„Vorkämpferin der Erinnerungsarbeit“: Bezirk würdigt Historikerin und engagierte Vereinsvorsitzende
Sie engagiert sich in herausragender Weise: Badehaus-Vorsitzende Dr. Sybille Krafft ist mit dem Oberbayerischen Kulturpreis ausgezeichnet worden.
Icking/Wolfratshausen/Kloster Seeon – Die Historikerin, Journalistin und Dokumentarfilmerin Dr. Sybille Krafft und der Schauspieler Günther Maria Halmer sind mit dem Oberbayerischen Kulturpreis ausgezeichnet worden. Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger überreichte den beiden den mit jeweils 5000 Euro dotierten Preis in Kloster Seeon. Der Bezirk würdigt seit 1980 jährlich zwei Persönlichkeiten, die sich um die Kultur in Oberbayern besonders verdient gemacht haben.
Krafft „wirkt kreativ hinter der Kamera als kluge Erzählerin und Gestalterin“
In seiner Laudatio betonte Schwarzenberger: Ob in dokumentarischen Produktionen, Hörfunkformaten oder Fernsehrollen, Krafft und Halmer „stehen mit ihrer Arbeit für kulturelle Tiefe, für regionale Verwurzelung und für gesellschaftliche Reflexion“. Die Ickingerin, viele Jahre Vorsitzende des Historischen Vereins Wolfratshausen sowie amtierende Vorsitzende des Vereins „Bürger fürs Badehaus“ wirke „kreativ hinter der Kamera als kluge Erzählerin und Gestalterin“, so Schwarzenberger.
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Die promovierte Historikerin wurde 1958 in München geboren und arbeitet für den Bayerischen Rundfunk. Sie publiziert Bücher und Radiosendungen, lehrt an Universitäten und kuratiert Ausstellungen. Ihr Fokus liegt auf Zeitgeschichte und Erinnerungskultur. Besondere Verdienste erwarb sie sich wie mehrfach berichtet als Gründungsmitglied des Vereins „Bürger fürs Badehaus“. Im Wolfratshauser Stadtteil Waldram schufen sie und ihre Mitstreiter sie einen innovativen Erinnerungsort mit Wanderausstellungen, etwa über Kinder im Lager Föhrenwald, in dem als „Displaced Persons“ ehemalige ehemalige Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge untergebracht waren.
Wenn man Bürgerprojekte stärkt, stärkt man auch die Demokratie.
Krafft setzt sich für den Erhalt gefährdeter Denkmäler ein, gründete 2015 den Verein Kulturerbe Bayern mit und ist dessen Vorstandsmitglied. Ihre Publikationen – etwa über Frauenleben im 20. Jahrhundert, Prostitution im alten München und Zwangsarbeit im Forst – „haben wichtige gesellschaftliche Debatten angestoßen“, so der Bezirk Oberbayern in einer Pressemitteilung.
Jonathan Coenen und Rhiannon Moutafis vom Badehausverein würdigten Krafft als „Vorkämpferin der Erinnerungsarbeit“. Sie habe das erste Museum geschaffen, das sich in einer Dauerausstellung der Geschichte jüdischer Displaced Persons widmet, und damit ein einzigartiges kulturelles Zeugnis hinterlassen. Sie binde die Vereinsmitglieder intensiv an das Projekt und schaffe eine starke Gemeinschaft: „So arbeiten drei Generationen gleichberechtigt Hand in Hand.“
Man müsse Hass und Häme etwas Konstruktives, Positives und Sinnstiftendes entgegenstellen, sagte Krafft in ihrer Dankesrede. „Wenn man Bürgerprojekte stärkt, stärkt man auch die Demokratie.“ (cce)