Der Bau-König vom Käferzelt auf der Wiesn: Schänke ist „wohl dreimal so viel Aufwand“

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Auf den Feinschliff kommt es an: Schreiner Karl Rauffer beim Aufbau der Käfer-Schänke. Sein Vater hatte 1971 die Idee mit dem Bauernhaus auf der Wiesn. © Achim Frank Schmidt

Der Wiesn-Aufbau befindet sich in den letzten Zügen: Die Schreinerei Rauffer werkelt akribisch am perfekten Erscheinungsbild der Käfer-Schänke.

München – Endspurt für den Aufbau läuft, in vier Tagen beginnt die Wiesn. Aktuell hört man es auf der Theresienwiese noch bohren und hämmern, zig Lastwagen rangieren. Schausteller mit Karussells trudeln ein. Die Festzelte stehen, die Handwerker legen nach wochenlangem Aufbauen letzte Hand an.

Oktoberfest-Aufbau im Endspurt: Schreiner spricht über „Generationenprojekt“

An den Feinschliff geht‘s auch unterhalb der Bavaria. Schreiner Karl Rauffer steht im Biergarten der Käfer-Schänke und streicht über einen alten Holzbalken. Ein paar Furchen vom Holzwurm. Aber sonst ist der so stark wie vor 300 Jahren. Er darf also bleiben, um die Pergola im Biergarten zu stützen, in deren Mitte der Maibaum thront.

53 Jahre ist es her, dass ein altes Bauernhaus mitten auf der Theresienwiese aufgebaut worden ist. Die verrückte Wirtsbude des Feinkost-Impresarios Gerd Käfer kam bei den 65 Wiesn-Gästen, die darin Platz hatten, gut an. Heute lockt der Mix aus uriger Bauernstube und Skihütte Promis aus aller Welt an. 1500 Menschen haben drinnen Platz, 2000 draußen. Das Haus musste also kräftig wachsen. „Das ist unser Generationenprojekt“, sagt Rauffer.

Immerhin kam 1971 sein Vater, Karl Rauffer, auf die Idee mit dem Bauernhaus auf dem Oktoberfest. „Er war gut mit Gerd Käfer befreundet, und der hatte in seinem ersten Jahr ja nicht viel Zeit. Im Akkord haben zwölf, dreizehn Mann die Schänke in zwei, drei Wochen aufgestellt. Vier Jahre stand sie vor dem Schottenhamel-Zelt, bis sie an den heutigen Standort an der Bavaria umzog.“

Die ersten Jahre in der Käfer Schänke.
Die ersten Jahre in der Käfer Schänke. © Privat

Geschmeckt hat das Gerd Käfer, Vater des heutigen Wirts Michael Käfer, nicht. Was sollte er so abseits, am letzten Ende? „In Zeiten immer neuer Auflagen für Brandschutz, Flucht- und Rettungswege hat sich die Lage aber als Segen erwiesen. Wir konnten in die Breite und Höhe wachsen“, sagt Rauffer. In ein Bierzelt hat sich die Schänke trotzdem nie verwandelt. Balken um Balken sind Eckchen dazu gewachsen. „Wir sind narrisch aufs Detail, der Aufbau aus rund 100 000 Altholzteilen ist wohl dreimal so viel Aufwand. Und immer wieder fällt uns was ein.“

Käfer-Schänke im Aufbau: „Allein diese Sitzecke bauen jedes Jahr zwei, drei Leute auf“

Der Party-Stadl im ersten Stock, der Küchenanbau und eine moderne Elektro-Zentrale – viele Wachstumsschübe konnte Karl Rauffer senior noch bestaunen, viele Altholzteile hat er selbst noch in Bauernhöfen, Stadln und Jagdschlössern in der Region, aber auch in Tirol und der Schweiz gesichtet, abmontiert, um ihnen in der Schänke einen neuen Platz zu verpassen. Er starb 2009.

Auch sein Bruder Franz hat hier gewerkelt, heute tun das sein Sohn Karl und Enkel Markus. Ihre Schreinerei in Waldtrudering ist auf Altholz und die Innenausstattung von Hotels und Gastronomie-Betrieben spezialisiert. Auf der Wiesn arbeiten sie jedes Jahr nach dem Baukasten-Prinzip. Jedes Teil hat seine Nummer und schlummert übers Jahr in Containern. Ab Anfang Juni rollen die 135 Wechselbrücken, 15 Tieflader und 12 Sattelauflieger an. 15 000 Schrauben sind seitdem allein im Biergartenboden verspaxt worden.

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Rauffer und sein Sohn Markus (26) passen heute im Erdgeschoss der Schänke noch ein Balkongeländer ein. Ein Fenster setzen sie darüber. Im neuen Küchenstüberl feiern Gäste in einem Séparée und entscheiden, ob sie via Lautsprecher lieber die Musi von oben oder unten hören. Das Mühlenstüberl um die Ecke ist schon lange fertig. Die Lampe an der Decke war mal ein Mühlrad. Die Holzvertäfelung zierte einst ein Bauernhaus im Engadin, vor gut 350 Jahren. „So was darf man nicht rausreißen, so was tragen wir vorsichtig ab“, sagt Rauffer. „Alleine diese Sitzecke bauen jedes Jahr zwei, drei Leute zwei Wochen lang auf.“

Wiesn-TÜV kommt noch vorbei

Jedes Baukasten-Teil hat eine Geschichte und wird jedes Jahr aufs Neue inspiziert. Denn ausgerechnet Käfer sind in der Käfer-Schänke unerwünschte Gäste. So ein Holzwurm schmatzt richtig, weiß Rauffer. „Als Bub stand ein Schrank in meinem Zimmer, in dem gleich sechs oder sieben zugange waren“, erzählt der 56-Jährige und lacht. Und auch in den Lager-Containern schmatzt es unterm Jahr gewaltig. „Zehn bis 15 Prozent der Teile müssen wir jedes Jahr austauschen, wegen des Holzwurms und aus Verschleißgründen.“ Beim Auspacken entscheiden geschulte Augen, welches Teil wieder verbaut werden kann. Und das schon in der dritten Generation. Denn auf eines ist Verlass: Der TÜV kommt noch vorbei, bevor‘s am Samstag wieder heißt: O`zapft is!

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