Russland warnt wegen Biden vor „versehentlichem“ Ausbruch eines Atomkriegs
Die Angst vor dem Atomkrieg stieg seit Beginn des Ukraine-Krieges. Ein Sekretär des russischen Sicherheitsrates hat dazu eine eigenwillige Erklärung.
Moskau/Washington – Jahrzehntelang hing das Damoklesschwert Atomkrieg während des Kalten Krieges über den Köpfen der Menschheit. Auch wenn durch den Zerfall der Sowjetunion Atomwaffen nicht wie von Zauberhand verschwunden waren, so rückte die nukleare Bedrohung doch in weite Ferne. Dies änderte sich mit dem Beginn des Ukraine-Krieges. Nicht zuletzt, weil der russische Präsident Wladimir Putin und dessen Staatsapparat immer wieder mit Aussagen in diese Richtung Stimmung machten.
Dass unter allen Atommächten ausgerechnet die USA den Erstschlag wagen sollten oder US-Präsident Joe Biden gar Gedanken in diese Richtung entwickeln könnte, schien ausgeschlossen. Nicht für Michail Popow, seines Zeichens stellvertretender Sekretär des russischen Sicherheitsrates, der von einem „versehentlichen“ Ausbruch eines Atomkrieges warnt.
Neue Äußerungen aus Russland: „Gesundheitsprobleme“ könnten Atomkrieg auslösen
Betrachtet man die Äußerungen von Popow in einem Interview mit der russischen Zeitung Izvestia drängt sich die Frage auf, wie sich der russische Offizielle die Aktivierung der amerikanischen Atomraketen vorstellt. Aufgrund des Krankenhausaufenthalts von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und der „Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten“ Joe Bidens gewänne die Frage nach einem „versehentlichen Atomkrieg“ an Relevanz, so Popow.
Außerdem führt er die „schwierige und nervöse innenpolitischen Situation, die sich in letzter Zeit in den Vereinigten Staaten entwickelt hat“ ins Feld, die die „globale Katastrophe“ näherrücken lassen würde. Es ist richtig, dass Joe Biden nicht immer den fittesten Eindruck macht, Lloyd Austin gesundheitlich angeschlagen ist und sicherlich auch der Stress im US-Wahlkampf steigt. Aber ob US-Präsident Biden deshalb ohne Hindernisse und im Affekt, wie Popow es zu unterstellen scheint, den berüchtigten Atomknopf drücken würde, darf doch stark in Zweifel gezogen werden.
US-Präsident kann Atomschlag nicht aus dem Affekt auslösen
Es stimmt, dass der US-Präsident am Ende ganz alleine über einen Atomschlag bestimmen kann, doch bevor dies geschieht, müssen einige Hürden genommen und Gespräche geführt werden. Bloomberg zeigte dies während der Präsidentschaft von Donald Trump ausführlich auf.
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Würde sich Joe Biden tatsächlich für einen Atomschlag entscheiden, müsste er zunächst an einer Konferenz mit militärischen und zivilen Berater teilnehmen, darunter der Leiter der Nuklearstreitkräfte. Diese kann nach 30 Sekunden schon vorbei sein, doch dieses Schnellszenario ist vor allem bei einem Zweitschlag von Bedeutung. Danach muss der ranghöchste Offizier – meist der Verteidigungsminister – im „War Room“ überprüfen, ob es sich wirklich um den Präsidenten handelt und erst dann geht der Befehl für den Abschuss an die Streitkräfte.
Im Notfall können diese Schritte innerhalb von zwei bis drei Minuten erfolgen. Aufgrund der Tragweite einer solchen Entscheidung ist das durchaus schnell, dies in einen affektiven Akt umzusetzen – aufgrund welcher Beeinträchtigung auch immer – ist dennoch beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.
Russland und Verbündete sprechen immer wieder vom Atomangriff
Dass nun ausgerechnet von russischer Seite behauptet wird, aus den USA könnte zuerst eine Atomrakete abgefeuert werden, ist unter den Eindrücken der letzten Monate beinahe skurril. Immer wieder wird im russischen Staats-TV offen über den Einsatz von Atomwaffen diskutiert, Wladimir Putin selbst prahlt mit erfolgreichen Waffentests und fabuliert von Einsatzmöglichkeiten einer Atomwaffe.
Mit auf den Zug aufgesprungen ist auch Belarus‘ Staatschef Alexander Lukaschenko. Nachdem Russland im August 2023 einige Atomsprengköpfe in das Nachbarland gebracht hatte und diese seitdem dort stationiert sind, tönte Lukaschenko von einer „kolossalen“ Antwort, sollten die USA weiter an der Unterstützung der Ukraine festhalten. (sch)