Auf der Spur der ersten Isarwinkler: Münchner Sondengeher entdeckte einst 4000 Jahre alter Bronzefund

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Rund 4000 Jahre alt sind die Gegenstände aus der Bronzezeit, die in Lenggries gefunden worden sind. Die Tölzer Stadtarchivarin Manuela Strunz wird sie in einem Vortrag des Historischen Vereins erklären. © Gemeindemuseum Lenggries/cs

Bronzezeitfunde aus Lenggries sind die bisher ältesten Siedlungsnachweise im Südlandkreis. Beim Historischen Verein in Bad Tölz gibt es dazu nun einen Vortrag.

Bad Tölz – „Das archäologische Jahr“ in der beliebten Vortragsreihe beim Historischen Verein geht auf die Zielgerade. Nach dem Lenggrieser Elchfund und der Schlehdorfer Frühzeitsiedlung geht es am Mittwoch, 20. November, um 19.30 Uhr im Stadtmuseum richtig weit zurück in die Landkreisgeschichte. Manuela Strunz wird die bis zu 4000 Jahre alten Bronzezeitfunde aus Lenggries vorstellen. Sie sind die bisher ältesten Siedlungsnachweise im Südlandkreis. „Auch die 64 Hügelgräber zwischen Greiling und Gaißach stammen aus der Mittel- und Spätbronzezeit und sind jünger“, erklärt die Lenggrieser Museumsleiterin und Tölzer Stadtarchivarin.

Manuela Strunz ist Lenggrieser Museumsleiterin und Tölzer Stadtarchivarin.
Manuela Strunz ist Lenggrieser Museumsleiterin und Tölzer Stadtarchivarin. © cs

Spektakulärer Fund: Zehn Bronzegegenstände in Lenggries gefunden

Ein Sondengeher aus München hatte in den 1990er-Jahren auf einem Plateau mit dem Flurnamen „In der Burg“ westlich der Isar die zehn Bronzestücke entdeckt. Der Mann gab sie ordnungsgemäß beim Landesamt für Denkmalpflege ab und hat sie nach der eingehenden Untersuchung zurückerhalten und 2008 dem Gemeindemuseum zur Verfügung gestellt. „Die Gesetzeslage hat sich übrigens geändert“, erklärt Strunz. Seit dem Jahr 2023 gehen solche Funde in den Besitz der jeweiligen Kommune oder des Freistaats über.

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Die zehn Bronzeteile sind zum Teil spektakulär. „Nur“ 3000 Jahr alt ist ein vollständig erhaltener Tülle- beziehungsweise Fleischhaken, dessen Halterung sogar verziert ist. Ein ähnliches Objekt aus England legt nach den Worten der studierten Archäologin den Schluss nahe, dass es sich um einen Ritualgegenstand handelte, mit dem Fleischstücke aus einem Bronzekessel geholt wurden. Noch einmal tausend Jahre älter sind Teile eines Randleisten-Beils sowie einer Sichel. Die Untersuchung der verwendeten Metalllegierung im Jahr 2019 ergab laut Strunz, dass „die Lagerstätten der Erze im Inntal oder Mitterberg bei Salzburg zu verorten sind“.

So könnte eine Sichel aus der Bronzezeit vor 4000 Jahren ausgeschaut haben.
So könnte eine Sichel aus der Bronzezeit vor 4000 Jahren ausgeschaut haben. © Gemeindemuseum Lenggries

Wie kamen die Gegenstände in den Isarwinkel?

Wie kamen sie in den Isarwinkel? Manuela Strunz hat mit ihrem Mann Hannes die mögliche Route gesucht. Sie kann sich vorstellen, dass der Pfad über Schmickerstein, Röhrlmoos, Schiffbach und Achensee ins Inntal führte. Strunz: „Da ist man rund drei Tage unterwegs.“ Der Lenggrieser Fundort sei jedenfalls „eine weitere Wegstation im System des bronzezeitlichen Warenverkehrs über die Alpen“, liest man in einer Lenggrieser Museumsschrift dazu nach.

Die Rekonstruktion eines Bronzebeils. Es diente als Werkzeug und wohl auch als Waffe.
Die Rekonstruktion eines Bronzebeils. Es diente als Werkzeug und wohl auch als Waffe. © Gemeindemuseum Lenggries

Was bedeutet der Fund? Strunz nennt mehrere Stichworte: Ein Opferplatz, eine Arbeitsstätte, ein „Schatzfund“ oder alles zusammengefasst: eine Siedlung. Schatzfund deshalb, weil auch Teile eines sogenannten „Gusskuchens“ ausgegraben wurden, das ist ein Metallbarren. Metalle waren in jener Zeit kostbar und es sei, so Strunz, gut möglich, dass die Teile für eine spätere Verwendung vergraben wurden. Sie selbst denkt an eine Hochsiedlung. Warum? „Weil die Lage auf dem Plateau nahezu ideal war.“

Der vollständig erhaltene Fleischhaken ist an der Halterung verziert. Vielleicht war es ein Ritualgegenstand.
Der vollständig erhaltene Fleischhaken ist an der Halterung verziert. Vielleicht war es ein Ritualgegenstand. © Gemeindemuseum Lenggries

Zudem habe es in der Nähe Wasser und Wege gegeben. Für sie ist der Bronzefund der Nachweis, dass es vor 4000 Jahren „nicht nur Menschen gab, die hier durchgezogen sind, sondern sich hier auch angesiedelt haben“. Das wären die ersten Isarwinkler gewesen. (cs)

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