„Richtig anstrengend“: Neuformiertes Sitzball-Team ist auf Erfahrungstour

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Der Angriff sitzt: Das Foto zeigt die Penzberger Hans Hohenauer (re.) und Thomas Streidl (hi.) im Spiel gegen das „Mixed-Team“, das aus Spielern verschiedener bayerischer Klubs bestand. © Paul Hopp

Die Sitzballer des RSV Penzberg haben nach etlichen Jahren wieder ein Turnier ausgerichtet. Fürs neuformierte RSV-Team war es auch ein Härtetest.

Penzberg – Gegen das mit Abstand beste Team des Tages zu verlieren, ist wahrlich keine Schande. Und dennoch blickt Christian Riedl mit arg kritischem Gesichtsausdruck auf den Ergebnistzettel, der ihm, als Turnierleiter fungierend, kurz zuvor vom Schiedsrichterteam gereicht worden war.

Ein 14:20 des RSV Penzberg gegen das Team „Tirol“ ist darauf notiert. Sechs Punkte Differenz „ist ein bisserl viel“, merkt Riedl an. Gleich darauf sagt er mit versöhnlichem Tonfall: „Die Abläufe auf dem Feld haben sich noch nicht eingespielt.“ Ein Turnier-Match ist eben „etwas ganz anderes“ als ein Training.

RSV Penzberg richtet internationales Turnier aus

Klar richtet sich der Blick von Christian Riedl (58) – so etwas wie der „Mister Sitzball“ im Landkreis mit diversen Teilnahmen an DM- und EM-Turnieren – aufs eigene Team. Doch zugleich blickt der Routinier beim Wettkampf in der Josef-Boos-Halle aufs große Ganze. „Wichtig ist, dass wieder ein Turnier stattfindet nach so langer Zeit.“

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Vor fünf Jahren fand letztmals ein internationaler Vergleich mit neun Teams in Penzberg statt. Damals dominierten die Gastgeber mit 22 Punkten aus acht Partien das Geschehen, verwiesen die Mannschaften aus Linz (19), Erding (18) und das Schweizer „Team Eidgenossen“ (15) auf die weiteren Plätze. Corona bedeutete nicht zuletzt für die Behindertensportvereine eine Zäsur. Einige Mannschaften gibt es nicht mehr. Die Penzberger standen auch kurz vor dem Aus, machten aber – mit einer Mini-Besetzung im Training – weiter. Und siehe da: Durch Mund-zu-Mund-Propaganda kamen wieder Interessierte – auch solche, die gar keine körperlichen Einschränkungen haben. Mit ihrer neuen Truppe haben die Penzberger bislang erst ein Turnier gespielt – beim „Tiroler Steinbock“ im November 2023 sprang Rang vier heraus.

Gastgeber in der Josef-Boos-Halle: der RSV Penzberg mit (hi.v.l.) Christian Riedl (Turnierleiter), Fabian Probst, Herbert Wagner (Übungsleiter), Thomas Streidl, Manuel Ressl, Sylvester Kohs (2. Vorstand RSV), Eric Wiesner, Florian Guski, (vo.v.l.) Hans Hohenauer, Tobias Hartfelder und Peter Holzmann.
Gastgeber in der Josef-Boos-Halle: der RSV Penzberg mit (hi.v.l.) Christian Riedl (Turnierleiter), Fabian Probst, Herbert Wagner (Übungsleiter), Thomas Streidl, Manuel Ressl, Sylvester Kohs (2. Vorstand RSV), Eric Wiesner, Florian Guski, (vo.v.l.) Hans Hohenauer, Tobias Hartfelder und Peter Holzmann. © Hopp

Zu den Neuen gehört Thomas Streidl. Der 43-Jährige aus Seeshaupt arbeitet bei „Roche“ und wurde über Arbeitskollegen auf die Sitzball-Sparte aufmerksam. Seit rund eineinhalb Jahren ist er dabei. „Es macht richtig Spaß in der Gruppe.“ Er schätzt, bei allem Ehrgeiz, die lockere Atmosphäre im Team. Der Seeshaupter ist ansonsten viel mit dem Mountainbike und in den Bergen unterwegs, er verfügt also über ein gewisses Maß an Fitness. Gleichwohl betont er: Sitzball „ist richtig anstrengend“.

