90 Prozent mehr Fehlalarme belasten Feuerwehren im Kreis Freising – Geld für Katastrophenschutz gefordert

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Freising

Kommentare

Der Realbrand-Übungscontainer ist für die Ausbildung der Atemschutzgeräteträger unerlässlich. Um den Container weiterhin nutzen zu können, müsste der Landkreis investieren. © Archiv: leh

Mehr Einsätze, teurer Katastrophenschutz und der drohende Ausfall eines Übungscontainers: Es gab viel zu bereden bei der Dienstversammlung der Feuerwehrkommandanten.

Freising - Kritisch blickte Kreisbrandrat Manfred Danner auf die Einsatzzahlen und -stunden, die er bei der Dienstversammlung der Landkreis-Kommandanten im Freisinger Camerloher-Gymnasium vorlegte: Im vergangenen hätten die Feuerwehren im Landkreis 61.922 Stunden geleistet – 34 Prozent mehr als das Jahr zuvor. Vor allem die Extremwetterereignisse hätten die Zahlen 2023 in die Höhe schnellen lassen. Heuer stehe man bereits bei rund 80.000 Stunden – allein 30.000 Stunden sei man während des Hochwassers im Einsatz gewesen.

„Böswillige Alarme“ sind „nicht tragbar“

Verärgert ist Danner über die zunehmend „böswilligen Alarme“: Notrufmissbrauch und Co. hätten diese Einsätze von neun im Jahr 2022 auf 24 im vergangenen Jahr steigen lassen. „Das ist nicht tragbar und einfach nur unverständlich“, so Danner. Eine gar 90-prozentige Steigerung verzeichnete er bei den Fehlalarmen über Brandmeldeanlagen. Den Grund dafür brachte er auf FT-Nachfrage auf den Punkt: „Die Wartung ist schlecht und die Technik wird immer älter.“ Vielen Firmen sei dies egal. Statt in eine funktionierende Brandmeldeanlage zu investieren, würden Unternehmen lieber die Rechnungen bezahlen, „wenn dreimal im Jahr die Feuerwehr kommt“. Ein Lösung für dieses Problem weiß er allerdings nicht.

Applaus für die auch kritischen Worte von Kreisbrandrat Manfred Danner gab‘s bei der Dienstversammlung in der Aula des Freisinger Camerloher-Gymnasiums von den Landkreis-Kommandanten.
Applaus für die auch kritischen Worte von Kreisbrandrat Manfred Danner gab‘s bei der Dienstversammlung in der Aula des Freisinger Camerloher-Gymnasiums von den Landkreis-Kommandanten. © Lehmann

Dabei wäre diese dringend nötig, denn die hohe Zahl der Einsätze gehe an die Substanz der rund 4000 Einsatzkräfte, die im Landkreis aktiv sind. Wenn man immer öfter wegen Notrufmissbrauch oder defekter Brandmeldeanlagen aus der Arbeit oder von Zuhause weg müsse, dann seien die Kameraden nicht mehr motiviert, auszurücken. Zumal die Einsatzzahlen allein durch die vielen Unwetter-Einsätze schon sehr hoch seien. „Ich weiß nicht, ob das auf Dauer noch mit ehrenamtlichen Kräften zu stemmen ist.“ Doch Danner ist realistisch und weiß auch, dass eine Berufsfeuerwehr „bei schwindenden Haushaltsgeldern“ in vielen Landkreisen keine Option ist. „Das kostet halt einen Haufen Geld.“

Realbrand-Container steht vor dem Aus

Immerhin: Die Zahl der aktiven Einsatzkräfte und auch der Atemschutzgeräteträger sei im vergangenen Jahr leicht angestiegen. Damit das so bleibt, werde man weiterhin Lehrgänge und Ausbildungen anbieten. Allerdings steht die Feuerwehr bei der Ausbildung von Atemschutzgeräteträgern vor einem Problem: „Aufgrund massiver Hitzebeanspruchung“, so Danner, droht im Feuerwehrausbildungszentrum in Zolling der Ausfall des Realbrandausbildungscontainers.

