Latino-Empörung vor US-Wahl: Kostet „Müll“-Witz Trump am Ende Pennsylvania?

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Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump am 22. Oktober 2024 bei einem Treffen mit Latino-Vertretern in Florida. © IMAGO// ZUMA Press Wire/Matias J. Ocner

Ein geschmackloser Witz über Puerto Rico bringt Trump kurz vor der US-Wahl 2024 in Bedrängnis. Seine fehlende Entschuldigung könnte ihm teuer zu stehen kommen.

New York City – Der Komiker Tony Hinchcliffe hatte Puerto Rico auf einer republikanischen Wahlkampfveranstaltung in New York City am Sonntag (27. Oktober) als eine „schwimmende Insel aus Müll im Ozean“ bezeichnet. Kein guter Schachzug kurz vor der US-Wahl 2024, denn in den USA leben hunderttausende wahlberechtigte Menschen aus Puerto Rico – darunter etwa 500.000 im wichtigen Swing State Pennsylvania. Beobachter glauben, dass Trumps Umgang mit dem Vorfall über Sieg oder Niederlage in dem US-Bundesstaat entscheiden könnte.

„Niemand liebt Puerto Rico mehr als ich“: Trump versucht vor US-Wahl 2024 mit Lob den Eklat zu entschärfen

Die Empörung über den geschmacklosen Kommentar des Komikers kurz vor der US-Wahl 2024 war groß. Trump versuchte, den Schaden bei einer Kundgebung in Pennsylvania zu begrenzen, indem er behauptete: „Niemand liebt die puerto-ricanische Community mehr als ich“. Danielle Alvarez, seine leitende Wahlkampfberaterin, versuchte die Situation ebenfalls zu entschärfen. „Dieser Witz spiegelt nicht die Ansichten von Präsident Trump oder des Wahlkampfs wider“, so die Trump-Mitarbeiterin.

In einem Interview mit ABC News versuchte sich Trump herauszureden und sagte: „Ich kenne ihn nicht, jemand hat ihn dort hochgebracht“ und bezog sich damit auf die Bühne im Madison Square Garden in New York City, wo Hinchcliffe bei Trumps Wahlkampfveranstaltung aufgetreten war. Der Latino-Gemeinschaft ist das offenbar vor der US-Wahl 2024 nicht genug. Gustavo Torres, der geschäftsführende Direktor der Latino-Interessenvertretung CASA in den USA, sagte gegenüber dem US-Medium Newsweek: „Er muss sich bei der puerto-ricanischen Gemeinschaft, bei der Latino-Gemeinschaft entschuldigen, und das tut er nicht“.

„Oktoberüberraschung“ für die Latino-Gemeinde: Wird der Vorfall die US-Wahl 2024 beeinflussen?

Torres glaubt, „das war die Oktoberüberraschung für die Latino-Gemeinde“. „October Surprise“ wird in der amerikanischen Politik eine überraschende Wendung kurz vor der US-Wahl genannt, die den Ausgang beeinflussen kann. Ob der schlechte Witz bei Trumps Wahlkampfveranstaltung tatsächlich einen Wendepunkt vor der US-Wahl 2024 darstellt, hänge davon ab, wie der Vorfall in den kommenden Wochen gehandhabt wird, schätzt Politikanalyst Craig Agranoff im Gespräch mit Newsweek.

Ángel Cintrón, der Vorsitzende der Republikanischen Partei von Puerto Rico, hat jedenfalls bereits angekündigt, bei der US-Wahl 2024 nicht für Trump zu stimmen, wenn dieser sich nicht entschuldige. Auch der katholische Erzbischof Roberto González Nieves aus Puerto Rico fordert eine persönliche Entschuldigung von Trump. Die Latino-Wählerschaft in den USA laut der US-Denkfabrik Pew Research Center mit über 36 Millionen Stimmen größer denn je. Im umkämpften US-Bundesstaat Pennsylvania sind laut Daten von Latino Data Hub mehr als 50 Prozent der wahlberechtigten Latinos Puerto-Ricaner.

Kontroversen zu Puerto Rico gab es bereits in Trumps erster Amtszeit

So mancher Puerto-Ricaner dürfte ohnehin kritisch auf eine zweite Amtszeit Trumps blicken. Zumindest hatte der Republikaner während seiner Präsidentschaft für zahlreiche Kontroversen rund um das US-Außengebiet gesorgt. So nannte der Immobilienmogul die Reaktion seiner Regierung auf den Hurrikan Maria, bei dem fast 3000 Menschen in Puerto Rico ihr Leben verloren, einen „unglaublichen Erfolg“.

Miles Taylor, der frühere Stabschef des Heimatschutzministeriums, sagte NBC News, dass Trump hinter den Kulissen während seiner Amtszeit „seine tiefe Feindseligkeit gegenüber dem puertoricanischen Volk ausgedrückt“ habe. Trump habe etwa gesagt, Puerto Rico sei „schmutzig und die Menschen arm“. Taylor fügte hinzu, dass der Republikaner die Idee, den Inselstaat im Gegenzug für Grönland zu verkaufen, durchaus ernst gemeint habe.

US-Wahl 2024: Jetzt muss sich auch Biden für Kommentar zu „Müll“-Witz rechtfertigen

Ausgerechnet US-Präsident Joe Biden könnte dem Trump-Lager nun vor der US-Wahl 2024 unbeabsichtigt zu Hilfe gekommen sein. Der Demokrat hatte in einem Telefonat mit der Latino-Community auf das „Müll“-Zitat des Comedians Bezug genommen und gesagt: „Der einzige Müll, den ich da draußen sehe, ist die Dämonisierung der Latinos durch [Trumps] Anhänger – seine Dämonisierung der Latinos ist skrupellos und unamerikanisch.“ Die Republikaner werteten dies als Angriff. „Biden hat halb Amerika gerade ‚Müll‘ genannt“, schrieb beispielsweise Multimilliardär und Trump-Unterstützer Elon Musk auf seiner Plattform X.

Biden stellte jedoch klar, dass er nicht die republikanischen Wähler und Wählerinnen, sondern „die hasserfüllte Rhetorik über Puerto Rico, die Trumps Anhänger auf seiner Kundgebung im Madison Square Garden verbreiteten, als Müll bezeichnet.“ Trump nutzte prompt die Chance und zog eine Parallele zu seiner früheren Kontrahentin Hillary Clinton, die im Wahlkampf 2016 seine Unterstützer als „bedauernswert“ bezeichnet hatte. Der Ausgang ist bekannt: Die Demokratin verlor die Wahl und Donald Trump zog ins Weiße Haus ein. In weniger als einer Woche wird sich zeigen, ob dem Republikaner dies ein zweites Mal gelingt.

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