Paukenschlag: Prominenter CSU-Stadtrat wechselt das politische Lager

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Stadtrat und Kulturreferent Sepp Schwarzenbach (hier bei einem Benefizabend zum Weltfrauentag imBadehaus) kehrt der CSU den Rücken. © Hans Lippert

Rund 100 Tage vor den Kommunalwahlen wechselt Sepp Schwarzenbach das politische Lager. Als Hauptgrund nennt der CSU-Stadtrat interne Differenzen mit seinen Noch-Parteifreunden.

Wolfratshausen – Ihr Bürgermeisterkandidat ist mit Günther Eibl bereits gesetzt, am kommenden Montagabend stellt die Wolfratshauser CSU ihre Bewerberliste für den Stadtrat auf. Der Name eines prominenten Mandatsträgers wird auf dem Zettel fehlen: Sepp Schwarzenbach – Wortspiel! – nimmt bei den Schwarzen seinen Hut. Er wechselt nach eigenen Angaben zur Wolfratshauser Liste.

„Griabig, kreativ und willensstark“: Mit diesen Worten beschrieb sich der heute 34-Jährige, Sohn des gleichnamigen ehemaligen Disco-Königs von Wolfratshausen, im Wahlkampf 2020. Von Platz acht der CSU-Liste startete Schwarzenbach durch – und eroberte mit 2778 Stimmen hinter Bürgermeisterkandidat Eibl (4737 Stimmen) und Alfred Fraas (2801) Platz drei. Seither zählt er zur fünfköpfigen CSU-Stadtratsfraktion, zudem ist er Kulturreferent des Gremiums.

Dass er den Christsozialen nun den Rücken kehrt, sei das Ergebnis „einer schon langen Vorgeschichte“, sagt Schwarzenbach im Gespräch mit unserer Zeitung. Obwohl er seit der Corona-Pandemie „ein anderes Verständnis von Politik“ habe, habe sich seine politische Grundausrichtung allerdings nicht gewandelt. Es seien eher zwischenmenschliche Dissonanzen, die ihn zu seinem Entschluss bewogen hätten. Schwarzenbach hadert mit der in seinen Augen mangelhaften Gesprächskultur in den Reihen der Wolfratshauser CSU. Ein Beispiel: Als Kulturreferent macht er sich für die Wiederbelebung der Bergwaldbühne stark (wir berichteten). Ein Projekt, dem viele seiner Noch-Parteifreunde kritisch bis ablehnend gegenüberstehen.

Man müsse nicht derselben Meinung sein, sagt der 34-Jährige – doch in Sachen Bergwaldbühne sei er nicht nur intern getadelt worden: „Ich bin auch von Informationen zu dem Thema abgeschnitten worden.“ Rückblickend nennt er das ein „desaströses Verhalten“.

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Kurzum: „Die Zeiten ändern sich“, doch sein kommunalpolitisches Engagement hängt Schwarzenbach nicht an den Nagel. Er sei von mehreren Parteien beziehungsweise politischen Gruppierungen angesprochen worden – und entschied sich für die Liste WOR um ihren Vorsitzenden Helmut Forster. Die nominiert ihre Stadtratskandidaten am 27. November, mutmaßlich findet sich der Name Schwarzenbach unter den ersten fünf.

CSU-Vorstand beschließt Verbannung von Kandidatenliste

Bei der Gruppierung sei die Meinungsfreiheit ein hohes Gut. „Ich habe mich seinerzeit für die Surfwelle stark gemacht“, die Liste WOR sammelte Unterschriften dagegen – trotzdem heiße man ihn willkommen. Darüber hinaus – der Wahlkampf lässt grüßen – betont Schwarzenbach, dass nur die Liste WOR „echte“ Politik für die Wolfratshauser mache. Und: „Die Mitglieder verfügen über einen enormen Wissensschatz über Wolfratshausen, den sie gerne mit jungen Menschen wie mir teilen.“

Die CSU-Ortsvorsitzende und -Fraktionschefin, Claudia Drexl-Weile, bestätigt auf Nachfrage: „Ja, Herr Schwarzenbach kandidiert nicht mehr für die CSU.“ Es gebe einen Vorstandsbeschluss, dass der 34-Jährige den Mitgliedern am Montag „nicht als Wahlvorschlag“ empfohlen werde. Warum entschied der Vorstand so? „Dazu möchte ich mich jetzt nicht äußern“, antwortet Drexl-Weile. Der Name Schwarzenbach stehe nicht auf der Kandidatenliste, „er kann natürlich am Montag auf Wunsch ergänzt werden“. Diesen Wunsch hat der 34-Jährige selbst nicht. (cce)