„Wenn man ein leises Auto hat, macht es keinen Sinn, es lauter zu machen“

„Wir fahren grundsätzlich mit geöffneten Fenstern. Wir sehen, hören und gucken nach“, erklärt ein Beamter der Hamburger Polizei. Er und sein Kollege gehören zur Dienstgruppe Autoposer. 

Bei jeder Ausfahrt geht dem Polizisten-Duo ein „Poser“ ins Netz. Es geht um Leistungssteigerungen, Abgasmanipulationen und erhöhte Lautstärke der Fahrzeuge. „Unnötiger Lärm ist eine Ordnungswidrigkeit“, erklärt der Polizist. 

Bereits nach kurzer Zeit stoppen die Beamten einen US-Pickup, der im Hamburger Tunnel mächtig röhrt. Das Fahrzeug ist doppelt so laut wie erlaubt. Die Strafe beträgt 1000 Euro und die Insassen, ein Vater mit seinem Sohn, müssen zu Fuß weiter.

Lautstärke macht krank

Die Tricks der Kfz‑Branche sind fantasievoll. TÜV-Gutachter Ralf Ahrns erklärt in der NDR-Doku, dass Tuningfirmen etwa für Harleys Klappen entwickelt haben, die sich bei bestimmten Geschwindigkeiten automatisch öffnen. 

Da die Lautstärke an Ampeln und außerhalb der Ortschaften nicht vom Gesetzgeber geregelt ist, wird die Maschine dort besonders laut. „Im innerstädtischen Bereich geht die Klappe dann zu“, erklärt Ahrns. Die Manipulation mit Soundgeneratoren und an Auspuff und Motor ist ein Millionengeschäft. 

Was nicht gesetzlich sanktioniert ist, wird gemacht. Kardiologe Thomas Münzer macht darauf aufmerksam, dass eine zu hohe Lautstärke Herz-Kreislauf-Probleme hervorrufen kann. Er sagt: „Wenn man ein leises Auto hat, macht es keinen Sinn es lauter zu machen. Das ist ein No-go.“

An der Grenze des Unseriösen

„Markt“-Moderator Jo Hiller nimmt im NDR-Test „Die Tricks rund ums Auto“ (NDR-Mediathek) die Kfz-Branche mächtig auf die Hörner. Auch der Check der Gebrauchtwagenhändler darf dabei natürlich nicht fehlen. Dafür fährt er fünf Gebrauchte mit einem Verkaufspreis von 15.000 Euro zum Probefahren vom Hof des jeweiligen Händlers und lässt diese heimlich bei der Dekra checken. 

Mit dem Wissen über die festgestellten Mängel befragt er anschließend die Händler nach den Defiziten der jeweiligen Autos. Ergebnis: Die Verkäufer kennen (im besten Fall) ihre eigenen Autos nicht. 

Bei einem Renault Zoe hat sich beispielsweise Wasser im Rücklicht gebildet und sogar Schimmel auf dem Polster der Rückbank. Andere Fahrzeuge weisen defekte Stoßdämpfer, Roststellen und abgefahrene Reifen auf. Auf Nachfrage müssten die Händler solche Mängel grundsätzlich nennen. Tun sie aber nicht. Damit ist die Grenze des Unseriösen erreicht.

Schlechte Infrastruktur

Auch die Elektromobilität ist Thema bei „Die Tricks rund ums Auto“. Trotz allmählich steigender Absatzzahlen hinkt Deutschland seinen E-Auto-Zulassungszielen immer noch hinterher. Vor ein paar Jahren hatte der NDR das Netz der Ladesäulen mit dem Autofahrer Peter Bautz schon mal getestet, nun sucht der Sender den Mann wieder auf und testet erneut. 

In Deutschland gibt es mittlerweile rund 125.000 Ladestationen plus 36.000 Schnelllade-Punkte. Das Testergebnis ist trotzdem ernüchternd. Fünf Säulen fährt Bautz im ländlichen Umfeld an – keiner der Versuche ist zufriedenstellend. Mal wird seine Ladekarte nicht akzeptiert, ist der Preis nicht angegeben oder überteuert, oder ein Benziner parkt auf dem Ladeplatz. Zum Glück kann Bautz daheim laden.

Oberflächliche Prüfung

Zuletzt prüft „Markt“-Moderator Hiller den sogenannten Mobilitätscheck oder Saisoncheck, die viele Werkstätten gerade für ältere Autos ab einer gewissen Laufleistung anbieten. Dabei sollen alle sicherheitsrelevanten Teile kontrolliert werden. Für den Test hat die NDR-Redaktion ein altes Auto angekauft, das ADAC-Mann Sebastian Grunert zunächst auf Mängel hin untersucht hat.

Insgesamt findet er 15 Defizite – darunter etwa einen rissigen Keilriemen, eine kaputte Scheibenwaschanlage, eine defekte Auspuffaufhängung, ein abgerissenes Wärmeschutzblech, überalterte Bremsflüssigkeit und einen lockeren Nebelscheinwerfer. 

Die Mercedes-Werkstatt findet für einen Preis von 100 Euro 13 Defizite. Ähnlich sorgfältig geht Pitstop für 28,95 Euro vor. ATU erkennt für 29,99 Euro hingegen ganze drei Mängel. „Ich kriege Gänsehaut“, erklärt Grunert. Hier bekäme der Kunde per Werkstattprotokoll das Gefühl, dass das Auto ziemlich in Ordnung sei. Tatsächlich, so der ADAC-Mann, „ist das schon gefährlich“.