EU-Kommission knöpft sich Shein und Temu vor: Kampf gegen Billigwaren aus China

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Chinesische Billighändler wie Shein und Temu zahlen auf Waren unter einem Wert von 150 Euro keine Zölle. Das will die EU-Kommission nun ändern – und bläst zum Großangriff auf die Online-Plattformen.

Berlin – 4,15 Milliarden – so hoch war zwischen 2022 und 2024 der Anteil von Paketen aus China, die unter einem Wert von 150 Euro lagen. Das geht aus einem Papier der EU-Kommission hervor, über das die Financial Times zuerst berichtet hat. Wichtig bei dieser Statistik ist die Preisobergrenze: Bislang profitieren Händler wie Shein und Temu von einer Regelung, die Zollabgaben für Waren unter 150 Euro aussetzt. Dies soll sich laut der EU-Kommission nun ändern.

EU macht bei Shein und Temu ernst: Neue Behörde soll Einfuhrzölle für Billig-Plattformen verhängen

Eine neue EU-Zollbehörde wird künftig kontrollieren, ob die importierten Waren den EU-Standards entsprechen – mit besonderem Augenmerk auf die Plattformen Shein und Temu. Derzeit gilt laut EU-Regelung der Käufer als Importeur und trägt die volle Verantwortung für die Verzollung. Künftig sollen jedoch die Plattformen selbst für den Import und die damit verbundenen Abgaben haftbar gemacht werden. Das soll die neue Zollreform künftig umkehren, sodass die Plattformen für ihre Produkte Steuern und Zölle zahlen sowie im Ernstfall auch haften. Die EU-Kommission plant über eine zentrale Steuerbehörde, Daten zu allen Einfuhren zu sammeln, um so gezielte Überprüfungen der Pakete vorzunehmen.

Internethändler Temu und Shein
Temu und Shein sind bei Kunden beliebt – und stehen gleichzeitig in der Kritik. Die EU-Kommission will nun gegen die Online-Plattformen vorgehen. © Oliver Berg/dpa

Diskutiert werde laut Reuters auch, ob die 150 Euro-Grenze endgültig fallen soll und pro Paket eine Bearbeitungsgebühr eingeführt werde. Damit wolle die Stelle die unglaubliche Flut an Paketen, die jährlich in die EU kommen, eindämmen. Laut EU-Papier hat sich die Anzahl der Pakete in den vergangenen zwei Jahren auf 4,6 Milliarden vervierfacht.

Paketflut aus China: Waren verstoßen oft gegen Nachhaltigkeits- und Sicherheitsstandards der EU

Die Paketflut aus der Volksrepublik steht seit Längerem in der Kritik: Verbraucherschützer und europäische Händler kritisieren seit Langem, dass Temu und Shein den Markt mit günstiger Massenware überfluten, die oft fragwürdigen Umwelt- und Produktionsstandards unterliegt. Zudem unterliegen die Waren nicht immer europäischen Nachhaltigkeits- und Qualitätsstandards – speziell die Tech-Produkte erfüllten laut Kritikern nicht immer den gängigen Sicherheitsanforderungen.

Auch heimische Wettbewerber fordern diesen Schritt schon seit Langem: Anfang des Jahres kritisierte der Vorsitzende des Bereichsvorstands beim E-Commerce-Händler Otto, Marc Opelt, die Praktiken von Shein und Temu: „E-Commerce-Anbieter, die tagtäglich Tausende Tonnen billigst produzierter Waren um den halben Globus fliegen, blenden Themen wie den Klimawandel oder den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen scheinbar komplett aus“, hieß es damals in einer Firmenmeldung. Besonders die Marktentwicklung sei aus ökologischer Sicht fatal, heißt es dort weiter. Opelt forderte zudem Handlungsbedarf und „mehr Sensibilität“ für das Thema auf politischer Ebene.

Die wachsende Konkurrenz durch Shein und Temu setzt nicht nur europäische Händler unter Druck, sondern auch Branchenriesen wie Amazon. Gleichzeitig könnten die Regelungen auch die Geschäfte der US-Plattform betreffen.

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