Monsanto-Erblasten - PCB-Klagen kosten Bayer 100 Millionen Dollar - Chemiekonzern will Urteil anfechten

Der deutsche Konzern Bayer hat in den USA erneut einen Rechtsstreit um gesundheitliche Schäden durch die seit Jahrzehnten verbotene Chemikalie PCB verloren. Trotz einer Mitteilung von Bayer am frühen Mittwochmorgen, dass die Jury im Fall Rose bei elf von 15 Klägern zugunsten des Unternehmens entschieden habe, bleibt es eine schwere Niederlage im Kampf des Unternehmens gegen die PCB-Klagen.

Geschworene sprechen Opfern hohe Summe zu

Insgesamt sprachen die Geschworenen den vier übrigen Klägern Schadenersatz in Höhe von 25 Millionen Dollar sowie einen Strafschadenersatz von 75 Millionen Dollar zu. Von größerer Bedeutung für Bayer könnte jedoch der anstehende PCB-Berufungsprozess sein, der im Februar vor dem obersten Gericht des Bundesstaates Washington beginnt.

Bayer betonte, das Urteil anzufechten und erklärte: "Um eine Aufhebung oder zumindest eine Reduktion des Schadenersatzes zu erreichen", da Blutproben und Lufttests kaum PCB-Belastung nachgewiesen hätten. Im Mittelpunkt des Falles steht erneut das Sky Valley Education Center (SVEC), wo PCB als Ursache für verschiedene gesundheitliche Beschwerden, inklusive Hirnschäden, verantwortlich gemacht wird.

Bayer ächzt unter teurem Erbe des US-Saatgutkonzerns Monsanto

Die PCB-Verfahren stellen - ähnlich wie die milliardenschweren Glyphosat-Klagen - ein teures Erbe des US-Saatgutkonzerns Monsanto dar, den Bayer 2018 übernommen hatte. Monsanto wird vorgeworfen, die verheerenden Auswirkungen der toxischen Schadstoffe über Jahre hinweg verschwiegen zu haben. Das Unternehmen hatte PCB, das unter anderem als Brandschutzflüssigkeit in zahlreichen Elektrogeräten und Baumaterialien genutzt wurde, bis 1977 produziert. Zwei Jahre später wurde PCB in den USA verboten.

Bayer bemüht sich weiterhin, die Kosten der PCB-Rechtsstreitigkeiten von ehemaligen Kunden erstattet zu bekommen. Ein Großteil der Abnehmer hatte Monsanto von der Haftung freigestellt, um weiterhin PCB beziehen zu können. Hierzu läuft eine entsprechende Klage.

Monsanto-Klage
Sojafelder in Argentinien werden häufig mit Glyphosat begast, einem Herbizid, das laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wahrscheinlich krebserregend ist IVAN PISARENKO/AFP via Getty Images

Bayer-Aktien reagieren moderat auf Gerichtsentscheidung

Im Februar wird der PCB-Berufungsprozess vor dem Washington Supreme Court, dem höchsten Gericht des Bundesstaates, einen weiteren entscheidenden Punkt erreichen. Auch in diesem Fall - bekannt als Erickson - geht es um angebliche PCB-Belastungen im Sky Valley Education Center. Ein Berufungsgericht hatte im Mai 2021 ein Urteil aufgehoben, das drei Lehrern einen Schadenersatz von insgesamt 185 Millionen Dollar (etwa 168,5 Millionen Euro) zugesprochen hatte.

Im Herbst entschied das Washington Supreme Court jedoch, sich der Angelegenheit anzunehmen. Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan erklärte, sollte das Gericht zugunsten von Bayer entscheiden, könnte dies die potenzielle Haftung aus anderen PCB-Fällen um mehr als eine Milliarde Dollar reduzieren. Eine Entscheidung wird frühestens Mitte des Jahres erwartet, das Verfahren könnte sich jedoch bis zu zwölf Monate hinziehen.

Bayer-Aktien zeigten am Mittwoch eine moderate Kursreaktion auf die aktuellen Entwicklungen.