„Wem‘s mehr wert ist, der kann mehr zahlen“: Gasthof bietet Suppenküche - Günstiges Essen kommt an

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Zwei Gerichte und eine Suppe zu vergünstigten Preisen werden donnerstags und freitags im Humplbräu ausgegeben. © Peter Herrmann

Der Gasthof Humplbräu führt den Mittagstisch für sozial Bedürftige trotz Einbußen fort. Die Preise wurden angepasst und eine Sozialcard ist für Vergünstigungen nötig.

Wolfratshausen – Das Angebot der im November 2022 gegründeten Initiative „Von Mensch zu Mensch. WOR steht zusammen“ erfreute sich seit Beginn großer Beliebtheit. Das Team des Gasthofs Humplbräu bietet stark vergünstigte Mittagsgerichte für Gäste mit geringem finanziellen Budget an. Obwohl die Preise und Vorgaben mittlerweile modifiziert wurden und der Zulauf etwas nachgelassen hat, will die Gastronomie-Familie Fagner die Suppenküche fortführen.

Vergünstigtes Essen: Gasthof Humplbräu bietet vielfältige Gerichte zu kleinem Preis

„Es kommen fast immer die Gleichen“, berichtete Otmar Fagner beim Besuch unserer Zeitung. Die Gäste schätzen nicht nur die Qualität der aus regionalen Zutaten gekochten Speisen, sondern auch die Geselligkeit. „Viele bleiben nach dem Essen noch länger sitzen, um sich bei Kaffee und Kuchen zu unterhalten“, erklärte der Wirt.

Dazu gehören Lena Gneist und ihr Lebensgefährte Walter Winzker. „Wir gehen regelmäßig hierher, weil die Küche sehr gut und die Leute nett sind“, bestätigte Gneist. Oft habe sie auch etwas mehr Geld als den Mindestbeitrag gegeben. Denn die Initiatoren setzten anfangs ursprünglich einen Preis von zwei Euro pro Essen fest. „Wem es mehr wert ist, der kann auch mehr zahlen“, erklärte Ines Lobenstein von der Caritas einst bei der Vorstellung des Projekts. So sollten die entstandenen Unkosten gedeckt werden.

Viele bleiben nach dem Essen noch länger sitzen, um sich bei Kaffee und Kuchen zu unterhalten.

Mittagstisch im Gasthaus Humplbräu: Strengere Regeln wurden eingeführt

Doch diese Wunschvorstellung erwies sich letztlich als zu optimistisch und unrealistisch. „Es gab zu viele Gäste, die mehr Geld ausgeben könnten, und einfach nur sparen wollten“, bemerkte ein Stammgast, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. So musste der Humplbräu im Frühjahr notgedrungen strengere Bedingungen einführen.

Nun erhalten nur Inhaber einer Sozialcard ein vergünstigtes Essen zum Preis von drei Euro. Alle anderen zahlen acht Euro. Tafelwasser gibt’s nach wie vor umsonst. Das Haferl Kaffee kostet für Besucher ohne Sozialcard zwei Euro, das Stück Kuchen ein Euro. „Die Einnahmen für den Kaffee fließen zurück in unser Projekt Suppenküche, das sich größtenteils über Spenden finanziert“, verspricht Fagner.

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Nach der Einführung neuer Regeln bleiben mittlerweile noch mehr Tische unbesetzt. „Früher haben wir für die zwei Mittagsstunden bis zu 90 Essen gekocht, jetzt sind es im Schnitt nur noch 25“, verrät der Wirt auf Nachfrage. Neben Stammgästen kommen auch gelegentlich Neulinge wie Angelika Hübsch. „Ich bin heute das erste Mal zusammen mit meiner Nachbarin hier und genieße das Essen“, zeigte sich die Wolfratshauserin begeistert.

Sie ließ sich Semmelknödel mit Rahmchampignons schmecken. „Das ist etwas Besonderes, das ich mir daheim kaum koche“, gab Hübsch zu. Etwas wehmütig erinnerte sie sich an Zeiten in den 1980er und 1990er Jahren, als die Traditionsgaststätte an der Marktstraße nahezu jeden Tag vollbesetzt war. „Corona hat leider vieles kaputt gemacht“, glaubt Angelika Hübsch. Künftig will sie den Mittagstisch öfter besuchen.

Zufriedene Stammgäste: Lena Gneist (re.) und Ihr Lebensgefährte Walter Winzker (li.) lassen’s sich regelmäßig im Gasthof Humplbräu schmecken.
Zufriedene Stammgäste: Lena Gneist (re.) und Ihr Lebensgefährte Walter Winzker (li.) lassen’s sich regelmäßig im Gasthof Humplbräu schmecken. © Peter Herrmann

Kulinarische Vielfalt beim Mittagstisch

Am Nebentisch lobten Gäste das auf asiatische Art zubereitete Putengeschnetzelte mit Reis, andere holen sich an der Ausgabe eine Brokkolicremesuppe. An anderen Tagen stehen Fisch, Schweinebraten oder Borschtsch auf der Speisekarte. „Wir kochen ja auch noch für die ukrainischen Flüchtlinge, die bei uns untergebracht sind“, ergänzt Fagner.

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Ein Besuch des Humplbräu-Mittagstisches lohnt sich daher nicht nur kulinarisch. Er bietet auch die Gelegenheit, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedener sozialer Milieus ins Gespräch zu kommen. „Hier ist jeder willkommen“, freut sich Fagner auf noch mehr Gäste. Peter Herrmann

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