Geringe Auswirkung - Experte beruhigt: Trumps Zölle sind für Europa „nicht verheerend“
Am Montagabend unterzeichnete der neue US-Präsident Donald Trump Dekrete, die Importzölle für Stahl und Aluminium verhängen. Der Steuersatz von 25 Prozent gilt für Hersteller aus allen Ländern und damit auch für den deutschen Hersteller ThyssenKrupp.
Die neuen US-Zölle haben nach einer Experten-Einschätzung aber nur überschaubare Folgen für Europa. „Es ist unschön für unsere Volkswirtschaften, aber nicht verheerend“, sagte der frühere Chef des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, der Deutschen Presse-Agentur.
Deutschland kann von sinkenden Stahlpreisen profitieren
Zudem dürften die Stahlpreise sinken, wenn mehr Stahl in Deutschland bleibe und andere Länder statt in die USA mehr nach Deutschland lieferten. Davon könnten etwa Erbauer von Windrädern profitieren.
Trumps Strafzölle gelten für 0,03 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung
„Für Deutschland würden die Zölle nach unseren Berechnungen knapp 0,03 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen“, sagt Felbermayr nach einer aktuellen Analyse. In Euro mache das einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro an Wertschöpfung aus. „Auch für die USA wäre das nicht vorteilhaft: Sie würden gut 0,04 Prozent des BIP verlieren“, sagt er.
„Schlimmer wird es, wenn Zölle nicht nur auf Stahl und Aluminium, sondern auf alles erhoben werden. Dann wären wir schnell bei einem Verlust von 0,3 oder 0,4 Prozent oder zwölf Milliarden Euro an Wertschöpfung“, sagte Felbermayr.

Felbermayr: Lage heute schwieriger als unter erster Amtszeit von Trump
Der heute in Wien tätige Wirtschaftsprofessor geht zurzeit davon aus, dass die US-Zölle vor allem ein „Drohinstrument“ sind: „Auch die USA haben kein nachhaltiges Interesse daran, sich wirklich abzuschotten und Zollmauern zu errichten.“ Europa sei aber heute in einer schwierigeren Position als vor acht Jahren, als ein Deal mit Trump gefunden wurde, um Zölle abzuwenden.
Unter anderem seien die Europäer abhängiger von den USA, etwa wegen der Flüssiggaslieferungen, und sie hätten den damals versprochenen Abbau von Industriezöllen nicht umgesetzt. „Die Frage ist, wie viel Porzellan wird zerschlagen, bis man wieder den Tisch decken kann.“
ThyssenKrupp verkauft Stahl für 7,7 Milliarden Euro nach Nordamerika
Donald Trumps neue Strafzölle für Stahl und Aluminium treffen auch den deutschen Stahlhersteller ThyssenKrupp. Der Konzern erzielte nach Angaben von Statista im Geschäftsjahr 2023/204 in Nordamerika Umsätze in Höhe von 7,7 Milliarden Euro. In den Betrag fließen allerdings auch die Ausfuhren nach Kanada.
Trumps Maßnahme verteuert den Stahl von ThyssenKrupp, die US-Exportmenge dürfte sinken. ThyssenKrupp erzielte im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 35 Milliarden Euro. Der Nordamerika-Anteil erreichte gut 20 Prozent.