Schwindendes Publikums-Interesse, höheres Defizit. Woran liegt‘s, dass der Tag der Blasmusik nicht mehr der Hit ist? Die Gemeinde Gmund als Veranstalterin setzt die Traditions-Veranstaltung für heuer aus und sucht nach einem neuen Format. Das hat der Gemeinderat jetzt einstimmig beschlossen.
Gmund - Polka, Defiliermarsch, Bayernhymne: Was in den Anfangsjahren noch ein echter Hit war und gut tausend Besucher anlockte, fand in jüngster Zeit eher weniger Fans: Rund 300 Zuhörer kamen zuletzt im September 2024 zum Tag der Blasmusik nach Gut Kaltenbrunn, um dem Konzert der 100 Mitwirkenden einen Nachmittag lang zu lauschen. Mit schwindender Begeisterung wuchs das Defizit: Zwischen 8000 und 10 000 Euro blieben zuletzt bei der Gemeinde Gmund als Veranstalterin hängen. Und das, obwohl die Otto-Beisheim-Stiftung den Tag der Blasmusik großzügig unterstützt.
Tag der Blasmusik in Gmund auf dem Prüfstand: Viele Veranstaltungen warten im Jubiläumsjahr
Für Bürgermeister Alfons Besel (FWG) war die Entwicklung Anlass, den Tag der Blasmusik auf den Prüfstand zu stellen. Bei der Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend stellte er daher zur Diskussion, die Veranstaltung in diesem Jahr auszusetzen. „Das Feuer fehlt“, sagte Besel zu Beginn der Debatte. „Egal, welche Überlegungen wir anstellen, von begleitender Modenschau, über Gesang oder Trachtenmarkt, alles würde wegführen von der ursprünglichen Intention des Miteinanders“, gab Besel zu bedenken. Er wies auch darauf hin, dass jede Eintrittskarte inzwischen mit 62 Euro gesponsert würde. Auch angesichts vieler Veranstaltungen heuer im Rahmen des Jubiläums „950 Jahre Gmund“ würde es guttun, ein Jahr auszusetzen, schlug Besel vor. Bis dahin könnte man sich ein neues Format überlegen.
Das bisherige Format hatte Altbürgermeister Georg von Preysing erfunden. Er hatte einst mit dem damaligen Kaltenbrunn-Wirt Jupp Brenner gewettet, dass er es schaffe, alle Blaskapellen aus dem Tegernseer Tal zu einem gemeinsamen Konzert auf Gut Kaltenbrunn zusammentrommeln. Er hatte es geschafft – und 20 Mal moderierte Preysing recht launig das Konzert unter freiem Himmel mit Besuchern aus nah und fern.
Das wollen wir doch nicht sterben lassen.
Für Martina Ettstaller (CSU) stand außer Frage: „Der Tag der Blasmusik war immer ein Highlight für Gmund. Die Besucher kamen von überall her.“ Die gemeinsame Blasmusik sei der Charme der Veranstaltung. „Das wollen wir doch nicht sterben lassen“, fand Ettstaller und riet ebenfalls dazu, neue Überlegungen anzustellen – auch hinsichtlich der Uhrzeit und der Jahreszeit.
Traditionsveranstaltung in Gmund auf dem Prüfstand: „Es war oft ein Problem, Musiker zu finden“
Florian Floßmann (FWG), selbst aktives Mitglied einer Blaskapelle, gestand, dass selbst unter den Musikanten zuletzt die Lust an einer Teilnahme nachgelassen habe. „Mit einer Durchführung alle zwei oder drei Jahre wäre die Veranstaltung wieder etwas Besonderes“, gab Floßmann auch die Meinung seiner Musikantenkollegen weiter. Auch hielt er die Jahreszeit Anfang September nicht für ideal: „In den letzten Ferienwochen sind doch viele Musikanten mit ihren Familien im Urlaub. Da war es oft ein Problem, Musiker zu finden.“
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CSU-Gemeinderat Johann Huber gestand freiweg: „Das können wir ruhig mal ausfallen lassen. Er berichtete, dass allein schon der Auf- und Abbau nicht einfach sei. Bekanntlich fand der Tag der Blasmusik immer Sonntagnachmittag statt. Für den Vormittag Helfer zu finden, sei nicht immer leicht gewesen, sagte Huber.
Gute Vorschläge für Tag der Blasmusik jetzt gefragt
Was Johann Schmid (SPD), ebenfalls aktiver Musikant, nur bestätigen konnte. Auch er würde es begrüßen, wenn die Veranstaltung nur alle zwei Jahre stattfinden und man ein neues Format finden würde. Die Verlegung in die Abendstunden und eine ansprechende Gestaltung mit weniger Gruppen würde er für gutheißen. Rathauschef Besel fügte an, dass man auch über die Jahreszeit nachdenken müsse. Er informierte bereits darüber, dass die Otto-Beisheim-Stiftung ein neues Format mittragen würde. „Sie wären 2026 wieder mit im Boot“, gab Besel bekannt. Er zeigte sich schon jetzt dankbar, wenn viele gute Vorschläge kommen würden.
Am Ende zogen alle mit: Für heuer fällt der Tag der Blasmusik erst einmal aus.