Schongau ein „dicker Fisch“ in Sachen Energie

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Die großen Unternehmen wie Hochland (Foto) und UPM prägen Schongaus Wärme- und Strombedarf. © Herold

Vor vier Jahren war die Aufstellung eines Energienutzungsplans beschlossen worden, nun bekam der Stadtrat die Ergebnisse vorgelegt. Das Gremium nahm diese einstimmig zur Kenntnis – jetzt sollen konkrete Maßnahmen folgen.

Schongau – 2021 – aus diesem Jahr stammen die Zahlen, die Andreas Scharli und Ludwig Hagelstein von der Energiewende Oberland vortrugen – verbrauchte Schongau insgesamt 1.858 Gigawattstunden Energie (Strom: 45,2 Prozent; Wärme: 49 Prozent). 89,4 Prozent der Energie beanspruchte das Gewerbe, vor allem die großen Industriebetriebe. Dahinter folgten Verkehr (5,8 Prozent) und kommunale Liegenschaften (0,6). Die 4,2 Prozent der privaten Haushalte klingen nach wenig, doch „sie können definitiv etwas beitragen“, so Hagelstein.

Schongaus Energiebedarf: Jahresverbrauch von 1.858 Gigawattstunden

Schongaus Stromverbrauch belief sich auf 842.160 Megawattstunden; erzeugt wurden 21,7 Prozent durch erneuerbare Energien. Als Verbraucher eine große Rolle nimmt die Papierfabrik ein.

Noch groß sei das Potenzial, das in Photovoltaik-Anlagen auf Dächern schlummert. Erst 10,7 Prozent der möglichen Flächen wurden dafür genutzt. Werde diese Chance aktiviert, könnten so 56.632 Megawattstunden erzeugt werden. In Sachen Freiflächen gehe es voran – „aber es gibt noch geeignete Flächen“, so die beiden EWO-Experten.

Bei der Wärme sah Hagelstein eine „absolute fossile Dominanz“. Nur 7,6 Prozent waren 2021 gedeckt durch lokal erzeugte erneuerbare Energien. Mit 6,3 Prozent nehme die Fernwärme schon einen recht großen Teil ein.

Den hohen Energieverbrauch bei Rathaus, Bauhof und Grundschule genauer anzuschauen biete sich an. Für letztere hatte Stadtbaumeister Sebastian Dietrich eine Erklärung – das viele Lüften und Heizen während der Corona-Zeit. Die Kläranlage erhielt indes ein großes Lob, dort sei zu sehen, wie Energieeffizienz funktioniert, so Scharli und Hagelstein.

Hochinteressant sei Fernwärme für den Schongauer Westen, befand Scharli. Das Thema Heizkraftwerk und Altholz sei ein heißes. Die entsprechende Filteranlage sei im Bau. Zur Nutzung der Abwärme halte er ergebnisoffene Gespräch für wünschenswert. Sein Fazit für Schongau: Angesichts der vielen ansässigen Industrie sei die Stadt in Sachen Energiehunger ein „dicker Fisch“. Umso wichtiger sei es, die Richtung beizubehalten.

„Schongau-West wartet auf die Wärme, die im Biomasseheizkraftwerk verpufft“, sagte Stefan Konrad (SPD). Wichtige Erkenntnisse sah Bürgermeister Falk Sluyterman; nun gelte es nach Maßnahmen zu schauen. „Wir brauchen konkrete Ansätze“, forderte Gregor Schuppe (ALS).

Kooperationen mit den Umlandgemeinden regte Markus Keller (Grüne) an, schließlich seien es deren Bürger, die in großer Zahl in Schongau arbeiten. Bettina Buresch (Grüne) zeigte sich beeindruckt vom noch großen Potenzial rund um Photovoltaik – und den raschen Zeitraum, binnen dem sich diese rechnet. Florian Jocher (CSU), ihm gehört die Fläche, auf der die große Agri-PV-Anlage im Schongauer Westen entsteht, sah die Stadtwerke in der wichtigsten Rolle, wenn es um ein neues Netz im Westen geht. Deren technischer Leiter Florian Hiemer stimmte zu: „Wenn da oben eines entstehen soll, dann in kommunaler Hand mit den Stadtwerken als Versorger.“

Übrigens: Den Bau einer neuen Wärmerückgewinnung für seine TMP-Anlage bezeichnet UPM Schongau als wichtiges Projekt. Diese Woche führte die Anlieferung eines wichtigen Anlagenteils zu einer spektakulären Aktion.

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