500 Teilnehmer bei rollender Demo: Sie radeln auf der Bundesstraße - weils keinen Radweg gibt
Zwischen Icking und Ebenhausen klafft ein Loch im Radwegnetz. Mit Landtagsabgeordneten und hunderten Bürgern protestiert eine Gruppe um Grünen-Politiker Philipp Geiger.
Icking - Demonstrationen sehen normalerweise anders aus. Da geht eine ine politische Gruppierung für oder gegen ein Vorhaben auf die Straße – und schimpft dabei auf den politischen Gegner. Im Isartal war das am Samstag anders. Da trafen sich vor der Buchhandlung Ebenhausen der Schäftlarner Altbürgermeister Matthias Ruhdorfer und sein Nachfolger Christian Fürst, beide CSU, mit den Grünen aus der Umgebung und der SPD, um bei einer Kurzradltour nach Icking aufmerksam zu machen darauf, dass endlich der Radlweg zwischen den beiden Orten gebaut gehört. Wie vielen Menschen das ein Anliegen ist, wurde ziemlich deutlich: Nach Angaben des Veranstalters waren 500 Kinder und Erwachsene jeden Alters gekommen und fuhren beim rollenden Protest mit.
Landtagspolitiker machen sich stark für den Radweg
Die Stimmung: bestens. Die Veranstalter, der Grünen-Ortsverband Icking, hatten auch Musik mitgebracht und spielten irgendwann „I want to ride my bycicle“ von Queen. Man hielt den anwesenden Fotografen ein langes Banner („Aktion Pro Radweg“) in die Kameras, der Ickinger Gemeinderat Philipp Geiger, der das Ganze initiiert hatte, schwenkte eine Fahne mit einem blauen Radl darauf.
Dass die Angelegenheit aber auch ernst ist, wurde im Lauf der Veranstaltung ebenso klar. Der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn, bis vor wenigen Monaten Landeschef der SPD, erzählte davon, dass einer seiner besten Schulfreunde bei einem Radlunfall schwer verunglückt ist. Markus Büchler, verkehrspolitischer Sprecher der Landtags-Grünen, kritisierte, in Bayern gäbe es kein Radweg-Netz mit Lücken, sondern nur eine Riesen-Lücke dort, wo eigentlich ein Radweg-Netz sein sollte. Verena Reithmann, die Ickinger Rathauschefin von der UBI, berichtete, der nicht vorhandene Radweg sei schon ein Thema gewesen, als sie 2020 in der Verwaltung anfing. Und seither habe sich nichts getan.

Seit Jahrzehnten wird darüber diskutiert - Demo für Radweg-Verbindung zwischen Icking und Ebenhausen
Das Thema geht freilich noch viel weiter zurück. Seit 30 Jahren wird die Verbindung für umweltfreundliche Verkehrsteilnehmer von Ebenhausen nach Icking diskutiert, inzwischen ist sie das einzige Teilstück an der Bundesstraße 11 zwischen München und Penzberg, das keinen Radlweg hat. Ein Abschnitt soll heuer noch begonnen werden. Er liegt auf der Ostseite der Bundesstraße, aber in Holzen ist damit dann Schluss. Das liegt daran, dass sich noch immer zwei Grundstückseigentümer weigern, den für den Radlweg nötigen Grund und Boden an den Staat zu verkaufen.
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Ex-SPD-Chef von Brunn spricht sich für Radweg aus - Enteignung nur eine theoretische Option
Dass man sich damit einfach nicht dauerhaft abfinden darf – darin waren sich die Beteiligten am Samstag freilich einig. Umso mehr, als erst letztes Jahr eine Radlerin auf der Bundesstraße tödlich verunglückt ist. Florian von Brunn meinte: „Einer Enteignung dürfte hier nichts im Wege stehen.“ Theoretisch. Praktisch hofft man durchaus weiter, dass eine gütliche Einigung zustande kommt.
Auch mit dem Wetter haben die Aktionsradler aus allen Ecken der politischen Landschaft ziemlich Glück gehabt. Bis zur Ankunft in Icking blieb es trocken, und zwischendurch blinzelte am Himmel hinter den Wolken auch die Sonne hervor. Dann fing es aber doch zu regnen an, weshalb die Ansprachen ins Vereinsheim des WSVI verlegt worden sind. Das Radweg-Teilstück nach Holzen, das demnächst in Angriff genommen wird, auch das bekam man noch erzählt an dem Vormittag von Verena Reithmann, wird übrigens aus besonderem Material erstellt. Eine Art Bio-Asphalt, hergestellt aus Nussschalen, soll hier zur Verwendung kommen.
Grünen ziehen positives Fazit nach Demo
In einer Pressemitteilung zieht der Grünen-Ortsverband Bilanz. Darin jubiliert Initiator Geiger. „Die große Beteiligung an unserer Bürgerinnen-und-Bürger-Aktion hat noch einmal deutlich gemacht, wie viel Rückhalt der Wunsch nach einem Radweg zwischen Ebenhausen und Icking in der Bevölkerung hat. Die Bürgerinnen und Bürger wollen diesen Radweg.“ Der Grünen-Gemeinderat ist der Meinung, dass die parteiübergreifende Unterstützung und die Beteiligung vieler Vereine beweise, dass breite Einigkeit in der Sache herrscht. „Wir hoffen, dass die jahrzehntelangen Bemühungen endlich Früchte tragen und alle Bürger, Pendler, Freizeitradler und Schüler bald einen sicheren Radweg entlang der B11 zwischen Ebenhausen und Icking nutzen können.“