Protest-Aktionen: BBV-Kreisobmann warnt vor kippender Stimmung in der Bevölkerung

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Immer wieder zu beobachten: Traktor-Demos im Landkreis Miesbach, hier am Tegernsee. © Thomas Plettenberg

Traktoren und Lkw, die den Berufsverkehr ausbremsen: Je länger die Protest-Aktionen im Landkreis Miesbach dauern, desto lauter wird die Kritik. Der BBV-Kreisobmann mahnt nun zur Vernunft.

Landkreis – Mehr als 150 Demonstranten bei der Großkundgebung in München, viele weitere auf den Straßen daheim: Die Protestbereitschaft bei Landwirten, Handwerkern und Spediteuren im Landkreis Miesbach ist hoch. Doch je mehr die Aktionen die Allgemeinheit beeinträchtigen, desto lauter wird auch die Kritik. Zeit für eine Einschätzung durch den Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Josef Huber aus Valley. Der appelliert für Proteste mit Maß und Ziel – und warnt vor einer kippenden Stimmung in der Bevölkerung.

Herr Huber, seit Montag bremsen immer wieder Traktoren den Berufsverkehr im Landkreis aus. Wie weit darf der Protest gehen, damit die Stimmung in der Bevölkerung nicht kippt?

Josef Huber: Er darf nicht dazu führen, dass die Leute das Gefühl bekommen, dass wir sie ärgern oder blockieren wollen. Deshalb rufen wir als BBV auch dazu auf, lieber neben, als auf der Straße zu demonstrieren. Da ist die Aufmerksamkeit genauso gegeben, und darum geht es uns ja.

Blockaden des Ausflugsverkehrs am Wochenende, wie sie in anderen Landkreisen angekündigt sind, wird es bei uns also nicht geben?

Josef Huber: Wir raten dringend davon ab. Es bringt doch nichts, die Leute am Skifahren zu hindern und damit den Liftbetreibern und Gastronomen das Geschäft wegzunehmen. Außerdem wäre es das falsche Zeichen, am Montag nach München zu fahren, um die Menschen in der Stadt für unser Anliegen zu sensibilisieren, und sie dann am Wochenende wieder zu verprellen. Letztlich sitzen wir doch alle im selben Boot: die Landwirte, Handwerker, Spediteure und natürlich auch die Verbraucher. Sie alle spüren, dass ihnen die Politik zunehmend an den Geldbeutel geht. Dagegen wollen wir ankämpfen.

Josef Huber BBV-Kreisobmann aus Valley
Josef Huber, BBV-Kreisobmann aus Valley. © THOMAS PLETTENBERG

Aber wie viel Einfluss haben Sie denn auf den Verlauf der Proteste? Sie können ja nicht jede einzelne Aktion überwachen?

Josef Huber: Genau das ist das Problem. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu appellieren. In den Ortsverbänden, aber auch in den sozialen Netzwerken und in den Chatgruppen der bekannten Nachrichtendienste. Es muss allen bewusst sein, dass es der Sache sogar schadet, wenn man es übertreibt.

Was ist denn von offizieller Seite her in den kommenden Tagen geplant – und wie geht es danach weiter?

Josef Huber: In erster Linie die bereits bekannten Mahnfeuer sowie kleinere Sternfahrten in den einzelnen Ortsverbänden. Wie es nach der großen Abschlusskundgebung am 15. Januar in Berlin weitergeht, wissen wir noch nicht. Fakt ist, dass wir nicht ewig rumfahren und protestieren können. Und von einer von manchen erwarteten Totalblockade, wenn die Politik nicht einlenkt, halte ich aus den vorhin geschilderten Gründen auch nichts.

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Wie müsste denn dieses Einlenken der Politik aussehen? Reicht es, wenn die Kürzungen für Landwirte vollständig gestrichen werden?

Josef Huber: Sicher nicht. Der Protest hat eine solche Breite angenommen, dass es längst nicht mehr nur um uns Landwirte geht. Alle sind von den gestiegenen Kosten betroffen und sind in dem Dilemma, sie entweder selbst zu schlucken oder sie an die Verbraucher weiterzugeben. Beides wird am Ende fatale Folgen für alle haben.

Heißt im Klartext, dass die Bauern auch solidarisch sind mit den Handwerkern und Spediteuren, die sie aktuell unterstützen?

Josef Huber: Ganz genau. Wir stehen hier Seite an Seite für eine andere Politik.

Hätten Sie mit so einer großen Beteiligung gerechnet?

Josef Huber: Keineswegs. Das hat uns alle überrascht. Man kann ja von niemandem erwarten, dass er seine Arbeit im Stall oder in der Werkstatt liegen lässt, um demonstrieren zu gehen. Aber es zeigt uns, wie wichtig es allen ist, hier etwas zu bewegen.

sg

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