Nach Beginn von Charkiw-Offensive: Ukraine setzt Raffinerie-Angriffe fort – Video zeigt Zerstörung

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Die Ukraine setzt ihre Angriffe auf russische Ölraffinerien fort – trotz der russischen Offensive nahe Charkiw. Die Aktion dürfte Putins Pläne durchkreuzen.

Wolgograd – Ukrainische Streitkräfte befürchteten schon länger eine großangelegte Offensive Russlands in der Grenzregion um die Millionenstadt Charkiw. Am Freitag (10. Mai) begannen russische Truppen schließlich in die Oblast im Nordosten vorzurücken. Bislang wird davon ausgegangen, dass der Vorstoß im Ukraine-Krieg noch nicht auf die zweitgrößte Stadt der Ukraine abzielt. Viel mehr soll das operative Ziel hinter der russischen Offensive sein, die ukrainische Verteidigung von anderen bedrängten Abschnitten im Osten des Landes abzuziehen und ihre Kampfkraft einzuschränken. Ein neuester Angriff der Ukraine auf Russland zeigt, dass dieser Plan von Wladimir Putin bislang nicht aufgeht.

Video zeigt erneut Feuer in russischer Ölraffinerie: Ukraine greift trotz Charkiw-Offensive an

Trotz russischen Offensiven bei Charkiw gibt es erneut Berichte über ukrainische Angriffe auf eine Ölraffinerie in Russland. Darüber berichtete das russische Nachrichtenportal TASS am Sonntagmorgen unter Berufung auf Andrei Bocharov, Gouverneur der Oblast Wolgograd. Wohl sollen in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai sieben Drohnen auf die russischen Oblasten Wolgograd und Kursk abgefeuert worden sein. Dabei wurde mutmaßlich die Ölraffinerie von Wolgograd getroffen. In einem Video sind dicke Rauchschwarten und ein Feuer über Russlands Nachthimmel zu sehen. Eine Quelle im ukrainischen Militärnachrichtendienst HUR soll den Angriff gegenüber Ukrinform bestätigt haben.

Laut TASS wurde bei dem Brand niemand verletzt. Das Feuer sei gelöscht worden, führte jedoch wohl zum Ausfall von sieben Kühlern. Auch ein Schornstein-Ofen sei beschädigt worden. Die Ölraffinerie in Wolgograd, rund 600 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, wurde bereits im Februar angegriffen – auch damals kam es nachts zu einer Explosion. Die Attacken sollen sowohl Putins Kriegskasse, als auch die Wirtschaft des Landes schwächen. Öl- und Gasverkäufe machen rund 40 Prozent der russischen Staatseinnahmen aus.

Pufferzone gescheitert? Russische Offensive bei Charkiw sollte ukrainische Angriffe auf Russland mindern

Kiew äußerte sich bislang nicht offiziell zu dem Angriff auf die Ölraffinerie. Wie der ukrainische Präsident Selenskyj in einer Videobotschaft am Samstagabend sagte, sei die dringlichste Hauptaufgabe der Ukraine derzeit das Zerschlagen der russischen Offensive bei Charkiw. Das Erfüllen dieser Aufgabe hänge „von jedem Soldaten, jedem Unteroffizier und jedem Offizier ab“. Es gehe um die Zerstörung russischer Ausrüstung und die „Neutralisierung“ der russischen Aggressoren.

Im Ukraine-Krieg hat Kiew trotz der Charkiw-Offensive Ziele in Russland mit Drohnen angegriffen.
Im Ukraine-Krieg hat Kiew trotz der Charkiw-Offensive Ziele in Russland mit Drohnen angegriffen. (Archivbild) © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Das Erobern der Stadt Charkiw dürfte laut Militärexperten jedoch derzeit nicht das Ziel Russlands sein. Viel mehr würden die russischen Truppen versuchen, durch die Offensiven im Nordosten des Landes eine Pufferzone zu schaffen. Dieser Meinung ist auch das Think-Tank Institute for the Study of the War. Den Analysen der US-Experten nach habe die Offensive nur begrenzte operationale Ziele, soll den strategischen Effekt erzielen, „ukrainische Arbeitskraft und Material aus anderen kritischen Sektoren der Front im Osten der Ukraine abzuziehen“ und ukrainische Angriffe zu mindern. Wie die Drohnenangriffe auf Russlands Ölraffinerien zeigen, dürfte das Ziel einer Pufferzone für Russland nicht aufgegangen sein.

Neben Drohnenattacke auf Russlands Ölraffinerien: Ukraine verteidigt Charkiw

Der ukrainische Präsident sagte weiter, Russland solle zu spüren bekommen, dass es „nirgendwo in der Ukraine leicht sein wird“ anzugreifen. An den Fronten würden ukrainische Truppen deshalb seit Beginn der Offensive Gegenangriffe durchführen, um das Land zu verteidigen. Angaben aus Moskau zufolge sei es Russland im Grenzgebiet bereits gelungen, fünf ukrainische Grenzdörfer zu besetzen. Kiew bestätigte dies bislang nicht. (nbe/dpa)

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