Globale Immobilienkrise bringt erste deutsche Bank zum Straucheln
Der weltweite Immobilienmarkt gerät immer weiter unter Druck. Diese Krise bringt nun eine deutsche Bank in Bedrängnis. Sie steht knapp über dem Ramschniveau.
München – Chinas Immobilienbranche erlebte vergangene Woche einen nächsten Dämpfer: Der Immobilienkonzern Country Garden gab am Mittwoch, 28. Februar, bekannt, sich vor einem Hongkonger Gericht gegen einen Antrag auf Abwicklung wehren zu müssen. Es geht um einen Kredit in Höhe von 1,6 Milliarden Hongkong-Dollar, etwa 188, 6 Millionen Euro.
Country Garden ist nach Evergrande der nächste große chinesische Immobilienkonzern, der im Zuge der Immobilienkrise unter Druck gerät. Das asiatische Land ist jedoch nicht der einzige Krisenherd. Auch in den USA ist die Branche unter Druck – mit Folgen für deutsche Banken.
Globale Immobilienkrise bringt auch eine deutsche Bank ins Straucheln
Die Ratingagenturen Standard & Poors und Fitch haben nun gleich die Bewertungen von zwei deutschen Banken nach unten korrigiert. Betroffen sind die Deutsche Pfandbriefbank und die Aareal Bank. Beide Banken engagieren sich verhältnismäßig stark im US-amerikanischen Gewerbeimmobilienmarkt.
Die Immobilien fallen jedoch im Preis. Ursache ist der Wandel in der Arbeitswelt. Der Trend zum Homeoffice sorgt dafür, dass immer mehr Büros leer stehen; und der Bedarf sinkt. Schätzungen zufolge bleiben laut NZZ in den US-Metropolen etwa 20 Prozent der Büroflächen ungenutzt.
Gleichzeitig steigen die Refinanzierungskosten für Immobilienkredite aufgrund der starken Erhöhungen der Leitzinsen durch die EZB sowie die US-Notenbank.
Deutsche Pfandbriefbank steht kurz vor dem Ramschniveau – wegen Engagement in amerikanischen Immobilien
Die Deutsche Pfandbriefbank hat im amerikanischen Markt 4,9 Milliarden Euro an Krediten für Gewerbeimmobilien ausstehend. Das entspricht laut NZZ knapp 15 Prozent des Kreditportfolios. 80 Prozent entfallen auf Büros. Angesichts dessen hat die Ratingagentur Standard & Poors die Pfandbriefbank nun auf die letzte Wertung über dem umgangssprachlichen Ramschniveau eingestuft. Der Aktienkurs ist zudem innerhalb eines Jahres um 61,5 Prozent gefallen, von Februar auf März verzeichnet die Aktie einen Verlust von etwa 30 Prozent.
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Auch die Aareal Bank wurde laut eines Berichts des Focus herabgestuft. Die Bank mit Sitz in Wiesbaden hat Kredite in Höhe von 8,6 Milliarden Euro auf dem US-Markt vergeben. Davon ist die Hälfte für die Finanzierung von Büroimmobilien vergeben. Dennoch sind die Ratingagenturen mit Blick auf die Aareal Bank optimistischer. Fitch geht laut Focus von aus, dass die operativen Gewinne der Bank einen ausreichenden Puffer für eine größere Risikovorsorge bilde.
Die Deutsche Bank hat laut NZZ Kredite in Höhe von 17 Milliarden Euro im Bereich des amerikanischen Gewerbeimmobilienmarktes vergeben, wovon 7 Milliarden auf Büros entfallen. Verhältnismäßig ist die Summe jedoch gering. Sie macht lediglich 3,5 Prozent des gesamten Kreditbuches der Bank in Höhe von 480 Milliarden Euro aus.
Auch der europäische Immobilienmarkt kann für deutsche Banken zum Risiko werden
Nicht nur der amerikanische und chinesische Markt stellt jedoch ein Risiko für die deutschen Banken dar. Die Lage sieht auf dem deutschen Immobilienmarkt ähnlich schwierig aus. Die Preise sind in den letzten 15 Monaten stark gesunken, während die Refinanzierung von Krediten teurer wurde.
So schätzt auch die schweizer Bank UBS die Immobilienmärkte in München und Frankfurt als risikoreich ein. Im „Global Real Estate Bubble Index“ sammelt die Bank Städte, wo die Preise in einem Maß gestiegen sind, dass sie sich vom tatsächlichen Wert der Immobilien weit entfernt haben.
Deutsche Ökonomen halten Banken für Immobilienkrise gerüstet
Deutsche Ökonomen warnen daher. „Erinnerungen werden wach an die Weltfinanzkrise ab 2007, als massive Ausfälle von Immobilienkrediten in den USA das globale Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs brachten“, erklärte Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies und Professor an der Goethe-Universität Frankfurt laut Focus.
Gleichzeitig weist Brühl jedoch darauf hin, dass Banken heute mit mehr Eigenkapital und Liquidität ausgestattet und damit krisenfester als 2007 seien. Er hält Befürchtungen nach einer weiteren großen Krise daher für unbegründet.
Ähnlich beurteilte auch Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel die Auswirkungen der chinesischen Immobilienkrise: „So etwas wie die globale Finanzkrise, die auch aus einer Immobilienkrise, nämlich in den USA, entstanden ist, müssen wir wahrscheinlich nicht befürchten, da die finanziellen Verbindungen Chinas mit dem Rest der Welt sehr überschaubar sind.“ Dennoch gestand er gegenüber dem ZDF ein, dass die Auswirkungen auf den Rest der Welt noch nicht ganz klar seien. (ms)