Positive Bilanz nach einem halben Jahr Begegnungszentrum

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Laden ins Begegnungszentrum ein (v.l.): Adel Youkhanna (Caritas-Flüchtlings- und Integrationsberatung), Ingeborg Bias-Putzier (Asyl im Oberland) sowie Nour Aldeen Alawimer und Hava Sirin, die sich ums Café der Kulturen kümmern. © Elena Benedikt

Café, Hilfsangebote für Migranten sowie verschiedene Kurse – im Begegnungszentrum an der Karmeliterstraße in Schongau findet sich all‘ das unter einem Dach. Ein halbes Jahr nach Eröffnung ziehen die Initiatoren eine positive Bilanz.

Schongau – Es duftet nach frischem, süßlichem Hefegebäck und Tee, Kerzen flackern auf den Tischen und laden zum Verweilen ein. Auch herzhaftes gibt es. In einem kleinen Raum an der Karmeliterstraße in Schongau wurde vor etwa einem halben Jahr das Café der Kulturen eingerichtet. Hava Sirin und Nour Aldeen Alawimer begrüßen alle Gäste mit einem breiten Lächeln. Montags bis donnerstags (9.30 bis 11.30 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr) ist das Café, um das sich hauptsächlich Sirin kümmert, geöffnet.

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Das Café komme gut an, erzählt sie. Ob bei Einheimischen, Touristen oder Menschen, die hoffen, in Deutschland eine neue Heimat zu finden. Gerade im Sommer, erzählt Sirin, hätten viele die Tische und Stühle auf dem Dr. Leonhard-Zill-Platz neben der Heiliggeist-Kirche entdeckt und vorbeigeschaut. „Über Essen und Trinken kommen die Menschen zusammen, setzen sich an einen Tisch und unterhalten sich“, so Integrationslotsin Ingeborg Bias-Putzier (Diakonie). Das gegenseitige Kennenlernen sei Ziel des Projekts.

Finanziert wird das Ganze über Spenden

Den Platz will man beispielsweise gerne noch mit Hochbeeten verschönern, erklärt sie. Gemeinsam mit ihrem Kollegen von der Caritas, Adel Youkhanna, hatte sie das Begegnungszentrum ins Leben gerufen. Stadträtin Esra Böse hatte die beiden auf die leeren Räume in der Karmeliterstraße aufmerksam gemacht. Für diverse Angebote gibt es hier Platz. Finanziert wird das ganze über Spenden. Dank der Diakonie sei die Finanzierung für das nächste Jahr gesichert.

Auch das Projekt T.O.P. (Teilhabe, Orientierung, Perspektiven) gibt es seitdem. Bias-Putzier und Youkhanna können auch hier mittlerweile ein sehr positives Fazit ziehen. Idee ist, dass Menschen mit eigener Migrationserfahrung Landsleuten, die nach Deutschland gekommen sind, erste Informationen zukommen lassen – in der jeweiligen Muttersprache (wir berichteten).

Viele Hilfesuchende, viele Ehrenamtliche

Auf beiden Seiten sei die Nachfrage groß, so Bias-Putzier. Es gibt viele Hilfesuchende. Aber auch sehr viele Menschen, die sich zunächst als Kulturdolmetscher ausbilden lassen und nach einer Weiterbildung ehrenamtlich bei T.O.P mitmachen wollen. „Sie sagen, es ist ein Angebot, das sie selbst gebraucht hätten, als sie nach Deutschland gekommen sind“, so Bias-Putzier. Auch wenn das traurig klinge, würden sie damit der Gesellschaft beweisen wollen, „dass sie es wert sind, aufgenommen worden zu sein. Sie möchten der Gesellschaft etwas zurückgeben und das ist doch sehr schön“. Mit Ehrenamt verbinde man in der Regel Deutsche, so Bias-Putzier. „Mit den Projekten Kulturdolmetscher und T.O.P. gelingt es uns, Migranten für das Ehrenamt zu interessieren und sie dort sichtbar zu machen“.

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Unbürokratisch und ohne Anmeldung könnten Menschen an zwei Tagen pro Woche für Infos vorbeikommen. Mehrere kleine Räume stehen für die Gespräche zur Verfügung. „Es geht um Erstinformationen, keine Beratung – das ist ganz wichtig“, betont Bias-Putzier. Für die Sprachen Dari (Afghanistan), Arabisch und Ukrainisch ist zu den angebotenen Terminen immer ein Ansprechpartner da. Für viele weitere – Türkisch, Somalisch, Kurdisch und Albanisch etwa – gibt es ebenfalls Ehrenamtliche, die bei Bedarf kommen.

Integrationsberatung

Oft gehe es den Besuchern darum, sich Behördenschreiben übersetzen zu lassen, sagt Youkhanna. Oder einen Anruf bei Behörde oder Arzt zu übernehmen, eine E-Mail zu schreiben, Ratenzahlungen zu vereinbaren oder Fragen zu Telefonverträgen zu beantworten. Bei weiteren Anliegen verweisen die Ehrenamtlichen auf die hauptamtlichen Berater – die sich durch die Entlastung ihren eigentlichen Aufgaben widmen können.

Bias-Putzier und Kollegen nutzen die Räume auch für Integrationsberatungen. Hier geht es etwa um rechtliches oder die Arbeitssuche. Speziell für junge Geflüchtete (12 bis 27 Jahre) wird der Jugendmigrationsdienst der Diakonie angeboten. Sie hätten andere Fragen (Schule, Ausbildung), erklärt Bias-Putzier.

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In großen Räumen im Obergeschoss werden Sprachkurse von zwei Bildungsträgern angeboten. Anschließend sind andere Nutzungen der Räume möglich. Beispielsweise werden aktuell Yoga-Kurse angeboten. Es sei immer Ziel gewesen, mit Ansässigen zu kooperieren, so Bias-Putzier. Auch mit dem Nachbar, dem Heiliggeist-Spital stehe man in Kontakt. „Mit dem T.O.P. Begegnungszentrum gibt es einen Ort, wo durch das vielfältige Angebot ein reger Austausch stattfindet, wo Menschen – Einheimische und Migranten – sich begegnen“. Bei allen Herausforderungen, die man nicht verschweigen dürfe: Integration gelinge viel öfter, als uns die öffentlichen und politischen Diskussionen suggerieren, so Bias-Putzier.

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