TVJA-Geschäftsführer schlägt Alarm: „Die Jugendhilfe steht am Abgrund“
Rudi Mühlhans, Geschäftsführer des TVJA, warnt vor einem drohenden Defizit von 130 000 Euro. Dies könnte massive Auswirkungen auf die Betreuungsarbeit und Personalbesetzung haben.
Geretsried – Düstere Prognosen prägten die jüngste Mitgliederversammlung des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit (TVJA) im Quartierstreff „Wir sind Stein“. Aufgrund eingeschränkter Fördermittel rechnet der Vorstand in diesem Jahr mit einem Defizit von rund 130 000 Euro und muss deshalb Abstriche in der Betreuungsarbeit und Personalbesetzung machen.
„Die Jugendhilfe steht am Abgrund und das Bildungssystem ist schon einige Schritte weiter“, schlug TVJA-Geschäftsführer Rudi Mühlhans Alarm. Mit dem Jugendzentrum Saftladen, dem Jugendtreff Ein-Stein sowie den Quartiersmanagement-Einrichtungen in Stein und am Johannisplatz stehen dem Verein zwar vier von der Stadt bereitgestellte Liegenschaften zur Verfügung. Zudem unterstützt die Kommune die Jugend- und Sozialarbeit pro Jahr mit 500 000 Euro. Doch das reicht nicht, um die aufgrund von Tariferhöhungen gestiegenen Personalkosten zu decken.
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Laut TVJA-Vorsitzender Kerstin Halba beschäftigt der Verein derzeit 47 Mitarbeiter, die sich 21,95 Vollzeitstellen teilen. Wie in unserer Zeitung berichtet, entschied sich der Vorstand vor einem Jahr, die vakante Stelle in der mobilen Jugendarbeit nicht nachzubesetzen. „Deshalb sind wir 2024 bei den Personalkosten noch mit einem blauen Auge davongekommen“, erklärte Mühlhans. Dass das letztjährige Defizit mit rund 47 000 Euro vergleichsweise gering ausfiel, lag zum Teil auch an einer Adventskalender-Spendenaktion des Lions Clubs München-Isartal.
Rücklagen dürften bald aufgebraucht sein
Da in diesem Jahr mit monatlichen Personalkosten in Höhe von 100 000 Euro zu rechnen sei, dürften die Rücklagen des TVJA bald aufgebraucht sein. „Eine weitere Unterdeckung unseres Haushalts ist nicht länger darstellbar, sonst gibt es gewaltige Qualitäts- und Leistungseinbußen“, warnte Mühlhans. Caritas-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Schweiger sieht das genauso.
„Es gibt derzeit vor allem im Bereich der frühkindlichen Erziehung Engpässe“, sagte Schweiger. Im fortgeschrittenen Alter der Jugendlichen seien Eingriffe dann umso herausfordernder. „Ich habe das Gefühl, dass wir derzeit alle am Limit sind und dennoch weitermachen“, stellte Mühlhans fest. Hoffnung geben ihm und seinem Team gelungene Veranstaltungen wie die von Jugendlichen und Pädagogen organisierte „Gala der Talente“ im März. „Das war eine absolute Sternstunde der Jugendarbeit“, so Mühlhans.
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Am Ende der Versammlung beschlossen die Mitglieder den Haushaltsplan – allerdings versehen mit der strengen Vorgabe, geeignete Maßnahmen zur Reduzierung des Defizits zu ergreifen. So geht der seit 43 Jahren bestehende TVJA mit gemischten Gefühlen einer unsicheren Zukunft entgegen. „Wir haben es bisher noch immer geschafft, vielen Jugendlichen den Weg ins Erwachsenenleben zu erleichtern“, zeigte sich die Vereins-Vorsitzende und SPD-Stadträtin Halba vorsichtig optimistisch.