Wer war Soldat 173?

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Im Wald bei Bocköd wurden Szenen für eine BR-Dokumentation gedreht. © Thorsten Blaschke

Eine Spurensuche 80 Jahre nach Kriegsende: Der Bayerische Rundfunk dreht für einen Dokumentarfilm aus der Reihe „Kontrovers – die Story“ bei Bocköd.

Ein grauer Kübelwagen fährt durch den Wald bei Bocköd, daneben stehen Männer in Militäruniformen: Der Bayerische Rundfunk war wieder einmal in der Nähe von Forstern für Dreharbeiten zu Besuch. Mit dabei waren auch Herbert Hirschmann aus Reithofen und Thorsten Blaschke aus Forstern.

Christian Stücken ist Fernsehjournalist und seit 25 Jahren beim BR. Anlässlich des Kriegsendes, das sich nun zum 80. Mal jährt, hat er eine Dokumentation gedreht. „Im Zentrum unserer Doku steht die Klärung des Schicksals eines Kriegstoten, der von der Kriegsgräberfürsorge vor einem halben Jahr südlich von Berlin geborgen wurde“, erklärt Stücken im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Der ausgegrabene Tote im Wald hat ein Pfeifenstück bei sich, ein leeres Marmeladenglas und ein verrostetes Bajonett. Eine Erkennungsmarke weist ihn als Mann aus dem ,Volkssturm‘ aus, Hitlers letztem Aufgebot im Zweiten Weltkrieg. Der Tote ist Soldat Nummer 173 aus dem Volkssturm-Bataillon 8/16“, schreibt der BR in seiner Programmvorschau zur Sendung. 

Soldat Nummer 173 – schon damals haben Soldaten eine Kennungsmarke getragen, darauf stehen eine Kennnummer und die Einheit. Dadurch ist es eigentlich nicht schwer, den Gefallenen mithilfe der Wehrmachtauskunftsstelle zu identifizieren. Jedoch stießen die Experten der Kriegsgräberfürsorge schnell auf Komplikationen.

Schwierige Suche nach der Identität

Denn dass der Soldat Teil eines Volkssturm-Bataillons war, hat die Suche deutlich erschwert. Wie diese ausgeht, und ob der aufgefundene Soldat identifiziert werden konnte, kann man am Mittwoch, 23. April, um 21.15 Uhr in der Sendung „Kontrovers – Die Story“ im BR-Fernsehen verfolgen.

„Ich bin gespannt, was man dann wirklich im Fernsehen sieht“, sagt Herbert Hirschmann, der als Komparse als Mitglied des Volkssturms vor der Kamera stand. Denn neben der Suche nach der Identität von Soldat Nummer 173 werden in der Doku auch dessen letzte Tage und Wochen in einigen Szenen im Wald bei Bocköd veranschaulicht. Erfahrung mit Schauspielerei hat der Reithofener genug – als Mime und Spielleiter beim Theaterverein Forstern ebenso wie als Bruder Barnabas beim Starkbieranstich in Reithofen.

Doch der Filmdreh war für ihn eine neue Erfahrung: „Ich stehe zwar seit vielen Jahren im Theater auf der Bühne, aber das ist anders, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt“, verrät Hirschmann. „Wenn man in einem Theaterstück mitspielt, dann kennt man die ganze Handlung. Hier waren es nur Teilbereiche. Mir wurde schon gesagt, dass wir acht Szenen drehen, aber ich wusste nicht, in welchem Zusammenhang.“

Mit beim Dreh dabei war auch Geschichtsforscher Thorsten Blaschke aus Forstern. „Ich habe schon oft mit Christian Stücken gedreht“, erzählt er. Im Herbst 2019 etwa, als das Schicksal eines vor 70 Jahren vermissten Soldaten beleuchtet wurde. Oder fünf Jahre zuvor, als der Fliegermord vom 19. Juli 1944 am Isarkanal bei Moosinning Thema war. Dieses Mal hatte er sehr kleine Rollen, „aber dafür drei verschiedene: Volkssturmschütze, russischer Infanterist und Kübelwagenfahrer“.

Der für den Dreh genutzte Kübelwagen gehört Blaschke, ebenso kam die meiste Ausstattung von ihm. „Die Stimmung am Set war sehr gut“, beschreibt der Forsterner den Videodreh.

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