Martin Waldmann (57) ist der neue Kreishandwerksmeister für die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach. Im Interview spricht er über die Herausforderungen seiner Branche.
Ein Führungswechsel stand jüngst bei der Kreishandwerkerschaft Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach an. Nach 14 Jahren Amtszeit gab Martin Heimgreiter aus Waakirchen sein Amt ab. Der neue Kreishandwerksmeister ist Martin Waldmann. Der 57-Jährige betreibt seit 30 Jahren einen Heizungs- und Sanitärbetrieb in Dietramszell. Seit vier Jahren ist er bereits Obermeister der Sanitär, Heizung, Klimatechnik-Innung (SHK). Im Interview spricht er über seine neuen Aufgaben und die aktuellen Herausforderungen im Handwerk.
Herr Waldmann, kürzlich wurden Sie zum neuen Kreishandwerksmeister gewählt. Was hat Sie dazu bewogen, sich für dieses Amt aufzustellen?
Mein Vorgänger, Martin Heimgreiter, hat mich gefragt, ob ich das machen will. Und ich sehe das als eine große Ehre an. Immerhin vertritt man die Interessen vieler Gewerke und Kollegen auf höheren Ebenen. Es geht um das Handwerk in unserer Region und dafür trete ich gerne ein.
Was zählt zu den Aufgaben eines Kreishandwerkmeisters?
Ich vertrete alle neun Gewerke der Kreishandwerkerschaft. Es geht darum, dass ich die Interessen, Sorgen und Nöte vor Ort an die Kreishandwerkerkammer München und Oberbayern bringe. Bisher habe ich das als Obermeister nur für die 104 Mitglieder der SHK Innung gemacht. Als Kreishandwerksmeister bin ich zusätzlich auf verschiedenen Podiumsdiskussionen, besuche Versammlungen der Innungen, um einen Überblick über die wichtigen Themen der jeweiligen Gewerke zu haben.
Nachwuchs- und Fachkräftemangel im Handwerk
Welche Themen bewegen Handwerker vor Ort aktuell am meisten?
Da gibt es ein paar Punkte, die Innungsübergreifend alle betreffen. Die Rahmenbedingungen sind für alle Gewerke nicht optimal. Denn die bürokratischen Anforderungen und Auflagen der Politik bescheren erhebliche Probleme. Wie in vielen Branchen kämpft natürlich auch das Handwerk mit Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Und weiter merkt man in der Politik und auch in der Gesellschaft zunehmend, dass die Wertschätzung gegenüber Handwerkern oft fehlt. Viele meinen, dass nur noch ein Studium etwas wert ist. Das ist aber falsch.
Haben Sie wirklich das Gefühl, dass hier im Oberland die Wertschätzung gegenüber dem Handwerk fehlt?
Die Situation ist hier noch deutlich besser als in anderen Regionen Bayerns und Deutschlands. Das muss man schon sagen. Daher haben wir auch noch einige gut laufende Betriebe. Aber man muss definitiv etwas machen, damit man diesen Standard auch weiterhin erhalten kann.
Viele meinen, dass nur noch ein Studium etwas wert ist. Das ist aber falsch.
Welche Maßnahmen sind da möglich?
Ich meine, dass es sehr wichtig ist, den jungen Menschen zu zeigen, dass das Handwerk attraktiv ist. Es gibt wahnsinnig viele Möglichkeiten und es ist schön, mit seinen Händen zu arbeiten. Außerdem hat man immer die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. Daher ist es wichtig, dass wir in Schulen gehen und die Jugendlichen auch in verschiedenen Betrieben Praktika machen, um in die Berufe reinschnuppern zu können. Werbung ist auch ein wichtiger Punkt, aber nur begrenzt umsetzbar.
Ärger über bürokratische Anforderungen an die Betriebe
Wie meinen Sie das?
Naja, die Industrie beispielsweise kann natürlich ganz andere Imagekampagnen fahren als ein kleiner Handwerksbetrieb. Aber ich bekomme ständig mit, dass, auch wenn wir hier in Oberbayern noch deutlich besser aufgestellt sind, immer mehr Betriebe schlichtweg keinen Nachfolger finden. Und das ist sehr schade.
Ihren Betrieb gibt es ja schon wahnsinnig lange ...
Ja. Circa 300 Jahre. Ich habe ihn vor 30 Jahren von meinem Schwiegervater Balthasar Waldmann übernommen. Mittlerweile ist es ein reiner Heizungs- und Sanitärbetrieb. Los ging es vor 300 Jahren aber mit Hufbeschlag für Ochsen, dann kamen Landmaschinen dazu, ein Schmiedmeister und Spenglermeister hatte das Unternehmen auch schon. Es ist einfach wichtig, junge Menschen zu motivieren, keine Scheu vor handwerklichen Berufen zu haben. Es gibt viele Möglichkeiten und es steckt viel Potenzial in den Berufen.
Wie haben Sie die ersten Wochen in Ihrem Amt bisher erlebt?
Es ist auf jeden Fall zeitintensiv, aber ich werde ja von der Geschäftsführung in Tölz und meinem Stellvertreter super unterstützt. Bisher war es spannend, man lernt viel aus den anderen Gewerken dazu und es ist eine Bereicherung, sich mit Kollegen aus anderen Region auszutauschen.