Jugend ist 224 Minuten pro Tag online - Medienfachtag in Fraunberg
Medien prägen das Leben von Kindern und Jugendlichen. Bei einem Fachtag in Fraunberg informierten sich Pädagogen über Risiken und den Bildungsauftrag in Sachen Online-Medien.
Fraunberg – In einer Welt, die sich medial rasend schnell verändert, müssen sich bereits Kinder und Jugendliche zurechtfinden, um für ihr weiteres Leben gerüstet zu sein. Daher veranstaltete der Kreisjugendring Erding (KJR) einen Medienfachtag für rund 20 Pädagogen im Gemeindezentrum Fraunberg.
Untersuchungen, so erklärte Medienpädagoge Danilo Dietsch aus Traunstein in seinem Referat, hätten ergeben, dass bereits 74 Prozent aller Krippenkinder Erfahrungen mit elektronischen Medien haben, Jugendliche seien im Durchschnitt bereits 224 Minuten am Tag online unterwegs. Je nach Altersgruppe dominieren dabei verschiedene Formate, und bereits jedes dritte Kind sei medial sexuell belästigt worden. „Wir müssen selbst nicht unbedingt in diesen Medien vertreten sei“, so der Experte, „aber wir sollten als Eltern und Pädagogen wissen, wo sich unsere Kinder bewegen“.
Er sprach zudem ein weiteres wichtiges Thema an, die Künstliche Intelligenz (KI). 38 Prozent der Jugendlichen würden sie bereits in der Schule nutzen, vor allem ChatGPT sei angesagt, um Referate oder Prüfungstexte zu erstellen.
Der Auftrag zu digitaler Bildung umfasse die drei elementaren Rechte auf Teilnahme, Befähigung und dem Schutz vor Risiken. Der Medienpädagoge sprach sich daher dafür aus, Digitalisierung als Angebot in der Jugendarbeit zu sehen. „Wir müssen Jugendlichen aufzeigen, dass auch ein Smartphone ein digitaler Werkzeugkoffer sein kann und nicht nur für Social-Media-Kontakte gut ist.“ Es gelte daher, jungen Menschen schon früh den richtigen Umgang damit zu lehren.
Was er bemängelte und in der anschließenden Diskussion mit Sabrina Netzer, Elternbeiratsvorsitzende in Oberding, und Kollegin Katja Bröckl-Bergner weiter vertiefte, sei ein derzeit noch fehlendes Netzwerk im Landkreis Erding, der sich immerhin mit dem Titel Digitale Bildungsregion schmücke. Die drei Fachleute erarbeiteten mit ihrem Publikum mehrere Vorschläge zur Verbesserung der Lage, etwa eine Einbeziehung der Jugendlichen in dieses Thema oder ein Zusammentreffen von Jugendlichen mit Senioren, um Medien-Kompetenz auszutauschen
KJR-Geschäftsführerin Kristin Hüwel konnte dazu auch schon konkrete Angebote unterbreiten, wie beispielsweise eine Programmierwoche für Kinder in den Pfingstferien oder ein Vortrag zum Thema Fake News.
Sie brachte in die Diskussion ein, ob nicht speziell ausgebildete Schüler wiederum Schüler im Umgang mit Medien unterrichten könnten, quasi als Medien-Scouts. „Denn die Lehrkräfte sind überall bereits am Anschlag mit ihren Arbeitsstunden, es fehlen uns Ressourcen“.
In drei Workshops bot der Fachtag dem Pädagogen-Publikum aber auch sehr Anschauliches: Einmal wurde das so genannte MiniMedia-Kinder-Medienhaus erlebbar gemacht, wo Kinder selbst als Kurzzeit-Reporter arbeiten können. Medienpädagoge Holger Mügge aus Transtein zeigte mittels Minetest, einer Variante des Videospiels Minecraft, wie Jugendliche sich damit politisch einbringen und in elektronischen Zukunftswerkstätten üben können.
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Katja Bröckl-Bergner sorgte schließlich für einen besonderen Aha-Moment, als sie in ihrer Gruppe aufzeigte, wie anhand einer selbst gebastelten Glückwunschkarte mit Leuchtdiode das System Stromkreislauf veranschaulicht werden kann. Und natürlich wollten alle auch wissen, wie ihre alternative Computersteuerung mit Apfel und Banane aufgrund einer speziellen Platine durchaus gut funktionieren kann.
Mit vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Empfehlungen reisten die geladenen Pädagogen schließlich wieder nach Hause, unter anderem mit dem Rat von Hausherr Hans Wiesmaier im Ohr, „die Digital-Welt und den verantwortungsvollen Umgang damit nicht irgendjemandem zu überlassen“.