Er hat Generationen das Singen beigebracht: Kulturpreis für „revolutionären“ Musik-Pädagogen
Yoshihisa Matthias Kinoshita ist eine Insitution in Wolfratshausen. Der Chorleiter hat über drei Jahrzehnte lang die Musiklandschaft mitgestaltet.
Es gibt weitreichende Fragen, die treiben Yoshihisa Matthias Kinoshita um. Etwa die: Warum sind die Deutschen wirtschaftlich so erfolgreich, obwohl sie im Vergleich zu seinem Heimatland viel mehr Freizeit haben? „Das wird in Japan gerade diskutiert“, erzählt er. Aber an diesem frühen Freitagabend geht es nicht um wirtschaftliche Fragen. Hier, im ersten Stock des Wirtshauses Flößerei, geht es allein um ihn. Yoshihisa Matthias Kinoshita soll den Kulturpreis der Stadt Wolfratshausen, dotiert mit 1000 Euro, überreicht bekommen. 34 Jahre hat „Yoshi“, wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner ihn freundschaftlich nennt, als Musikpädagoge, respektive Chorleiter, hier gearbeitet.
Gut 20 Gäste sind gekommen, einige Stadträte, Landrat Klaus Koch (Grüne) aus Eurasburg ist dabei, Familienangehörige, die Filmemacherin Dr. Sybille Krafft. Ihr Film „25 Jahre Wolfratshausener Kinderchor“ von 2015 wird gezeigt, ein Kurzporträt über die Arbeit Kinoshitas. Der freut sich, „dass der Preis einem Pädagogen zugesprochen wird“, das sei schließlich keine Selbstverständlichkeit. Denn, so habe er immer wieder festgestellt: „Die musischen Fächer fallen leicht mal untern Tisch.“ Vor allem dann, wenn die PISA-Studie mal nicht so doll ausfällt, würden dort Abstriche gemacht.

Wolfratshausen leistet sich „tolle Musikschule“
Dabei sei Musik doch wichtig, mit ihr werde beides gefördert: die Individualität und das Kollektiv. „So wird dann etwas Wunderbares erschaffen, im Chor und in der Orchesterarbeit, was alleine nicht möglich ist“, sagt Kinoshita. Und: „Der Baum, der fällt, macht mehr Lärm, als ein Wald, der wächst“, zitiert er ein altes tibetanisches Sprichwort. „Wir Pädagogen sorgen dafür, dass der Wald wächst.“ Und es gibt auch Lob für den Preisgeber: „Es spricht für Wolfratshausen, dass es sich so eine tolle Musikschule leistet.“ Für kleine musikalische Glanzpunkte sorgt das Geigen-Duett Sigrid von Kracht und Josef Vorbuchner, unter anderem mit Musik von Béla Bartók.
Musikalische Förderung fällt oft unter den Tisch
Ehrung, wem Ehrung gebührt. Rathauschef Heilinglechner würdigt in seiner Laudatio die „beeindruckende Arbeit“ Kinoshitas, der 1989 einen „kleinen Kinderchor in der Musikschule übernommen“ hatte. „Aus einer kleinen Gruppe singfreudiger Kinder hast du einen Klangkörper geformt.“ Am Ende waren es 180 Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Chorgruppen. „Der Chor war damit die größte Abteilung in der städtischen Musikschule.“
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Kinoshitas Maxime als Chorleiter war „revolutionär“
Es sollte eine einzigartige Erfolgsstory werden: Erste Plätze in den Jahren 1998 und 2006 beim Deutschen Chorwettbewerb, Konzertreisen nach Japan, Frankreich, Italien und Ägypten, CD- und Rundfunkaufnahmen gehören zur Bilanz nach drei Jahrzehnten. Und vor allem: „Deine Maxime war immer ,Freude kommt vor richtig oder falsch‘, ein revolutionärer Leitgedanke.“ Und: „Wer bei Dir im Chor gesungen hat, erlebte nicht nur Proben und Konzerte, sondern eine Schule des Lebens“, so Heilinglechner. Selbstbewusstsein, Teamgeist – auch derlei sei hier gefördert worden.
Und warum sind die Deutschen so erfolgreich, trotz all der Freizeit? „Ich weiß es auch nicht“, sagt Yoshihisa Matthias Kinoshita. Aber er denkt weiterhin darüber nach.