Eskalation durch Müll-Ballons: Südkorea setzt Militärabkommen mit Nordkorea aus

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Nachdem Nordkorea mit Müll gefüllte Ballons in das Nachbarland geschickt hatte, hat Südkorea ein Militärabkommen aufgekündigt. Grund seien auch militärische Spannungen. © Uncredited/picture alliance/dpa (Montage)

Immer wieder provoziert Nordkorea das Nachbarland. Zuletzt mit dem Senden von Müllballons. Jetzt zieht Südkorea Konsequenzen – droht eine Eskalation?

Seoul – Südkorea hat beschlossen, ein Militärabkommen mit Nordkorea vorübergehend auszusetzen. Der Nationale Sicherheitsrat (NSC) traf diese Entscheidung nach einer Sitzung am Montag, wie der Spiegel berichtete. Dieser Schritt folgt auf wiederholte Provokationen der Regierung von Kim Jong-un, die zuletzt mit Müll gefüllte Ballons über die Grenze nach Südkorea geschickt hatten.

Nordkorea begründe diese Aktion als Reaktion auf Propaganda-Flugblätter, die von südkoreanischer Seite aus über die Grenze geschickt worden sein sollen, berichtete Al Jazeera. Damit habe man Südkorea zeigen wollen, „wie viel Aufwand nötig ist, um das verstreute Altpapier zu beseitigen“, erklärte Kim Kang Il, nordkoreanischer Vizeminister für Verteidigung. Trotz der Ankündigung, die Aktionen vorläufig zu beenden, bleibe die Spannung hoch.

Gift in Ballons? Südkoreas Regierung ruft zur Vorsicht auf

Die Sorge, dass die Ballons giftige Chemikalien enthalten könnten, habe die südkoreanische Regierung zu besonderer Vorsicht veranlasst, so der Spiegel. Die Ballons seien nicht abgeschossen worden, um kein Risiko einzugehen. Südkorea vermute einen „Versuch, Angst und Chaos in unserer Gesellschaft zu verbreiten“, zitiert der Spiegel einen Sicherheitsberater. Insgesamt sollen etwa 150 solcher Ballons von Nordkorea über die Grenze geschickt worden sein, berichtete CNN.

Südkorea habe die Aktionen seines nördlichen Nachbarn als „irrational“ und „primitiv“ kritisiert, berichtete Al Jazeera. Trotzdem verstießen die Müllkampagnen nicht gegen UN-Sanktionen. Sollte Nordkorea den Einsatz von Müll-Ballons nicht vollständig einstellen, drohe Südkorea mit entschiedenen Gegenmaßnahmen.

Nordkorea startet Spionagesatelliten – Südkorea droht mit Gegenmaßnahmen

Die Aussetzung des Militärabkommens soll es Südkorea ermöglichen, Militärübungen in der Nähe der Grenze zu Nordkorea wieder aufzunehmen, die durch das Abkommen eingeschränkt wurden. Zu dem Schritt hatte sich Südkorea aufgrund der Müll-Ballons, sowie mehrfachen Angriffen auf das GPS-System in der Grenzregion entschoeden.

Das Militärabkommen wurde 2018 als Teil einer Reihe von vertrauensbildenden Maßnahmen vereinbart. Ziel der Vereinbarung sei gewesen, Zwischenfälle an der schwer militarisierten Grenze zwischen den beiden Ländern zu verhindern, so der Spiegel. Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea haben sich jedoch seitdem verschlechtert, insbesondere nachdem Nordkorea einen Spionagesatelliten gestartet und Südkorea das Abkommen teilweise suspendiert hatte.

Nach Aussetzen von Militärabkommen – droht die Situation zu eskalieren?

Die jüngsten Entwicklungen sind ein weiteres Zeichen für die angespannten Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea. Die Aussetzung des Militärabkommens und die Möglichkeit, Militärübungen nahe der Grenze wieder aufzunehmen, könnten die Spannungen weiter erhöhen. Gleichzeitig bleibt die Sorge bestehen, dass Nordkorea seine provokativen Aktionen fortsetzt und damit die Sicherheit in der Region gefährdet. (nhi)

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