„Wer der Nutznießer ist, liegt auf der Hand“: Knatsch um Kosten für Bergsteigerbus in die Eng

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Von Juni bis Oktober bringt der Bergsteigerbus Wanderer aus Bad Tölz und Lenggries in die Eng. © RVO/A

Die Österreicher sollen mitbezahlen: So lautet die Forderung aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zum beliebten Bergsteigerbus in die Eng.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Am 7. Juni wird der Bergsteigerbus wieder den Betrieb aufnehmen. Bis 12. Oktober verkehrt die Linie dann zwischen Bad Tölz und der Eng. An den Wochenenden gibt es sieben Verbindungen täglich, unter der Woche fährt der Bus zweimal. Auf der Linie gelten der MVV-Tarif und das Deutschland-Ticket. Für Ausflügler ist das eine feine Sache. Um die Finanzierung dieses attraktiven Angebots aber gibt es immer wieder Debatten. Insbesondere im Fokus: die Nachbarn in Tirol.

Engbus: Landrat fordert Beteiligung aus Tirol

Die Bezeichnung „Bergsteigerbus“ sei eigentlich irreführend, schimpfte etwa CSU-Fraktionsvorsitzender Martin Bachhuber jüngst im Kreistag. Denn für echte Bergsteiger fahre der Bus viel zu spät los. „Das ist ein reiner Ausflugsverkehr in die Eng. Wer der Nutznießer ist, das liegt auf der Hand.“ Was Bachhuber meinte: Der „Bergsteigerbus“ liefert den Betrieben bei den österreichischen Nachbarn zahlende Gäste. Da sei eine Tiroler Beteiligung an den Kosten nur recht und billig – zumal Bachhuber zufolge 20 Kilometer und somit 34,5 Prozent der Strecke über österreichisches Gebiet verlaufen. Bachhubers Rechnung: Aus Österreich müsste dementsprechend ein Anteil von knapp 70.000 Euro an den 200.000 Euro Kosten kommen, die im Moment der Landkreis allein für diese Saison eingeplant hat.

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Bisher hatte Landrat Josef Niedermaier dazu erklärt, dass es zwar Verhandlungen über eine österreichische Kostenbeteiligung gebe. Der Bezirk Schwaz habe eine solche aber frühestens ab Dezember 2027 in Aussicht gestellt. Jetzt erklärt Landratsamts-Sprecherin Marlis Peischer auf Anfrage unserer Zeitung: „Mit Vertretern des Landes Tirol, des Bezirks Schwaz und des Verkehrsverbunds Tirol laufen Gespräche, in denen Landrat Niedermaier nachdrücklich die Forderung platziert, dass eine Beteiligung an den Kosten des Engbusses von Tiroler Seite bereits im jetzt laufenden Betrieb erwartet wird.“ Unterstützung aus Österreich gibt es jedenfalls beim Marketing. Hierfür seien bereits grenzübergreifend die Gemeinde Vomp und der Naturpark Karwendel im Rahmen eines Euregio-Projektes gewonnen worden, erklärt Peischer.

Alpeneverein beteiligt sich nicht an Defizit

Ein weiterer Partner, der für eine Mitfinanzierung infrage kommt, wäre der Deutsche Alpenverein. Dazu erklärt Peischer gegenüber unserer Zeitung: „Der DAV beteiligt sich nicht am Betriebskostendefizit.“ Immerhin: Auf seiner Internetseite stellt die DAV-Sektion München und Oberland das Angebot ausführlich vor.

Klickt man weiter auf die Homepage der Deutschen Bahn dbregiobus-bayern.de, ist dort zu lesen: „Die Fahrplanerweiterung des Bergbus Eng wird mitfinanziert durch den DAV Bundesverband, die DAV-Sektion München & Oberland sowie den DAV Lenggries und Bad Tölz.“ Dazu stellt die Sprecherin der DAV-Sektion München und Oberland, Hannah Trowal, auf Rückfrage klar: „Der Alpenverein München & Oberland hat sich noch nie an den direkten Betriebskosten des Bergbus Eng beteiligt, sondern die Vermarktung und Kommunikation als Teil seines Einsatzes für eine klima㈠freundlichere Mobilität Richtung Berge unterstützt. Momentan suchen wir nach Möglichkeiten, wie wir diese Unterstützung fortsetzen können.“

Unterstützung für Projekte zur Nachhaltigkeit

Keine finanzielle Beteiligung gebe es auch von der DAV-Sektion Tölz, wie Vorsitzender Benedikt Hirschmann erklärt. Die Sektion sei zwar „stets gewillt, derartige Projekte zur Nachhaltigkeit zu unterstützen“, und das Projekt Bergsteigerbus sei auch „an sich sehr attraktiv“.

In diesem Fall aber stünden einer Bezuschussung rechtliche Hindernisse entgegen. „Zuschüsse unserer Sektion oder des DAV sind aus Gründen der Gemeinnützigkeit nicht zulässig“, so Hirschmann. „Wir dürfen nur für unsere Mitglieder Geld ausgeben und nicht pauschal für ,Bergsteiger‘.“ Als Unterstützung möglich wären laut Hirschmann aber Werbemaßnahmen, zum Beispiel eine Plakatwerbung für die „Tölzer Hütte“ des DAV und die dazugehörige Anreise mit dem Bergsteigerbus. „Dabei sollte auch unsere Hütte im Vordergrund stehen und der Kontext unserer Sektion vorhanden sein“, sagt Hirschmann. Auf diesen Vorschlag habe man allerdings noch keine Rückmeldung vom Landratsamt erhalten. (ast)

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