Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen: Thomas Dreßen kommt - „Feine Geste von einem großen Sportsmann“
Seine aktive Ski-Karriere ist vorbei. Doch Thomas Dreßen wird sich von seinen heimischen Fans verabschieden: Er kommt zum Super-G-Weltcup der Herren in Garmisch-Partenkirchen. Ein weiterer emotionaler Moment nach bewegenden Szenen im Zielraum der Streif in Kitzbühel.
Dieser Abschied hätte schöner nicht sein können. Auf den Tag genau vor sechs Jahren hatte Thomas Dreßen auf der Streif in Kitzbühel den größten Triumph seiner Karriere gefeiert. Und genau dort endete auch die Karriere des erfolgreichsten deutschen Abfahrers der Geschichte. Fans, Mannschaftskameraden, Familie, Freunde und Konkurrenten bejubelten ihn im Zielbereich. Dem 30-Jährigen kamen die Tränen.

Erst als es die Hausbergkante hinabging, wurden dem Mittenwalder die Dimensionen seines Werkes klar: „Am Starthaus hatte es sich eigentlich ganz normal angefühlt. Auch die komplette Fahrt über hat es sich einfach so angefühlt wie immer: Ich bin einfach gefahren.“ Doch auch an dem 30-Jährigen ging der Empfang unten nicht spurlos vorbei. Kaum nahm er nach der Hausbergkante ein wenig Fahrt auf, das Ziel in Sichtweite, erhoben sich 45 000 Zuschauer und feierten ihn ein letztes Mal. „Erst zehn Meter vor der Ziellinie hab’ ich realisiert: Das war’s.“ Sein Abschied vom Weltcup. Nach Garmisch-Partenkirchen aber wird er kommen - wenn auch nicht als Fahrer.
Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen: FIS gibt grünes Licht
Zwei Weltcup-Wochen stehen vor der Tür, die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Am Schnee wird das Alpin-Spektakel auf der Kandahar in diesem Jahr sicher nicht mehr scheitern, auch wenn in den kommenden Tagen warme Temperaturen und Regen angesagt sind. Die Experten des Weltverbands FIS haben für beide Rennwochenenden bei der Schneekontrolle grünes Licht gegeben.
Dreßen wird bei den Herren-Wettbewerben – zwei Super-G am 27. und 28. Januar – fehlen. Am Samstag fuhr er tatsächlich seine letzte Abfahrt in Kitzbühel. Tränen der Rührung flossen im Zielraum nicht nur bei Dreßen selbst. Die Bilder gingen unter die Haut. 2020 gewann der 30-Jährige, der seit einigen Jahren in Oberösterreich lebt, auch daheim auf der Kandahar am Kreuzeck – vor seinen heimischen Fans. Und von denen will er sich am Samstag, 27. Januar, persönlich verabschieden. Der Deutsche Skiverband, das heimische Organisationskomitee und sicher viele Anhänger werden dem Local Hero einen würdigen Ausstand bereiten. OK-Chefin Martina Betz vom SC Garmisch freut sich schon: „Das wird eine schöne Sache, wir sind sehr froh, dass der Thomas nochmals bei uns vorbeischaut. Eine feine Geste von einem großen Sportsmann.“
Dreßen überwältigt: „Die Bestätigung, warum ich Kitzbühel als letztes Rennen ausgesucht habe“
Wie sehr ihn der Skizirkus schätzte, zeigten die Reaktionen nach seinem letzten Streif-Auftritt. Nicht nur Ehefrau Birgit mit Töchterchen Elena vor dem Bauch, Mutter Monika und Bruder Michael fielen ihm um den Hals, sondern auch die aktuelle alpine Spitzenklasse. Der Dritte, Dominik Paris, ließ Dreßen gemeinsam mit DSV-Kollege Romed Baumann hochleben, womit der Mittenwalder nicht gerechnet hatte. „Das war unglaublich. Das war die Bestätigung, warum ich mir Kitzbühel als letztes Rennen ausgesucht habe“. Auch der Sieger Cyprian Sarrazin und der zweitplatzierte Marco Odermatt – die sich zuvor einen Zweikampf um den Triumph geliefert hatten – stürmten auf ihn zu, als hätte er gerade eine Spitzenzeit gefahren. Doch von dieser war Dreßen auch in Kitzbühel weit entfernt. Der Körper macht einfach nicht mehr mit. Das Rennen selbst wollte er daher einfach „genießen, ich bin schon mit ein bisschen Reserve gefahren“.
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Ski-Weltcup: Tickets und Infos
Alle Informationen zu den beiden Weltcup-Wochenenden am 27. und 28. Januar (zweimal Super-G der Herren) sowie am 3. und 4. Februar (Abfahrt und Super-G der Damen) gibt es hier. Auch Tickets sind online erhältlich.
Doch wer kann diese großen Fußstapfen füllen? Das wird sich erst in den folgenden Monaten herauskristallisieren, die Landkreisathleten deuteten aber am Wochenende ihr Potenzial an. Simon Jocher vom SC Garmisch sorgte mit Rang 15 am Freitag bereits für ein Ausrufezeichen. Tags drauf nahm er mit über 100 km/h in der Mausefalle ordentlich Tempo mit und fuhr mit Rang 28 erneut Weltcup-Punkte ein. Als zweitbester Deutscher lässt sich darauf aufbauen.
Heimische Fahrer zeigen Potenzial: Simon Jocher zweitbester Deutscher, Luis Vogt auf gutem Weg
Und auch beim Jüngsten unter den DSV-Fahren ist noch ordentlich Raum zur Entwicklung. Was möglich ist, deutete Luis Vogt nicht nur einmal an. Der 21-Jährige fuhr bei seinem Debüt auf der Streif ohne Furcht, hatte zwar etwa eine Sekunde Rückstand am Steilhang, holte dann aber noch auf. Am Ende stand Rang 37 zu Buche, zwei Plätze besser als tags zuvor. Obwohl es damit noch nicht für Zähler reichte, zeigte sich Vogt mehr als zufrieden: „Ich habe in Kitzbühel einen Schritt nach vorne gemacht, es geht sicherlich in die richtige Richtung. Jetzt heißt es weiterarbeiten.“
Denn der zweite Speedfahrer in Diensten des SC Garmisch im Weltcup steht ganz am Anfang seiner Karriere. „Das schöne Wetter verleitet einen, noch mehr Gas zu geben, dann ist es aber fast schwieriger zu fahren“, analysierte Vogt. „Es ist sehr schattig, dann sieht man die Schläge nicht so.“ Erfahrungswerte, die er nun ohne die Expertise eines begnadeten Fahrers wie Dreßen sammeln muss.