Plötzlich „umzingelt“: Badegäste berichten von ungewöhnlichen Tieren in Kroatien

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Nicht nur im Meer besteht das Risiko, angsteinflößende Wasserbewohner zu treffen. Auch in Badeseen kann das passieren, wie ein Fall aus Kroatien zeigt.

Vinkovci – Dem ein oder anderen dürfte es beim letzten Strandurlaub oder sogar in einem Badesee aufgefallen sein: Beim Schwimmen lässt sich auf so manchen tierischen Meeres- oder Seebewohner treffen, und manchmal kommt es dabei auch zu kuriosen Begegnungen. Diese Erfahrung haben nun auch zwei Wassersportler in Kroatien gemacht. In einem See im Osten des Landes fanden sie Tiere vor, die sie dort so nicht erwartet hätten.

Wassersportler haben unerwartete Begegnung in Badesee – „Waren von etwa zwanzig von ihnen umzingelt“

Wie so häufig waren Petra und Antonio Udovčić auch kürzlich wieder mit ihren Surfbrettern auf dem Banja-See in Vinkovci unterwegs, rund 20 Kilometer von der kroatisch-serbischen Grenze entfernt. Nachdem sie sich etwas weiter vom Ufer des Sees entfernt hatten, entdeckten sie im Wasser den sonderbaren Umriss eines Tieres, das sie bis dahin eher an den Stränden der Adria, Hunderte Kilometer entfernt im Westen Kroatiens vermutet haben dürften. 

Eine chinesische Süßwasserqualle (Craspedacusta sowerbii)
Eine chinesische Süßwasserqualle (Craspedacusta sowerbii) © Xinhua/IMAGO

„Zuerst trafen wir ein kleines, und dann waren wir von etwa zwanzig von ihnen umzingelt“, erklärte Petra Udovčić der kroatischen Online-Zeitung Dnevnik. Was die beiden Wassersportler da vor sich im Seewasser um ihre Surfbretter herum erkannten, waren die Umrisse zahlreicher kleiner Quallen. Es gelang den beiden, eines der Exemplare in einem Glas zu fangen. Daraufhin schickten sie es an die nahe Universität Osijek.

Die Biologieabteilung der Universität bestätigte, dass es sich bei den im Banja-See in Vinkovci gefundenen Tieren definitiv um Süßwasserquallen von Typ Craspedacusta sowerbii handelt. Und, dass sie einen enormen Weg zurückgelegt haben müssen, um in den See im Westen Kroatiens gelangt zu sein.

Ungewöhnliche Begegnung: Süßwasserquallen in kroatischem See stammen eigentlich aus Ostasien

„Die Süßwasserquallen stammen aus Ostasien. Aus dem Gebiet des Jangtsekiang. Und es wird angenommen, dass ihre Verbreitung tatsächlich durch die Übertragung von Zierwasserpflanzen oder im Rahmen des Heimtiermarktes erfolgte“, sagte Barbara Vlaićević von der Fakultät für Biologie in Osijek im Gespräch mit Dnevnik.

Zu Gesicht bekommt man die ohnehin kleinen Quallen nur selten. Im Polypen-Stadium sind sie mit nur rund einem Millimeter so winzig, dass man sie auch aus nächster Nähe nicht sehen würde. Als die beiden Wassersportler sie im Banja-See entdeckten, waren die dortigen Exemplare schon so groß, dass sie bereits einen Hut gebildet hatten. 

Die plötzliche Anwesenheit der Quallen und die Tatsache, dass die beiden Wassersportler sie nie in ihrem örtlichen See vermutet hätten, jagte ihnen zunächst sogar Angst ein: „Zuerst hatten wir nicht einmal mit Quallen in unserem See gerechnet, und dann wussten wir nicht, was wir von Quallen erwarten sollten. So fragten wir uns, ob sie unserer Haut möglicherweise schaden könnten“, so die Wassersportlerin.

Entwarnung für Badegäste: Süßwasserquallen sind für den Menschen nicht gefährlich

Das recht warme Wasser des Sees kommt den Quallen entgegen. Daneben gibt es in ihm für die Tiere auch genügend Nahrung. Für Menschen dürfte jedoch am wichtigsten sein, dass die Süßwasserqualle ihnen nichts anhaben können. Zwar besitzen auch sie Tentakel, die ihnen jedoch bloß zum Fangen ihrer Nahrung, sogenannten Planktongarnelen, dienen.

Menschliche Haut können die Tentakel nicht durchdringen. Brennnesseln zu berühren wäre daher schmerzhafter, als in Kontakt mit den Süßwasserquallen zu geraten. Als die beiden kroatischen Surf-Fans dies erfuhren, war für sie sicher, die Sommer-Saison bei weiteren Besuchen am örtlichen Banja-See ausklingen lassen zu können.

Auch in Deutschland verbreitet sich die aus Ostasien stammende Süßwasserqualle

Die aus Ostasien stammenden Süßwasserquallen haben es inzwischen jedoch nicht nur nach Kroatien geschafft, sondern auch in deutsche Gewässer. Auch hierzulande verbreiten sich die wegen ihrer Größe meist unbemerkt bleibenden Tiere seit einigen Jahren, wie Herwig Stibor von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) auf der universitätseigenen Website berichtet. Als Professor für Aquatische Ökologie erforscht Stibor die Ökologie der ostasiatischen Süßwasserquallen.

„Bisher wurden meist nur die Medusen beschrieben, weil sie einfach zu sehen sind“, sagt Stibor. „Aber das ist eigentlich nur ein kleiner Teil des Lebenszyklus der Qualle. Wenn wir ihre Invasionsdynamik verstehen wollen, müssen wir auch dieses Bodenstadium verstehen, das bisher so gut wie nie untersucht wurde.“

Im Gegensatz zur Meduse mit ihren Temperaturansprüchen sind Polypen äußerst widerstandsfähig, was die Qualle zu einer höchst invasiven Art macht: „Die Polypen überleben alles, indem sie Dauerstadien bilden. Die Dauerstadien sind gegen Austrocknen resistent, man könnte sie sogar bei -250 Grad einfrieren oder in Schwefelsäure kochen und sie überleben“, staunt Stibor. (fh)

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