Trotz Baugenehmigung: Münsinger Rat gegen provisorische Krippengruppe im alten Schulhaus

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Das alte Schulhaus in Holzhausen: Münsings Gemeinderat entschied sich vorerst dagegen, dort eine provisorische Krippengruppe einzurichten. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Weil Kosten und Mitarbeitersuche die Einrichtung erschweren, verzichtet die Gemeinde auf eine neue Krippengruppe im alten Schulhaus.

Münsing – Der Gemeinderat hat sich vorerst gegen die Einrichtung einer provisorischen Krippengruppe im alten Schulhaus in Holzhausen entschieden, obwohl nach jahrelangem Warten nun eine Baugenehmigung des Landratsamts vorliegt.

Die Verwaltung hatte in der jüngsten Sitzung zwei Möglichkeiten vorgeschlagen. Erste Option: Sie richtet im denkmalgeschützten ehemaligen Schulhaus direkt neben dem Kindergarten St. Georg eine zweite Krippengruppe ein – mit Spiel- und Schlafraum im Keller sowie Bewegungsraum im ersten Stock. Die Kosten würden laut Bauamtsleiter Stephan Lanzinger „im sechsstelligen Bereich“ liegen; für genauere Zahlen müsste eine Berechnung angestellt werden.

Unabhängig davon hatte der Gemeinderat Ende des vergangenen Jahres bereits beschlossen, den Kindergarten St. Georg, ein Flachbau mit etlichen Schwachstellen, innerhalb der nächsten fünf Jahre komplett neu zu errichten. Zweite Option: Die Gemeinde konzentriert sich auf den Bau einer Krippe in Münsing bis spätestens 2026. Wie berichtet lässt die Gemeinde momentan prüfen, ob der Gemeindesaal dafür in Frage kommt. Die Verwaltung empfahl diese Lösung.

Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) argumentierte, der Umbau eines Denkmals sei immer kompliziert. „In Münsing könnten wir durchaus zügig eine Krippe schaffen“, sagte er. Auch Dritte Bürgermeisterin Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing) hielt es für sinnvoller, sich auf dieses Projekt zu konzentrieren. Ursula Scriba (Bürgerliste) und Thomas Schurz (CSU) meinten, man könne zur Not einen Container aufstellen, wenn der Bedarf an Krippenplätzen sehr groß sei.

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Zu wenig Betreuungsplätze in Münsing – Originelle Werbeaktion für neues Personal half nicht

Die drei Grünen-Gemeinderäte Christine Mair, Anja Ruhdorfer (parteifrei) und Professor Matthias Richter-Turtur sowie Helge Strauß (CSU) stimmten für das Provisorium. Derzeit gebe es nur für 17 Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze in der ganzen Gemeinde, sagte Ruhdorfer, zehn in der Großtagespflege in Degerndorf und sieben in der bestehenden Krippe in Holzhausen. „Das erscheint mir ziemlich wenig“, sagte sie. Nach Ruhdorfers Informationen sind die Wartelisten für beide Einrichtungen lang. Christine Mair schloss sich an. Fürs alte Schulhaus wäre es ihrer Meinung nach positiv, wenn es regelmäßig genutzt würde. Im Moment nutzen es die örtlichen Vereine sporadisch.

Dass Bedarf besteht, bestätigte die Leiterin von St. Georg, Gabriele Faltin, Zuhörerin in der Sitzung. 20 Kinder stünden auf der Warteliste. Doch der kirchliche Kindergarten verfüge derzeit nicht einmal über genügend Personal, um die eine bestehende Krippengruppe voll mit zwölf Kindern besetzen zu können. Da es nur zwei Betreuerinnen gebe – drei sind vorgeschrieben – laufe die Gruppe mit nur sieben Kleinkindern. „Wir bekommen einfach keine Bewerbungen. Keiner will sich unsere Einrichtung wenigstens einmal anschauen“, klagte Faltin.

Wie berichtet, hat es der Kindergarten mit originellen Aktionen versucht. Im September 2022 ließ man 99 Heliumballons mit Zetteln mit Mitarbeitergesuchen in die Luft steigen. Vergebens. Faltin zufolge scheiden demnächst auch Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen aus Altersgründen aus: „Wir wissen nicht, wie es ab September weitergeht. Einen Umbau im alten Schulhaus kann ich mir momentan nicht als rentabel vorstellen.“ TANJA LÜHR

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