„Die Bahn muss anfangen zu planen“

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Pläne zur Zukunft des Bayerischen Hofs will Bürgermeister Patrick Janik im ersten Quartal 2025 öffentlich diskutieren. Das Haus ist seit Dezember 2020 wegen Einsturzgefahr geschlossen. © Andrea Jaksch

Patrick Janik über die großen Themen des Jahres.

Starnberg - Im zweiten Teil des Merkur-Interviews spricht Bürgermeister Patrick Janik über die Seeanbindung, das Gewerbegebiet Schorn, die Feuerwehr und weitere Themen, die heuer wichtig werden.

Herr Janik, die Seeanbindung ist 2024 zumindest vorerst gescheitert. Zuletzt haben Sie im Stadtrat davon gesprochen, dass die Stadt und die Bahn sich Mitte 2025 als finales Datum für eine Einigung gesetzt hätten.

Das hat den Hintergrund, dass der technische Zustand von Oberleitungen und Gleisen der Bahn langsam etwas Sorgenfalten bereitet. Sie ist nach ihrer Planung ja davon ausgegangen, diese Anlagen bereits vor mehreren Jahren erneuert zu haben. Da erreichen wir jetzt irgendwann das Ende der technischen Lebensdauer. Und dann ist es notwendig, dass die Bahn Schritte unternimmt, um Anlagen zu erneuern. Das wäre zwar noch kein Todeskuss für das große Projekt, aber wir müssten dann Dinge umbauen, die gerade frisch gemacht worden wären. Das würde das Projekt nicht günstiger machen.

Na ja, wenn bis jetzt schon die Finanzierung nicht steht, dann würde es in dem Fall ja nicht einfacher werden.

Es wird dadurch sicherlich nicht einfacher, aber es wäre nicht gleichzusetzen mit dem Scheitern des Projekts.

Was passiert Mitte 2025?

Die Bahn muss anfangen zu planen. Deswegen ist das ein Datum, zu dem wir Gewissheit haben müssen. Es geht dann um eine reine Erneuerung ohne Veränderung und ohne dass ein Genehmigungsverfahren erforderlich wäre. Und irgendwann müssen auch wir sagen, wie realistisch es noch ist, dass wir eine Finanzierung für die Seeanbindung erhalten. Wir kauen jetzt seit zwei Jahren auf dem Projekt herum. Am Ende aller Tage, und das ist die Tragik des Ganzen, gehe ich davon aus, dass das Projekt auch aus Sicht von Bahn und Bund ein wirtschaftliches ist. Durch das Engagement der Stadt wird jede Lösung am Bahnhof günstiger.

Wenn es nicht zu einer Einigung kommt, lebt der Rechtsstreit wieder auf?

Ja. Und dann kann es so und so ausgehen. Es kann auch sein, dass ein Gericht zu dem Ergebnis kommt, die Verträge sind unwirksam, und die Stadt zahlt nichts. Dann hat die Bahn zwar keine 170 Millionen Euro ausgegeben, auf lange Sicht aber 150 Millionen Euro. Denn die gesetzliche Pflicht, den Bahnhof barrierefrei auszubauen, hat die Bahn nach wie vor. Um eine große Maßnahme wird sie langfristig nicht herumkommen. Deswegen ist das Interesse aller Beteiligten, die Stadt Starnberg mit an Bord zu haben.

Sie haben den Bayerischen Hof schon angesprochen. Viele Starnberger hatten gehofft, bereits 2024 Pläne zu sehen.

Es gibt einen Entwurf und einen Interessenten. Im Januar wird dieser Plan finalisiert, und wir werden parallel dazu einen Erbbaurechtsvertrag mit dem Bieter verhandeln. Und dann wird es hoffentlich im ersten Quartal eine Entscheidung geben, ob wir das Verfahren abschließen können. Der Grundgedanke war ja immer, so viel Masse mit Potenzial dranzuhängen, dass insgesamt ein wirtschaftlich sinnvolles Projekt daraus wird, um den Bayerischen Hof denkmalgerecht herzurichten. Der Bayerische Hof mit seiner Substanz ist ja eher ein Klotz am Bein.

Was wird dann aus der VHS und den anderen Nutzern der Villa Bayerlein?

Es gibt schon Überlegungen zu Alternativen, aber das ist noch unausgegoren. Es hängt alles vom zeitlichen Horizont ab. Die Stadt Starnberg ist sich ihrer Verantwortung für die Mieter aber bewusst. Die AWO, das Sozialwerk und die VHS liegen uns alle am Herzen.