Eigentlich sollte dieser Container zehn Jahre halten, doch nun ist wohl nach neun Jahren Schluss. Das Problem: Die Reparatur dieses Brandcontainers kostet laut Danner zwischen 60.000 und 100.000 Euro – Geld, „das im Haushalt 2025 nicht vorgesehen ist“, wie ihm bewusst ist. Trotzdem hofft er, dass der Container repariert wird, denn er stelle einen wichtigen Baustein in der Ausbildung dar: Alle neuen Atemschutzgeräteträger müssen, bevor sie bei einem echten Brandeinsatz gefordert sind, einmal im Container üben. „Keiner geht zum Einsatz, ohne dass er ein reelles Feuer gesehen hat“, betont Danner. Und an dieser Ausbildung dürfe nicht gespart werden. „Eine gute Ausbildung bringt die Sicherheit“, weiß er aus Erfahrung. Und diese gibt ihm recht: „In den letzten zehn Jahren haben wir keinen Atemschutz-Unfall gehabt.“ Und so hofft er, dass der Landkreis die Gelder für die Reparatur bereitstellt.

Investitionen in den Katastrophenschutz

Investitionen standen und stehen auch beim Katastrophenschutz an: So wurde im März ein Abrollbehälter Wasser/Trinkwasser in den Dienst gestellt. 10.000 Liter stehen hier laut Danner zur Verfügung, sollten die Bürger diesen einmal in Anspruch nehmen müssen. Zudem wird der Landkreis zwei Versorgungs-Lkw auf Unimog-Fahrgestellen beschaffen. Mit diesen geländegängigen Fahrzeugen sei es möglich, Menschen aus überfluteten Bereichen oder schwer zugänglichen Wald- und Forstwegen zu retten. Auf der Beschaffungsliste stehen unter anderem auch ein vierachsiger Wechsellader für den Katastrophenschutz, ein Abrollbehältern mit gefüllten Sandsäcken und einer mit der Ausrüstung zum Sandsackfüllen, ein Teleskoplader, vier 100-kvA-Notstromaggregate und mehrere hundert Meter mobiler Hochwasserschutz, sprich eine sogenannte „BoxWall“.

Gemeinden sollen in „BoxWall“ investieren

In eine „BoxWall“ für den Hochwasserschutz sollen die Gemeinden investieren – das wäre der Wunsch der Feuerwehr.
In eine „BoxWall“ für den Hochwasserschutz sollen die Gemeinden investieren – das wäre der Wunsch der Feuerwehr. © FW

Was das neue Hochwasserschutzsystem, das einfach und schnell aufgebaut werden kann, betrifft, sieht der Kreisbrandrat auch die Gemeinden in der Pflicht. „Wenn jede Gemeinde 100 Meter kauft, haben wir knapp 2,5 Kilometer Länge.“ Damit sei man gut aufgestellt, so Danner. Er hofft, dass die 24 Landkreis-Kommunen jeweils die rund 20.000 Euro für diese Hochwasserschutzmaßnahme in den Haushalt einstellen. Aktuell verfüge die Feuerwehr über 250 Meter mobilen Hochwasserschutz.

Neue Lagerhalle in Niederambach

Untergebracht werden soll die Katastrophenschutz-Ausstattung wie etwa Wechsellader, Lkw und die Abrollbehälter sowie Zelte für Notunterkünfte, Notstromaggregate, Sandsäcke und Co. in der rund 1000 Quadratmeter großen Halle in Niederambach (Moosburg), die der Landkreis zum 1. Oktober angemietet hat. Ganz zufrieden ist Danner mit dieser Lösung zwar nicht, schließlich hatte er auf ein zentrales Feuerwehrausbildungs- und Katastrophenschutzzentrum gehofft. Aber immerhin gäbe es jetzt eine Halle, „wo wir alles lagern können, was wir für den Katastrophenschutz brauchen“.

Landrat lobt die Einsatzkräfte und verspricht Unterstützung

Dass die Investition in den Kastastrophenschutz richtig und wichtig ist, machte Landrat Helmut Petz in seinem Grußwort deutlich: „Der Katastrophenschutz in Freising funktioniert – er funktioniert, weil Sie alle sich tagtäglich dafür einsetzen und teilweise auch Familien und Privates zurückstellen, wann immer es notwendig ist“, sagte er zu den Kommandanten. Er werde die Feuerwehren unterstützen, „wo es nur geht“. Für ihn steht fest: „Am Katastrophenschutz kann und wird nicht gespart werden.“

Auch interessant

Kommentare