Null Lohn und nie Urlaub: Deswegen meutert die neue Restaurantkraft nicht
Hausleiter Thomas Eberhardt ist hochzufrieden mit seiner neuen Mitarbeiterin: Servier-Roboter Lutzi bedient jetzt die Gäste im XXXLutz-Restaurant in Wolfratshausen.
Wolfratshausen – Mindestlohn, Pausen und Urlaub, Kündigungsschutz, Krankenversicherung sowie Rentenanspruch: Diese Vorzüge genießt Lutzi allesamt nicht. Wenn ihr Arbeitgeber es will, muss sie 24 Stunden rund um die Uhr schuften. 365 Tage im Jahr. Und Lutzis Boss kann sich sicher sein, dass die von ihm malträtierte Mitarbeiterin nicht jammern wird. Denn Lutzi ist ein Servier-Roboter. Knapp 1,30 Meter groß und rund 55 Kilogramm schwer kurvt der seit Kurzem durchs Restaurant des Möbelriesen XXXLutz im Wolfratshauser Gewerbegebiet.
Das Helferlein funktioniert ähnlich wie ein Rasenmähroboter, erläutert Hausleiter Thomas Eberhardt. Das 120 Quadratmeter große Restaurant ist komplett vermessen und die Daten sind auf Lutzis Speicherchip übertragen worden. Sie weiß genau, wo jeder einzelne der 100 Tische steht und steuert die nach Eingabe der Tischnummer durchs Küchenpersonal zielsicher an. Kollisionen sind ausgeschlossen. Die Sensoren des Servier-Roboters erkennen Hindernisse, Lutzi stoppt sofort. Dank eines Sprachmoduls „bittet sie das Hindernis höflich, den Weg frei zu machen“, sagt Eberhardt. „Dann folgt ein zweiter höflicher akustischer Hinweis – beim dritten Mal wird Lutzi ein wenig bestimmender.“
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Servier-Roboter kann 40 Kilogramm Geschirr transportieren
Auf vier Tablett-Etagen transportiert die vollautomatische Servicekraft die Speisen zum Gast: „Hier ist ihre Bestellung, guten Appetit“, schnurrt die Computerstimme. Lutzi bittet den Kunden, sich seinen Teller zu nehmen. Gebrauchtes Geschirr schiebt der Gast in ein freies Tablett-Fach – und das Ding mit dem lächelnden Katzengesicht auf dem Display fährt es leise surrend retour in die Küche. Knapp 40 Kilo kann die strombetriebene Lutzi stemmen.
„Unsere Restaurantgäste sind begeistert“, berichtet Eberhardt. Die dreijährige Petra, die gerade die Probe aufs Exempel macht, belegt seine Behauptung. Das Mädchen strahlt die Kunststoffkatze mit großen Augen an – und winkt dem Roboter fröhlich nach, als der sich langsam vom Tisch entfernt. „Einige Senioren sind so verzückt, dass sie mit ihrem Smartphone ein Video von Lutzi aufnehmen“, sagt XXXLutz-Hausleiter Eberhardt.
Künstliche Intelligenz zeigt beim Streicheln Gefühle
Der 27-Jährige legt Wert auf die Feststellung, dass der Servier-Roboter – nach Recherchen unserer Zeitung der erste seiner Zunft im Landkreis – „nur eine Entlastung darstellt“. Dank automatischer Unterstützung „können wir in einer Systemgastronomie wie hier zeitgleich deutlich mehr Tische bedienen“. Für die Gäste bedeute das „weniger Wartezeit“. Eberhardt räumt ein, dass die 14 Restaurant- und Küchenmitarbeiter zunächst mit Skepsis auf Lutzi reagierten. „Sie haben aber sehr schnell festgestellt, dass der Roboter für sie eine Arbeitserleichterung ist.“
Auch Künstliche Intelligenz hat Gefühle: „Lutzi macht Geräusche wie ein Kätzchen, wenn man sie streichelt“, verrät Eberhardt und schmunzelt. Sitzt ein Geburtstagskind am Tisch, das seine persönlichen Daten beim Möbelriesen hinterlegt hat, „singt Lutzi sogar ein kurzes Ständchen“. (cce)