„Stehen unter Druck“: Habeck lässt in Sachen E-Autos aufhorchen
Wirtschaftsminister Robert Habeck besuchte am Montag ein Mercedes Benz Werk in Berlin. Wie steht es um die Zukunft der E-Autos in Deutschland?
Berlin – Im Rahmen seiner Bundeslandreise besuchte Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) am Montag den Mercedes-Benz „Digital Factory Campus“ in Berlin. Gemeinsam mit Berlins Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und dem Produktionsvorstand der Mercedes-Benz Group AG, Jörg Burzer, sprach er dabei über die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland.
Im Gespräch mit Journalisten wurde Habeck während des Besuchs auch auf den stockenden Absatz hinsichtlich des Verkaufs von E-Autos angesprochen. „Die lineare Fortschreibung der Zulassungszahlen führt dazu, dass wir die 15 Millionen 2030 nicht erreichen werden, das ist richtig“, antwortete Habeck laut Informationen der Bild. Die Ampel-Regierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität zu machen. „Unser Ziel sind mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030“, heißt es offiziell in dem Vertrag. Mitte Dezember 2023 sind jedoch abrupt die staatlichen Subventionen weggefallen. Seitdem entwickelt sich der Markt nicht wie geplant.
Habeck äußert sich zur Zukunft von E-Autos in Deutschland: Entwicklung bei Elektroautos sei „nicht linear“
Robert Habeck zeigte sich am Montag trotz allem zuversichtlich. „Technische Entwicklung und vor allem gesellschaftliche Akzeptanz entwickeln sich nicht linear“, sagte der Vizekanzler weiter. Er rechne trotz der fehlenden staatlichen Förderung mit einer großen Nachfrage ab einem gewissen „Kipp-Punkt“. Dann würden die Zahlen wieder deutlich steigen. Zumindest die Grundlage scheint da zu sein. Laut einer neuen Analyse ist die Autoindustrie nirgendwo in Europa so gut auf die Transformation zur Elektromobilität eingestellt wie in Deutschland.
Die Bundesregierung hatte eigentlich vorgesehen, noch bis Ende 2023 eine Kaufprämie für neue Elektrowagen von bis zu 4500 Euro zu gewähren. Hinzu kam eine hälftige Zulage der Hersteller, also bis zu 2250 Euro. Zum 1. Januar 2024 sollte die staatliche Prämie auf 3000 Euro gesenkt werden und dann Ende 2024 auslaufen. Weil der Bund seine Budgetplanung korrigieren musste, entfielen diese Förderung abrupt Mitte Dezember. Zahlreiche Autohersteller kündigten in der Folge aber an, selbst für die Prämien aufzukommen. Für viele Käufer hat sich also zumindest aktuell der Preis des neuen Fahrzeugs nicht geändert.
Verkauf von E-Autos und Ausbau der Elektroauto-Infrastruktur stockt: „Wir stehen unter Druck“
Auch der Ausbau der zugehörigen Infrastruktur in Deutschland wächst aktuell nur langsam. „Wir stehen unter Druck. Das Land und die Automobilwirtschaft müssen sich beweisen“, sagte Habeck laut Bild-Informationen weiter. Angst vor der Konkurrenz aus China und den USA habe er aber nicht. „Wenn wir davor Angst hätten, dann sollten wir es sein lassen. Mir ist davor nicht bange“, so der Wirtschaftsminister.
Deutsche Experten sehen seit dem Stopp der staatlichen Förderungen eine große Ungewissheit in der Zukunft der Elektromobilität. „Das überraschende vollständige Aus für die staatliche Kaufprämie wird zu einem Rückgang der Elektro-Neuzulassungen in diesem Jahr führen“, prognostizierte Felix Gall, Leiter Mobility bei der Unternehmensberatung EY, in einer Mitteilung Anfang Januar. „Der Markt für Elektroautos steht noch nicht auf eigenen Beinen, sondern hängt an staatlichen Subventionen. Wo nicht gefördert und in eine gute Ladeinfrastruktur investiert wird, werden auch nur wenige Elektroautos verkauft.“ (nz mit dpa)