Sitzball ist körperlich durchaus fordernd

Nach einem Training oder einem Turnier „hat man das Gefühl, dass man Sport gemacht hat“, sagt er mit einem Lächeln. Das Rutschen auf dem Boden, die Arbeit mit den Armen – all das ist fordernd. Als sich Streidl kurz zum Interview stellt, liegen noch vier der insgesamt acht Partien vor ihm. „Ich spüre schon Muskelkater.“

Szene aus dem Spiel beim Sitzball-Turnier 2024 in Penzberg zwischen dem Team Eidgenossen (links) und dem Mixed-Team aus Bayern.
Szene aus dem Spiel beim Sitzball-Turnier 2024 in Penzberg zwischen dem Team Eidgenossen (links) und dem Mixed-Team aus Bayern. © Paul Hopp

Kurz darauf steht für Streidl und die Penzberger das Spiel gegen das Mixed-Team auf dem Programm, eine Mannschaft, in der mehrere Routiniers verschiedener bayerischer Klubs mitspielen. Auch Peter Holzmann (65), eigentlich fester Bestandteil beim RSV lässt es sich nicht nehmen, im Mixed-Team auszuhelfen. Er ist froh, dass es Sitzball noch beim Rehasport-Verein Penzberg gibt. „Es macht Spaß, man bleibt fit.“ Dass mehrere neue Spieler zum Team stießen, bezeichnet Holzmann als „Glücksfall“. Die Zugänge „werden immer besser“.

Weite Anfahrt: Aus der Schweiz kam das „Team Eidgenossen“ mit ehemaligen Nationalspielern. Die Truppe belegte hinter Tirol den zweiten Platz.
Weite Anfahrt: Aus der Schweiz kam das „Team Eidgenossen“ mit ehemaligen Nationalspielern. Die Truppe belegte hinter Tirol den zweiten Platz. © Hopp

Das Turnier schließt die Mannschaft des RSV Penzberg auf dem fünften Rang ab. Fünf Siege und einem Remis (17:17 gegen Erding) stehen drei Niederlagen gegenüber. Mit einem Sieg im letzten Spiel wäre sogar noch der dritte Rang möglich gewesen, doch da erwies sich das „Team Eidgenossen“ als zu stark (26:16). Die Schweizer waren mit zwei ehemaligen Nationalspielern angereist. Die beiden, obwohl in die Jahre gekommen, stachen auf dem Feld mit ihren Aktionen absolut heraus.

Abwehraktion: Szene vom Sitzballturnier des RSV Penzberg 2024 in der Josef-Boos-Halle.
Abwehraktion: Szene vom Sitzballturnier des RSV Penzberg 2024 in der Josef-Boos-Halle. © Hopp

Auch die Schweizer hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht. „Es mangelt an Nachwuchs“, sagt Werner Brawand, der lange als Spieler und Trainer des Nationalteams fungierte. In Penzberg ist er als Betreuer dabei, fiebert am Spielfeldrand mit. Ein eigenes Schweizer Nationalteam „gibt es keines mehr“, sagt Brawand mit Bedauern in der Stimme. Auch große Länderturniere gehören ihm zufolge der Vergangenheit an. Das „Team Eidgenossen“ rekrutiert sich aus Spielern aus Solothurn, Luzern und Zürich. Früher, so Brawand, „gab es dort eigene Klubs“. Zum Turnier nach Penzberg reisten die Schweizer gern: Solche Freundschaftsturniere seien mittlerweile Highlights. Und ein zweiter Platz am Ende des Tages ist ja auch nicht schlecht.

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Ganz vorn in der Josef-Boos-Halle landete das Team „Tirol“. Einen gewissen Penzberg-Anteil am Turniersieg gab es auch: Andrea Holzmann, Tochter von Peter Holzmann und früher Spielerin beim RSV, wohnt mit ihrem Lebensgefährten und Kind in St. Johann und verstärkt nun die Tiroler Sitzballer. Beim Auftritt in der alten Heimat hatte Andrea Holzmann viel Grund zum Jubeln. Die junge Truppe von der TU Schwaz gewann alle Partien. Das knappste Ergebnis gab es im Duell mit dem Drittplatzierten Linz (16:14).

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