Und dann geht es mit dem historischen Bahnhofsgebäude am See weiter? Bei der Einweihung der umgestalteten Loggia, einem bürgerschaftlichen Projekt, haben Sie gesagt, das sei erst der Anfang.

So ist der Wunsch. Wir wollen sehr nahtlos auch für den Bahnhof See einen Investor suchen. Das Gebäude ist in einem besseren Zustand als der Bayerische Hof, und ich glaube, dass wir hier ein wirtschaftlich tragfähiges Modell darstellen können, das für Investoren interessant ist.

Beim Moosaik hat der Bauausschuss Anfang Dezember die erste öffentliche Auslegung abgearbeitet und die zweite beschlossen. Im Anschluss sprachen die Verantwortliche von einem „entscheidenden Meilenstein“.

Das Moosaik ist richtig gut gelaufen. Wir hatten einen sehr ambitionierten Zeitplan und haben es geschafft, im Dezember die Entscheidung zu treffen, die wir treffen wollten. Das freut mich sehr. Wenn wir es schaffen, diese Taktung beizubehalten, ist nicht nur ein Baurecht, sondern auch ein Spatenstich in 2025 nicht ausgeschlossen.

Und wenn das Moosaik bauleitplanerisch abgeschlossen ist, werden ganz viele Kapazitäten auf der berühmt-berüchtigten Prioritätenliste des städtischen Bauamtes frei …

Dann können wir einen dicken Batzen aus den Kapazitäten anderweitig zuordnen, ja. Wobei mit Schorn schon der nächste Kandidat da steht.

Die Planung für Schorn sieht mittlerweile vor, das Gewerbegebiet in Abschnitten zu entwickeln. Wäre Ihnen der große Wurf lieber gewesen?

Jein. Wir haben mit der Entscheidung nicht nur auf Bedenken aus der Bevölkerung reagiert, sondern auch auf planerische Bedenken. Von der Arbeitsökonomie wäre der große Wurf wahrscheinlich einfacher gewesen, aber Kommunalpolitik sollte auch die Kunst des Machbaren sein. Es hilft nichts, wenn wir zehn Jahre der Ideallösung hinterherlaufen und dann nichts auf die Straße kriegen. Von daher ist der jetzige Weg auch Pragmatismus geschuldet. Ich finde den Ansatz nach wie vor richtig, mit einem Teilgebiet zu testen, ob sich die Befürchtungen der Bevölkerung bewahrheiten. Über eine grüne Wiese kann ich wahnsinnig viel spekulieren, aber bei den Auswirkungen einer solchen Planung geht nichts über die Praxis.

Was ist in Schorn 2025 zu erwarten?

Wir bekommen gerade noch den Rücklauf aus dem ersten Anhörungsverfahren. Den werden wir bearbeiten. Wir haben im Januar gleich eine Ortsteilbürgerversammlung in Wangen, in der wir das Projekt vorstellen. Und dann werden wir im Verfahren weitergehen und beim Landratsamt vorstellig werden mit Blick auf die Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet. Uns wäre es am liebsten, gleich das ganze Plangebiet herauszunehmen. Ob das Erfolg hat, werden die Gespräche ergeben.

Beim Wiesengrund müsste es doch endlich mal mit dem Geschosswohnungsbau starten.

Wir sind gerade dabei, die Förderbedingungen zu klären. Ich hoffe, den Verkauf des freien Grundstücks und das Projekt für die städtischen Wohnungen 2025 auf den Weg zu bekommen. Der Wiesengrund war leider einer der Punkte, wo sich der Fachkräftemangel Bahn gebrochen hat. Den städtischen Fachbereich Liegenschaften hatten wir vor drei Jahren zum letzten Mal fachlich qualifiziert und leistungsfähig besetzt.

Stichwort neue Grundschule als Ersatz für die sanierungsbedürftige Schlossbergschule …

Die Grundstücksfindung ist nahezu abgeschlossen, das Planungsverfahren startet langsam. Das geht auch in der ersten Jahreshälfte 2025 in den Stadtrat.

Was passiert im Anschluss mit der Schlossbergschule?

