„Immense Störung“ durch Hunde: Gefahr für Wiesenbrüter in Bichl

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Das Braunkehlchen lässt sich immer wieder im Loisach-Kochelseemoor nieder. Es ist vom Aussterben bedroht. © Archiv

Die idyllischen Moorgebiete zwischen Loisach und Kochelsee sind ein Paradies für bedrohte Vogelarten. Doch frei laufende Hunde stellen eine ernsthafte Bedrohung dar. Der Bichler Gemeinderat appelliert daher in die Halter, ihre Hunde anzuleinen.

Bichl – Die Moorlandschaft zwischen Loisach und Kochelsee mit ihren blumenreichen Streuwiesen ist ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Mehr als 200 teils vom Aussterben bedrohte Vogelarten kommen als Gast- und Brutvögel in die Moorgebiete. Sie unterstehen einem besonderen Schutz. In der Aufzucht der Jungvögel werden die Arten vor allem durch frei laufende Hunde gefährdet. Dass einige Hundehalter trotz zahlreicher Hinweise darauf keine Rücksicht nehmen, war Thema in der jüngsten Bichler Gemeinderatssitzung.

Gerade im Moos, im Wald und auf landwirtschaftlichen Flächen sollten Hunde nicht frei herumlaufen

Zweiter Bürgermeister Helmut Oppel, der den erkrankten Rathauschef Benedikt Pössenbacher vertrat, berichtete von einem Termin im Landratsamt, an dem die Untere Naturschutzbehörde vorgestellt wurde. „Uns ging es darum, wie man das am besten machen könnte mit der Anleinverordnung für Hunde.“ In Bayern werden Regelungen zu einer Leinenpflicht den einzelnen Gemeinden überlassen.

In Bichl gebe es derzeit keine generelle Anleinpflicht, erklärte Oppel auf Nachfrage. Lediglich Hunde mit einem Schultermaß von mehr als 50 Zentimetern müssten angebunden werden. Gerade im Moos, im Wald und in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen sei es wichtig, dass Hunde nicht frei laufen. Das werde jedoch „großteils ignoriert“, beobachtet Oppel.

Der Gemeinde sei es ein Anliegen, dass besonders das Anleingebot im Moos verstärkt kontrolliert werde. Dass es im Kreis Weilheim-Schongau inzwischen Ranger gibt, die den Bereich im Loisach-Kochelseemoor kontrollieren, habe sich bei den Hundehaltern herumgesprochen, so der Zweite Bürgermeister. „Die Leute gehen einfach über die Loisach rüber auf unsere Seite“, sagte Oppel. Dieses Vorgehen ist der Gemeinde ein Dorn im Auge.

Gemeinderat fürchtet Störung durch frei laufende Hunde und fordert verstärkte Kontrollen

Die Untere Naturschutzbehörde bleibe dennoch bei ihrer bisherigen Strategie. „Es geht denen mehr um die Besucherleitplanung.“ Dazu zähle etwa, dass kleinere Wege nicht mehr in neuen Wanderkarten aufgenommen werden. „Das hilft auch nur bedingt, weil jeder in seiner App drinstehen hat, wo die Wege sind“, entgegnete Oppel. Er habe mit Franz Steger von der Unteren Naturschutzbehörde gesprochen, wie man eine Leinenpflicht für Hunde umsetzen könnte. „Die setzen auf ein anderes Konzept. Die wollen die Besucher so begeistern, dass sie selbstständig ihre Hunde anleinen“, bemerkte Oppel unter dem Gelächter der übrigen Gemeinderäte.

Michael Knestel, der ebenfalls bei dem Termin war, hatte ein Anliegen: „In Vegetationszeiträumen sollte man das Betreten im Allgemeinen ein bisschen überdenken und auch mal nicht mehr draufgehen.“ Das gelte nicht nur für das Moos. „Das Braunkehlchen ist im Grünland und nicht in der Streuwiese, weil das einfach auch Nahrung braucht“, erklärte Knestel.

Helmut Kolbeck stimmte den Ausführungen zu und erinnerte an das Betretungsverbot für gekennzeichnete Wege, das vom 20. März bis 15. Juli im Wiesenbrütergebiet gilt. Auch landwirtschaftlich genutzte Wiesen dürfen in der Zeit des Aufwuchses nur auf den vorhandenen Wegen betreten werden. Kolbeck verdeutlichte, „dass die Störung immens ist. Vor allem durch frei laufende Hunde“. Er sprach sich für verschärfte Kontrollen aus. Man könne einem Hund nicht ansehen, ob dieser gut erzogen sei oder nicht.

Wiesenbrüterbeauftragte: Die meisten Hundehalter sind empfänglich für Aufklärung

Oppel unterstrich abschließend, man wolle „nicht immer alles verbieten. Aber es geht darum, die Leute etwas zu sensibilisieren.“ Wanderer und Spaziergänger sollten nicht nur die Wiesenbrütergebiete meiden, sondern auch die übrigen Wiesen im Gemeindegebiet nicht durchqueren. „Das ist eine Nahrungsfläche für unsere Tiere, da braucht keiner mehr durchgehen“, sagte der Zweite Bürgermeister.

„Mit den Hunden haben wir immer wieder ein Problem“, erklärt Wiesenbrüterbeauftragte Bettina Kelm auf Anfrage. Zwar gebe es natürlich auch ein paar „Grantler“, die sich einfach nicht an die Vorschriften halten wollen. Die meisten Hundehalter seien jedoch empfänglich für Aufklärung. „Es kommt immer darauf an, wie man mit den Leuten spricht“, sagt Kelm.

Vor allem bei Einheimischen habe es sich herumgesprochen, dass Hunde an die Leine sollten. Vielen Haltern sei jedoch „nicht bewusst, was ein Hund auslösen kann“. Brütende Vögel werden von den Hunden aufgescheucht. Dabei kühlen die Eier aus. „Das Problem ist schon die Störung an sich“, so die Expertin. (vfi)

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