Deutschlandticket wird 2025 teurer – über diese Schmerzgrenze sollte der Preis aber nicht steigen

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Das 49-Euro-Ticket soll im kommenden Jahr teurer werden. © Martin Schutt/dpa

Das Deutschlandticket wird 2025 teurer, das haben die Bundesländer angekündigt. Wie hoch der Preis wird, steht nicht fest. Es gibt aber Experten zufolge eine Schmerzgrenze.

München – Trotz des offensichtlichen Erfolgs des Deutschlandtickets, das immerhin elf Millionen Menschen im Land nach Regierungsangaben nutzen, wird schon seit Anbeginn über den Preis diskutiert. Und seit dieser Woche steht fest: Das Deutschlandticket wird ab 2025 teurer werden. Das kündigten die Verkehrsminister und -ministerinnen der Länder an. Im Herbst soll der genaue Preis dann festgelegt werden.

Deutschlandticket wird teurer: Genaue Zahlen schon im Umlauf

Auch wenn noch keine festen Angaben zum Preis gemacht werden können, wird schon heftig spekuliert und debattiert. Der Fahrgastverband Pro Bahn sagte der Rheinischen Post, dass sie von einer „mittelfristigen“ Erhöhung auf 59 Euro pro Monat ausgehen. Ab 2025 halten sie jedoch eine Erhöhung von gerade mal fünf Euro, also auf 54 Euro pro Monat, für „akzeptabel“.  Nach Angaben der Augsburger Allgemeinen könnte das Ticket sogar um mehr als zehn Euro teurer werden. Das gehe aus informierten Kreisen hervor, so die Zeitung.

Im Gespräch mit IPPEN.MEDIA warnt Bernhard Knierim, Referent für Verkehrspolitik beim Bündnis Allianz pro Schiene, vor einer Erhöhung über fünf bis zehn Euro hinaus. „Umfragen ergeben, dass bei einer Preiserhöhung von zehn Euro viele Leute schon abspringen. Dann hätte man am Ende noch weniger Einnahmen als vorher“.

Wie schon viele zuvor plädiert Knierim für die Einführung eines Sozialtickets – vor allem jetzt bei der Preiserhöhung. „Das wird jetzt umso wichtiger, denn für viele Menschen sind die 49 Euro schon zu viel“. Darüber hinaus sollte die Politik darüber nachdenken, wie man das Ticket noch attraktiver machen könnte. „Da wäre zum Beispiel die Familienmitnahme eine Option. Dann gäbe es mehr Verständnis für eine Preiserhöhung“, sagt der Referent.

Dem schließt sich auch der Sozialverband Deutschland an, deren Vorsitzende Michaela Engelmeier gegenüber IPPEN.MEDIA sagt: „Wir müssen alle mitnehmen: Viele können sich eben die 49 Euro - oder noch mehr - gar nicht leisten. Hier müssen Bund und Länder ein einheitliches Angebot in Form eines Sozialtickets schaffen. Denn Deutschland braucht sowohl in den Städten als auch auf dem Land einen ÖPNV, der durch Taktung, Qualität, Sicherheit und Barrierefreiheit noch mehr Menschen mobil hält und so auf das Auto verzichten lässt.“

49-Euro-Ticket bald teurer: Debatten um den Preis sollen enden

Vor allem aber müsse es ein Ende der Diskussionen um das Deutschlandticket geben, findet Bernhard Knierim. „Das Ticket ist erfolgreich und muss verlässlich sein. Nur wenn sicher ist, dass es dieses Ticket auch in Zukunft noch geben wird, werden immer mehr Menschen auf den öffentlichen Verkehr umsteigen“, denkt der Experte.

Dem schließt sich auch der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, an. „Das Hin und Her beim Deutschlandticket verunsichert die Fahrgäste und vor allem auch die Pendler. Wir brauchen bezahlbare Mobilität als auch den Ausbau des Angebotes und dafür vor allem mehr Personal und mehr Fahrzeuge. Wer die verschiedenen Maßnahmen gegeneinander ausspielt, erweist der klimafreundlichen Mobilität einen Bärendienst.“ Es dürfe bei der Erhöhung des Preises keinen „Verhinderungspreis“ geben, so der Gewerkschafter.

Deutschlandticket als Jobticket: Arbeitgeber sollen mehr tun

Der Schienenverkehrsbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), fordert die Länder und Verkehrsverbünde auf, mehr für den Verkauf der Abos zu werben. Vor allem müssten sie auch mehr Arbeitgeber für Jobtickets begeistern, sagte er der Augsburger Allgemeinen. Das Ticket könne Unternehmen zu besseren Klimabilanzen in ihren Nachhaltigkeitsberichten verhelfen. Schon jetzt bieten manche Arbeitgeber das Deutschlandticket als Jobticket zu einem vergünstigten Preis von 34,30 Euro an. Bernhard Knierim von der Allianz pro Schiene würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: „Wir sollten darüber diskutieren, das noch auszuweiten oder möglicherweise verbindlich zu machen. Wenn alle Arbeitgeber das Jobticket anbieten müssten, dann würde man die Masse wirklich erreichen“.

Möglich ist es aber auch immer noch, dass das Deutschlandticket doch nicht erhöht wird. Das hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Aussicht gestellt. Die Debatte beginne erst, sagte er im Gespräch mit Leser und Leserinnen der WAZ. „Vielleicht endet sie auch so, dass das 49-Euro-Ticket nicht angehoben wird.“ Falls der Ticketpreis erhöht werde, sollte er nur minimal erhöht werden. „Mein Tipp wäre, es wird so kommen, dass das Ticket super attraktiv bleiben wird.“

Bernhard Knierim hält auch diese Option für möglich. „Es kommt halt auf die politischen Prioritäten an. Das Geld, das für die Finanzierung des Deutschlandtickets notwendig ist, ist im Vergleich zu den Milliarden, die wir für umweltschädliche Subventionen ausgeben, ein finanzieller Witz.“ Wer die Verkehrswende wirklich ernst nehmen möchte, müsse am Angebotsausbau und der Verbesserung der Schiene schrauben – und diese nicht mit einer Preiserhöhung unattraktiver machen. (mit Agenturen)

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