anwalt mitteilen, dass der damalige Aufsichtsratschef Manfred Nüssel ihn gebeten habe, eine persönliche Überraschung zu Hohlmeiers 60. Geburtstag zu organisieren. "Die Einladung an den Kabarettisten Django Asül erfolgte in Abstimmung mit Herrn Nüssel." An weitere Details könne sich Lutz nicht erinnern.
Beteiligter im Rückblick: "Da war viel Vetternwirtschaft dabei"
Dass die Rechnung überhaupt auftauchte, hat mit der existenziellen Krise der Baywa nach einer geplanten Expansion zu tun. Im Sommer 2024 wurde eine Liquiditätskrise beim Handels- und Dienstleistungskonzern bekannt, deren Gründe bis heute geprüft werden. Bis Klarheit besteht, soll auf der Hauptversammlung auch die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat vertagt werden.
Ein Beteiligter hat rückblickend eine ganz eigene Sicht auf den Fall um die Rechnung von Django Asül. "Da war viel Vetternwirtschaft dabei", sagt er der "Süddeutschen Zeitung". Welche Folgen die Geburtstags-Rechnung hat, bleibt offen.