Viel Schadholz, aber kein Käfer

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Im Mai wurde das Nasslager in Vorderriß in Betrieb genommen. 8000 Festmeter lagern dort. Nun ist das gesamte Holz verkauft. © arp

Der Tölzer Forstbetriebsleiter Robert Krebs blickt auf das Wirtschaftsjahr zurück: „Wir spüren den Klimawandel im Kleinen. Insgesamt wird es wärmer, und die Niederschlagsereignisse werden heftiger.“

Bad Tölz - 3,06 Millionen Festmeter Schadholz mussten die Bayerischen Staatsforsten im abgelaufenen Geschäftsjahr aufar㈠beiten. Das geht aus der Bilanz hervor, die vor wenigen Tagen vorgestellt wurde. Die Entwicklung, dass immer mehr Holz durch Windwurf, Schneebruch oder Schädlingsbefall anfällt, zeigt sich auch im Forstbetrieb Bad Tölz. Chef Robert Krebs blickt zurück.

36 000 Festmeter Schadholz fielen im Tölzer Forstbetrieb im zurückliegenden Geschäftsjahr an, das von Juli 2023 bis Ende Juni 2024 lief. Insgesamt war das mehr als die Hälfte des eingeschlagenen Holzes. Das sei ein Trend, der sich bereits in den vergangenen Jahren gezeigt habe, sagt Krebs. „Wir spüren den Klimawandel im Kleinen. Insgesamt wird es wärmer, und die Niederschlagsereignisse werden heftiger.“ Das zeigte sich Anfang Dezember 2023, als ein Wochenende mit heftigen Nassschneefällen zu reichlich „Schneebruch bis ins Flachland“ führte. „Eine Woche wurden Waldarbeit und Jagd eingestellt.“ Zu gefährlich wäre das mit Blick auf herabstürzende Äste und umfallende Bäume gewesen.

3000 Festmeter von Hand entrindet

In den Wochen danach sorgten Stürme für weiteres Schadholz. Bei der Aufarbeitung im Frühjahr drängte die Zeit, um den drohenden Borkenkäferbefall abzuwenden. „3000 Festmeter Holz wurden von Hand entrindet“, sagt Krebs. Zu diesem Mittel wird gegriffen, wenn das Holz in Lagen liegt, aus denen es nicht abtransportiert werden kann. Alles andere wurde möglichst rasch aus dem Wald gebracht, um dem Käfer keinen Nährboden zu liefern. Das Problem: Auch im Privatwald war viel Holz angefallen, der Markt gesättigt. Um nicht zu schlechten Preise verkaufen zu müssen, nahm der Tölzer Forstbetrieb im Mai den Nasslagerplatz in Vorderriß wieder in Betrieb. Fichtenstämme – insgesamt 8000 Festmeter – sind seitdem dort eingelagert. Eine stetige Berieselung mit Wasser sorgt dafür, dass die Qualität des Holzes nicht sinkt.

Markt hat sich mittlerweile erholt

Die Sprinkleranlage ist nun aber abgestellt, denn „das Holz ist komplett verkauft“, meldet Krebs. In den kommenden Wochen würden die Stämme abgefahren. Denn der Markt habe sich mittlerweile erholt. Tatsächlich übersteige die Nachfrage das Angebot. Das liegt auch daran, dass heuer bislang weniger Schadholz als erwartet angefallen ist. Deutlich weniger Bäume als befürchtet sind Opfer des Borkenkäfers geworden. „Wir hatten bei uns tatsächlich kaum Befall“, sagt Krebs. In die Karten spielten dem Forstbetrieb die kühlen, nassen Wetterphasen, die Frühjahr und Sommer immer wieder mit sich brachten.

Allerdings waren die Regenfälle mitunter so heftig, dass immer wieder Wege beschädigt wurden. Davon seien vor allem Forstbetriebsflächen im Karwendel im Landkreis Garmisch-Partenkirchen betroffen gewesen, aber auch im Tölzer Land gab es Schäden. Bei Hohenburg habe sich ein Weg abgesenkt, bei Vorderriß gab es immer wieder kleinere Schäden zu beheben, erklärt Krebs.

160 000 junge Bäumchen gepflanzt

Da weniger Schadholz in diesem Sommer anfiel, blieben mehr Möglichkeiten für den regulären Einschlag. „Wir wollen ja auch waldbaulich etwas bewegen“, sagt Krebs. Ziel ist es, die Wälder klimafit zu machen und zu resilienten Mischbeständen umzubauen. Das geht einmal durch Naturverjüngung, wenn störende Bäume aus der Fläche genommen werden können, und zum anderen durch Pflanzungen. 54 Hektar wurden bepflanzt, rund 160 000 junge Bäumchen kamen dabei zum Einsatz. Zu einem Drittel sind es junge Tannen, aber im Hochgebirge werden auch Lärchen gesetzt. „Und wir pflanzen auch Fichten. Wir wollen ja gesunde Mischbestände“, sagt Krebs. Weniger Hilfe brauchen Laubbäume. „Die schaffen das gut über Naturverjüngung.“

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Und was macht der Forstbetrieb eigentlich im Winter? Dann verlagere sich die Arbeit aus den Gebirgsregionen ins Flachland Richtung Eurasburg, Seeshaupt oder auch Bad Heilbrunn, sagt Krebs. Zudem bleibe nun auch Zeit für Planungen und Versammlungen. Und nicht zuletzt steht beim Forstbetrieb auch noch eine große Straßenbaumaßnahme an. Noch bis Montag, 9. Dezember, werden auf der dann gesperrten Mautstraße Vorderriß-Wallgau Sanierungsarbeiten erledigt.

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