Das sehen wir dann. Die VHS hat Interesse angemeldet. Aber vielleicht müssen wir uns angesichts unserer finanziellen Situation auch einmal überlegen, uns von einem Grundstück zu trennen, um ein anderes Projekt gegenzufinan㈠zie㈠ren. In der Lage am Schlossberg haben wir sicherlich die geringsten Probleme, einen Käufer zu finden und mit dem Erlös den Grunderwerb und Bau der neuen Grundschule zu finanzieren. Aber es gibt noch keine konkreten Planungen.

Auch die neue Feuerwache an der Petersbrunner Straße ist ein großes Thema.

Ich hoffe, dass wir dieses Jahr den Grunderwerb in trockene Tücher kriegen.

Ich freue mich, wenn wir 2025 vielleicht bei dem einen oder anderen längerfristigen Projekt auch die verdiente Ernte einfahren. 

Wie sieht es mit anderen Feuerwehrhäusern aus?

In Perchting und Wangen brauchen wir neue Feuerwehrhäuser. Welches Projekt Priorität hat, lässt sich aber noch nicht sagen. Wir haben den Feuerwehrbedarfsplan bislang nur fürs Personal überarbeiten lassen und werden das auch noch für die infrastrukturellen Betrachtungen machen. Dabei werden wir uns auch über die Prioritäten unterhalten müssen. Es ist sicherlich so, dass die Feuerwehr Starnberg von der Wirksamkeit beim Brandschutz einen Hauch die Nase vorn hat, auf der anderen Seite ist der Zustand des Feuerwehrhauses Perchting deutlich bemitleidenswerter als der der Feuerwehr Starnberg.

Die Stadt möchte mit der Sanierung der Josef-Fischhaber-Straße erstmals seit Jahren wieder in den Bereich der Straßeninfrastruktur investieren. Wie ist der Zeitplan?

Das Vorhaben ist gerade in der Vorbereitung und Abstimmung mit dem Wasserwerk, das parallel die Leitungen erneuern will. Das soll 2025 ausgeführt werden.

Fühlen Sie sich eigentlich manchmal ein bisschen unverstanden von den Starnbergern, weil Ihre Beiträge oft sehr pointiert sind?

Ich fühle mich manchmal missverstanden, aber selten unverstanden. Das aber nicht in einem Maße, dass es ein Grund zur Besorgnis wäre für mich. Im Regelfall kriege ich meine Botschaft immer noch ganz vernünftig raus.

Vor einem Jahr haben Sie erklärt, dass Sie 2026 selbstverständlich wieder als Bürgermeisterkandidat antreten wollen, weil Ihnen die Arbeit unheimlich viel Spaß bereite, auch wenn die Aufgaben unfreundlicher geworden seien. Wie fällt Ihre Bewertung ein Jahr später aus?

Nahezu deckungsgleich. Die Stadt hat es immer noch nicht geschafft, es mir zu vergällen. Es macht immer noch Spaß, und ich werde natürlich antreten.

Welche Hoffnungen und Wünsche haben Sie für 2025?

Es wäre erfreulich, wenn wir ein paar Überraschungen weniger erleben, siehe Sauna. Und dass wir vielleicht an der einen oder anderen Stelle ein bisschen mehr Glück haben. Dass wir weiterhin in der Lage sind, vernünftig zu arbeiten und gute Entscheidungen treffen, ist ja auch manchmal ein bisschen Glückssache. Wir haben es in den letzten vier Jahren aber nicht schlecht gemacht. Das Moosaik oder der Bayerische Hof waren alles keine dünnen Bretter und ich freue mich, wenn wir 2025 vielleicht bei dem einen oder anderen längerfristigen Projekt auch die verdiente Ernte einfahren.

Befürchten Sie eigentlich einen schweren Wahlkampf? Irgendwann nach der Sommerpause dürfte es wahrscheinlich losgehen …

Stellenweise sind wir ja schon mittendrin, und ich finde, dafür ist der Ton ganz manierlich geblieben. Aber Starnberg ist immer für etwas gut, dafür haben wir eine zu lebhafte kommunalpolitische Vergangenheit. Ich glaube aber auch, dass die Leute die Langeweile, die wir im Stadtrat verbreiten, durchaus etwas zu schätzen wissen. Dieses Hauen und Stechen von früher will keiner mehr. Ich brauche es jedenfalls nicht mehr. Das war auch beim letzten Mal nicht mein Wahlkampfstil. Wie andere sich da positionieren, bleibt denen überlassen.

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