Peitinger Villa von 1908 steht jetzt auch in der Denkmalliste

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Eine Bereicherung für Peiting: die seit heuer unter Denkmalschutz stehende Villa Münchener Straße 2 aus dem Jahre 1908. © Heiß

Das Jahr 2023 war eine Sternstunde für die Heimatpflege in der Marktgemeinde Peiting: Nicht weniger als drei Objekte wurden neu in die Denkmalliste aufgenommen. Diese umfasst jetzt 45 Bau- und 14 Bodendenkmäler. Eines davon ist die 1908 von Ökonomierat Anton Schelle errichtete Villa an der Münchener Straße.

Peiting – Dank seiner geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung wurde das Haus an der Münchener Straße 2 in Peiting vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege entsprechend gewürdigt. So stellt Hauptkonservator Detlef Knipping in seiner Begründung fest: „Die repräsentative und großzügige Villa Anton Schelles setzte im Jahr 1908 einen bis heute wirksamen prägnanten Akzent im Peitinger Ortsbild und kündet vom wirtschaftlichen Erfolg und Prestige ihres Bauherrn.“

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Der kubische Baukörper mit nur gelegentlichem Anknüpfen an Motive des Jugendstils und zum Teil barockisierender Detailbildung in der baugebundenen Ausstattung ist ein qualitätvoller, in seiner Substanz besonders dicht überlieferter Vertreter der Reformbaukunst des frühen 20. Jahrhunderts, heißt es vom Denkmalschutz. Die Überprüfung der Denkmaleigenschaft wurde vom Referenten der Bau- und Kunstdenkmalpflege Thomas Hermann angeregt.

Abwechslungsreich gestaltetes Haus

Wie viele Durchreisende, war auch er von dem abwechslungsreich gestalteten Haus begeistert. Eine Augenweide allein schon der Haupteingang an der Südwestseite. Geschützt durch einen eingeschossigen Portikus aus Betonbrüstung und Rundpfeilern, die Arkaden und Kreuzgratgewölbe unter einem abgewalmten Satteldach tragen.

Ein Hingucker sind ebenso der Erker und die unterschiedlich geformten Fenster. Erfreulich vor allem, dass alle Fenster der Bauzeit mit ihren Beschlägen erhalten sind. Dies allein unterstreicht das richtige Gespür des derzeitigen Besitzers Patrick Wunder.

Imposantes Grabdenkmal

Bauherr war im Jahr 1908 der damalige Ökonomierat Anton Schelle, eine weit über die Grenzen des Bezirks hinaus bekannte und hoch geschätzte Persönlichkeit. Sein imposantes Grabdenkmal mit dem großen Engel auf dem Friedhof bei Maria Egg in Peiting zeugt noch heute davon, dass er ein wohlhabender Bürger war.

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Jahrzehnte lang bewirtschaftete Schelle sein landwirtschaftliches Anwesen, war Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Schongau und meldete im späten 19. Jahrhundert mehrere Patente – vor allem für Verbesserungen an landwirtschaftlichen Geräten – an.

Anton Schelle war auch Gründungsmitglied und erster Vorstand des am 1. Juni des Jahres 1880 ins Leben gerufenen Verschönerungsvereins Peiting sowie aktiv bei der Peitinger Feuerwehr und der Liedertafel dabei. Im späteren Lebensalter zog er sich jedoch ins Privatleben zurück, um neue Aufgaben seines schöpferischen Geistes zu erfüllen.

Architekt war wahrscheinlich Alois Kranebitter

Als Meister in der bildenden Kunst beschäftigte er sich mit der Herstellung historischer Modelle für verschiedene Museen, unter anderem auch für das Deutsche Museum in München.

Seine Villa in Peiting entstand damals als privates Wohnhaus und wurde von ihm bis zu seinem Tode im Jahr 1919 genutzt. Architekt war wahrscheinlich Alois Kranebitter, mit dem er mütterlicherseits verwandt war. Der aus Kurzenried stammende Architekt plante unter anderem auch die Bräuwastlhalle in Peißenberg, die seit Januar 2022 ebenfalls unter Denkmalschutz steht, und in seiner Heimatgemeinde Peiting das Marienheim, das seit Februar vergangenen Jahres unter Denkmalschutz steht.

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Auch die heutige Schloßberghalle, die Knabenschule an der Ludwigstraße (heute Joseph-Friedrich-Lentner-Schule), die Fassade des Möbelhauses Kleber an der Ludwigstraße und den Bauernhof von Thomas Schleich an der Wankstraße sowie in Schongau das Autohaus Resch an der Bahnhofstraße hat Alois Kranebitter geplant.

GERHARD HEISS

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