Ford: Die Lage ist schlecht – die Perspektive noch schlechter
Es geht mal wieder um Job-Abbau bei Ford. Die Werke in Köln bewegen sich seit gut 30 Jahren in einer Abwärtsspirale. Die Ford-Mitarbeiter leben in großer Angst, um ihre Jobs. Deshalb haben sich bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft 93,5 Prozent der bei Ford tätigen Mitarbeiter für Arbeitskampf und Streik entschieden. Es geht nicht um mehr Geld, sondern um das Überleben mit einem Job.
Im nahen Düsseldorf scheint man nichts davon zu spüren. Die Landesregierung tut einfach so als scheine die Sonne und man wisse von nichts. Dabei ist die Entwicklung beängstigend. Ford ist der letzte Autobauer in Nordrhein-Westfalen nachdem Opel vor ein paar Jahren die Segel gestrichen hat und das Werk geschlossen wurde.
Ford spielt auf dem europäischen Automarkt keine Rolle mehr
Ein paar Zahlen zeigen die Lage von Ford schonungslos auf. Und diese Zahlen sollte man eigentlich in Düsseldorf in der Landesregierung auch kennen. Im Jahr 1990 hatten die Kölner in West-Europa noch 1,5 Millionen Autos verkauft. Der Ford-Marktanteil stand damals bei stolzen 11,3 Prozent. Zehn Jahre später, 1990, ist man auf 1,2 Millionen Auto abgerutscht. Marktanteil damals: 8,5 Prozent. Und die Abwärtsspirale ging weiter. 2015 wurde dann erstmals die Millionengrenze mit 999.000 Verkäufen und 8,1 Prozent Marktanteil unterschritten. Und das nicht nur für West-Europa, sondern in EU plus Großbritannien plus Schweiz und Norwegen.
Ein trostloses Ergebnis gab es auch im letzten Jahr: 2024 hatte Ford 426.000 Neuwagen verkauft und 3,3 Prozent Marktanteil in der EU plus Großbritannien, Schweiz und Norwegen erzielt. Schwindelerregend die Abwärtsspirale und es gibt kein Anzeichen, dass sich der Trend ändert. Ford ist zu stark geschrumpft, um in Europa eine Rolle zu spielen. Die Scales, also die Größenvorteile, die man im Autogeschäft braucht, um erfolgreich zu arbeiten, sind weg, und ohne Scales ist im Autogeschäft eine Zukunft schlecht vorstellbar. Kleinwagen wie den Fiesta hat Ford einfach gestrichen, weil es sich nicht mehr lohnt. Die Talfahrt ist noch nicht zu Ende.
Ähnlich ging es übrigens vor ein Jahren Opel. Die Opel-Abwärtsspirale war eigenständig nicht aufzuhalten. Damals hatte Peugeot-Citroen Opel von GM übernommen. Gemeinsam konnte man Klein- und Kompaktwagen entwickeln und verkaufen. Die Scales waren unter den früheren Peugeot-Citroën-CEO und späteren Stellantis-CEO Carlos Tavares wiederhergestellt. Opel hätte das alleine nicht geschafft. Natürlich war die Übernahme kein Urlaubsausflug. Natürlich wurden Jobs gestrichen, aber eben nicht alle.
Ein Neuanfang muss her: Renault könnte übernehmen
Was Ford braucht, um aus der Misere zu kommen ist ein Neuanfang. Ein Neuanfang ohne Ford oder eben mit weniger Ford. Europäische Autos sind in USA nicht verkaufbar und US-Schlitten finden in Europa keine Käufer: zu groß, zu durstig, zu einfach, wenn es um Qualitätsempfinden geht. Also haben Ford in Europa und Ford in USA auf industriepolitischem Terrain zu wenig gemeinsam. Wie könnte dann ein Neuanfang aussehen?
Renault könnte sich mit Ford zusammentun, etwa im Rahmen eines Joint Ventures oder einer Übernahme. Ford könnte dann die Renault-Technik nehmen, so ähnlich wie Opel es mit der Stellantis-Technik macht. Damit wäre es möglich, wieder Klein- und Kompaktfahrzeuge zu deutliche besseren Kosen zu produzieren und Kundenattraktivität zurückzugewinnen.
Was wäre der Vorteil von Ford für Renault? Die Produktionswerke sind es sicher nicht. Was Renault interessieren könnten wären die verbliebenden Kunden. Quasi über Nacht könnte Renault die noch bestehenden 430.000 Neuwagen-Kunden gewinnen. Der Wert für Renault liegt also nicht in der Entwicklungsabteilung von Ford, er liegt auch nicht in den Produktionswerken oder dem Einkauf oder der Verwaltung. Er liegt im Vertrieb. Damit hätte Ford als Ganzes möglicherweise einen negativen Kaufpreis. Man würde Renault Geld dazu legen, wenn es Ford in Europa übernimmt. Die Amerikaner wären ihr Problem los. Renault würde die Braut "vergoldet" bekommen.
Auch chinesische Autobauer dürften Interesse zeigen
Was für Renault interessant sein könnte gilt natürlich erst recht für chinesische Autobauer. Bisher hat man viel Geld investiert, um in Europa Autos zu verkaufen. Die bisherigen Erfolge von BYD, MG-Rowe, XPeng, Leapmotor und anderen sind "überschaubar". Viele Händlerzulassungen, viele Vermieterzulassungen und kaum private Autokäufer als Kunden. Da könnten die 430.000 Ford-Neuwagenkäufer hilfreich sein.
Nimmt man das Wort "chinesische Autobauer" in den Mund, stellen stellen bei vielen die Haare auf. Zukunftsreicher als mit Ford scheint es allemal. Chinesen könnten als helfen Jobs zu sichern. Nicht alle, aber doch einige.
Kommen wir zur Landesregierung im nahen Düsseldorf zurück. Wen man dort nur ein wenig Gefühl für die Autoindustrie hätte, würde man das Ford-Problem sehen und Lösungen suchen. Nach allem was man so sieht und hört, scheint das wenig der Fall zu sein. Die Urabstimmung ist ein Hilferuf – nicht nur für Köln, sondern erst recht für Düsseldorf.