Religionen zu verbinden statt zu spalten: Dazu hat Daniela Lutsch aus Langenbach einen wertvollen Beitrag geleistet. Dafür wurde die 18-Jährige nun mit einem namhaften Wissenschaftspreis ausgezeichnet.
Langenbach – In Zeiten zunehmender Anfeindungen und Spaltung ist der Dialog zwischen den Religionen wichtiger denn je. Damit hat sich Daniela Lutsch (18) aus Langenbach in ihrer W-Seminararbeit am Freisinger Camerloher-Gymnasium auseinandergesetzt. Dafür wurde sie nun vom Verein Freunde Abrahams, einer Gesellschaft für religionsgeschichtliche Forschung und interreligiösen Dialog, mit dem Manfred-Görg-Juniorpreis ausgezeichnet.
Nominierung war schon Überraschung
Das W-Seminar im Fach Katholische Religionslehre unter Leitung von Lehrer Thomas Gottfried stand unter dem Motto „Heilige und Hexen. Frauengestalten in der katholischen Kirche“. Die 18-Jährige wählte dafür Edith Stein: eine Philosophin jüdischer Herkunft, die sich später christlich taufen lassen hatte, 1942 von den Nazis ermordet und 1998 heilig gesprochen worden war. Unter dem Titel „,Komm, wir gehen für unser Volk!‘ – Edith Stein zwischen Judentum und Christentum“ beleuchtete Daniela Lutsch die Philosophin zwischen den beiden Religionen. Dass es dafür nun einen renommierten Preis gab, überraschte nicht nur sie, sondern auch Betreuungslehrer Thomas Gottfried: „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die W-Seminararbeit überhaupt angenommen und dann auch noch prämiert wird.“
Die Preisverleihung war für die 18-Jährige ein besonderer Abend. Auf dem Weg zur Ludwig-Maximilians-Universität in München, wo der Festakt stattfand, wirkte sie äußerlich zwar gelassen. „Aber ich bin schon aufgeregt“, gab sie zu. Kein Wunder: Neben Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi, bekannter Islamwissenschaftler und Publizist, der den Manfred-Görg-Preis in der Kategorie „Seniorpreis“ erhielt, hatten sich im altehrwürdigen Hörsaal A 140 viel Prominenz und vor allem hochrangige Wissenschaftler versammelt.
Viel Applaus vom Fachpublikum
„Du darfst dich jetzt wie eine Professorin fühlen“, sprach Thomas Gottfried seiner Schülerin Mut zu, als Daniela Lutsch im Dialog mit ihrem Lehrer Einblicke in ihre wissenschaftliche Arbeit gab. Dabei hatte sich Lutsch, die im Sommer ihr Abitur abgelegt hat, mit dem Leben der Heiligen Edith Stein auseinandergesetzt, die sich sowohl mit dem Judentum als auch mit dem Christentum eng verbunden fühlte. „Dabei habe ich ihr Leben im Spannungsfeld zwischen den beiden Religionen untersucht und ihren Einfluss auf den jüdisch-christlichen Dialog aufgezeigt“, erläuterte sie dem Publikum. „Mein Ziel war es, nach der Recherche ein Fazit ziehen zu können, welcher Religion Edith Stein zugeordnet werden kann oder ob sie sich mit beiden Religionen gleichermaßen identifiziert.“ Ihr Ergebnis: Stein kann sowohl dem Judentum als auch dem Christentum zugeordnet werden.
Appell: „Müssen uns mehr für den Frieden einsetzen“
So exzellent Daniela Lutschs Arbeit ist, so exzellent waren auch ihre Erläuterungen dazu. Dafür erhielt die sie vom Fachpublikum immer wieder Zwischenapplaus – vor allem, als sie Schlussfolgerungen zog. Edith Stein habe sich, so Daniela Lutsch, für die Versöhnung des Christentums und des Judentums und die „Überwindung der Spaltungen“ eingesetzt. Die 18-Jährige betonte: „Sie ist deshalb für mich eine Brückenbauerin.“
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Für die Langenbacherin ist der Lebensweg und die Botschaft der Versöhnung von Edith Stein ein „großer Meilenstein für den jüdisch-christlichen Dialog“. Ihr Appell: „Wir müssen uns mehr für den Frieden einsetzen, denn dieser ist bedroht wie kaum zuvor. Besonders zur heutigen Zeit ist es wichtig, dass wir die Versöhnung anstreben und uns zusammen gegen den Hass auf der Welt einsetzen.“
Die 18-Jährige engagiert sich seit ihrer Kindheit in der Pfarrei Langenbach als Ministrantin, als Leiterin von Kindergruppen und ist in der Bibelarbeit mit Kindern tätig. In ihrer Freizeit tanzt sie gerne, treibt Sport und trifft sich mit ihren Freunden. Sie hat im Sommer ihr Abitur gemacht, absolviert derzeit Praktika, um dann zu entscheiden, was sie studieren möchte.
Würdigung auch für Schule
Sie dankte bei der Preisverleihung nicht nur dem Verein Freunde Abrahams für die Auszeichnung, sondern auch ihrer Oma, die sie überhaupt dazu motiviert hatte, Edith Stein für ihre Arbeit zu wählen. Lutsch verstand den Peis auch als Würdigung des Camerloher-Gymnasiums, denn für ihre Schule sei die Versöhnung von Judentum und Christentum ein besonderes Anliegen. „Und dann bedanke ich mich natürlich bei meinem Lehrer. Thomas Gottfried ist der beste Seminarlehrer, den man sich vorstellen kann.“
Aus der Hand von Prof. Dr. Stefan Jakob Wimmer, dem Vorsitzenden der Freunde Abrahams, empfing sie Medaille und Urkunde. Mit dem Preis verbunden ist die Veröffentlichung der Seminararbeit in einer wissenschaftlichen Zeitschrift und ein Geldpreis in Höhe von 1000 Euro. Die Begründung für den Preis: Daniela Lutsch habe sich „in herausragender Weise religionsverbindende und religionsgeschichtliche Inhalte an Leben und Schicksal von Edith Stein als Identifikationsfigur zwischen Judentum und Christentum erarbeitet“.