Kim Jong-un, Putin und Mercedes: Der irre Luxuslimousinen-Schmuggel nach Nordkorea

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Nordkorea-Präsident Kim Jong-un empfing kürzlich Wladimir Putin - mitsamt Mercedes-Limousine. © IMAGO / ITAR-TASS / Russian Look

Bei einem Präsidententreffen in Nordkorea protzt Kim Jong-un mit einer Mercedes-Limousine. Dabei sind derartige Luxusgüter aufgrund von Sanktionen eigentlich ausgeschlossen.

Pyeongchang/München - Kürzlich weilte Russlands Präsident Wladimir Putin in Nordkorea, zu einem Auslandsbesuch bei Amtskollege Kim Jong-un. Der Machthaber ist geopolitisch einer der Verbündeten, gilt auch als Befürworter der russischen Offensive in der Ukraine. Im Zuge der Sanktionen gegen die russische Föderation ist das Land des 40-jährigen Diktators zudem wirtschaftlich ein Partner von gewachsener Bedeutung.

Doch auch gegen das Regime in Nordkorea hat der Westen Embargos verhängt, bereits lange vor den vermeintlichen Waffenlieferungen für Russland im Ukraine-Krieg. Aufnahmen des zweiten Staatstreffens innerhalb eines Jahres zeigen, dass in der Hauptstadt Pyeongchang deswegen noch lange nicht auf westliche Luxusgüter verzichtet wird.

Nordkorea: Kim Jong-un und Putin cruisen in Mercedes-Luxuslimousine

Beim jüngsten Termin sind Kim Jong-un und Putin auch in einem Mercedes-Maybach S600 Guard zu sehen, von denen sich offenbar zwei im Besitz der Regierung von Pyeongchang befinden. Dabei ist das eigentlich unmöglich, weil Exporte nach Nordkorea schon seit mehreren Jahren stark eingeschränkt sind: Die UN-Resolution 1718 verbietet es, „Luxusgüter“ an das Land zu liefern - wozu auch Mercedes-Modelle mit einem Basispreis von etwa einer halben Million Euro zählen.

Zumindest kann man Kim Jong-un nicht vorwerfen, schnell seine Dienstwagen auszutauschen: Schon Anfang 2019 war der „Korea-Diktaktor“ zu sehen, wie er im gepanzerten Mercedes durch die Hauptstadt fährt. Fünf Jahre später ist die schwäbische Edellimousine also immer noch im Fuhrpark des nordkoreanischen Staatschefs.

Mercedes-Modelle für Nordkorea: NGO zeichnet Schmuggelroute nach

Doch wie gelangten die Luxusautos eigentlich in das nahezu isolierte Land auf der koreanischen Halbinsel? Das hat die NGO Center for Advanced Defence Studies (C4ADS) untersucht und jüngst die Auswertungen veröffentlicht. Demnach begann die Reise im niederländischen Rotterdam, wo der größte Hafen Europas steht. Die Autos wurden dort in Container verladen und zunächst über China und Japan nach Südkorea verschifft, von wo aus sie offenbar in einem anderen Schiff mit der Kennung DN5505 verschwanden.

Dieses Schiff fährt unter der Flagge von Togo und setzte den Angaben zufolge seine Reise nach Nakhodka fort, einer Stadt im Osten Russlands. Die Route führt unmittelbar an Nordkorea vorbei - und während sich das Containerschiff noch in südkoreanischen Gewässern befand, verlor sich plötzlich das Identifikationssignal. 18 Tage später wurde es schließlich wieder geortet, auf dem Rückweg nach Südkorea und beladen mit 2588 Tonnen Anthrazitkohle.

Kim Jong Un fährt Mercedes - vermutlich aus Russland eingeflogen

Laut dem Bericht kam die Ladung aus Nakhodka, obwohl dort angeblich keine Informationen über das Schiff vorliegen. So verliert sich die Spur der beiden Mercedes-Modelle, C4ADS hat jedoch eine Theorie für den weiteren Weg entwickelt: Sie umfasst drei Frachtflugzeuge vom Typ Ilyushin-76, die der nordkoreanischen Staatsfluglinie Air Koryo gehören.

Die Vermutung: Während die Ortungssysteme der DN5505 nicht in Betrieb waren, flogen diese Flugzeuge von der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang ins russische Wladiwostok, das nicht weit von Nakhodka entfernt liegt. Die Flugzeuge transportieren üblicherweise auch bei Staatsbesuchen die Limousinen aus Nordkorea. C4ADS geht davon aus, dass die Flieger die aus dem Westen stammenden Fahrzeuge schließlich nach Nordkorea transportiert haben.

Pyeongchang, Ende Juni 2024: Kim Jong-Un und Wladimir Putin werden in einer Mercedes-Limousine vom Typ S600 Maybach chauffiert
Pyeongchang, Ende Juni 2024: Kim Jong-un und Wladimir Putin werden in einer Mercedes-Limousine vom Typ S600 Maybach chauffiert. © ITAR-TASS/Imago

Luxusgüter für Nordkorea: Schmuggler umgehen lasche Kontrollen

Auto Motor und Sport führt aus, dass auf diese und ähnliche Weise Hunderte weiterer Luxusmodelle und andere Güter nach Nordkorea geraten sind. Das liege an einem Mix aus unzureichender Definition von Luxusgütern, mangelhafter Umsetzung in Gerichtsbarkeiten und mäßigen Kontrollen. Daher würden internationale Sanktionsprogramme ihre Wirkung verfehlen. In der Folge sei ein großflächiges, internationales Schmuggelimperium entstanden.

Das Automagazin hatte bereits im Jahr 2019 die Mercedes-Mutter (damals noch Daimler) um Stellungnahme gebeten. „Es ist außerhalb unserer Kontrolle und Verantwortung, welche Verkäufe insbesondere gebrauchter Fahrzeuge über Dritte getätigt werden“, ließ der Premiumhersteller wissen. (PF)

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