Sprung in die SPD-Krise: Bas rechnet als Parteichefin mit Gegenwind
Sprung in die SPD-Krise: Bas rechnet als Parteichefin mit Gegenwind – „Das könnte auf mich auch zukommen“
Die SPD-Spitze will sich neu aufstellen – zumindest zur Hälfte. Bas soll Eskens Posten übernehmen. Mit einem sanften Umgang rechnet die Arbeitsministerin nicht.
Berlin – Von der Bundestagspräsidentin zur Arbeitsministerin und dann zur SPD-Co-Chefin: Auf dem Parteitag in Berlin wählt die SPD ihren Vorsitz. Während Lars Klingbeil Parteichef bleiben will, soll an Saskia Eskens Stelle Bärbel Bas, Ministerin für Arbeit und Soziales, treten. Bas rechnet schon jetzt damit – ebenso wie ihre Vorgängerin – als künftige SPD-Parteichefin nicht geschont zu werden.
Vor SPD-Parteitag: Bas kritisiert Umgang mit Esken – „das könnte auf mich auch zukommen“
Saskia Esken war nach der Bundestagswahl immer mehr unter Druck geraten. Anders als Klingbeil legt sie nicht nur den Parteivorsitz nieder – auch bei der Kabinettsbesetzung ging die SPD-Politikerin leer aus. Gegenüber dem Stern sagte auch Bas, es ärgere sie, wie manche mit Esken umgegangen seien. „Das könnte auf mich auch zukommen“, fürchtet die Ministerin. Vor ihrer Vorgängerin habe sie „unheimlichen Respekt“.
„Ich gehe gerne erstmal vom Schlechtesten aus und freue mich, wenn es anders kommt“, erklärte Bas ihre Annahme. Auch Esken selbst äußerte Kritik am Umgang mit ihrer Person. „Vieles von dem, was aus den eigenen Reihen, aber auch von draußen als Anmerkungen kam, habe ich als ungerecht empfunden“, sagte sie der Stuttgarter Zeitung. Sie habe sicher Fehler gemacht. „Aber die Art, wie Häme über mich ausgekübelt worden ist, war unverhältnismäßig und würdelos.“
Nach Nahles und Esken: Bärbel Bas soll die dritte Frau an der SPD-Parteispitze werden
In der Kritik steht wegen des Umgangs mit Esken auch der Co-Parteichef. Klingbeil wird intern vorgeworfen, tatenlos zugesehen zu haben, wie Esken nach der Bundestagswahl immer mehr unter Druck geriet. SPD-Fraktionschef Matthias Miersch hingegen wies vor Beginn des Parteitags am Freitag Vorwürfe in Bezug auf die Ex-Parteichefin zurück. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte Miersch: „Saskia Esken wurde nicht ins Abseits gedrängt.“ Sie bleibe als Vorsitzende des „für uns wichtigen“ Ausschusses für Bildung und Familie im Bundestag mit an Bord.

Nach Andreas Nahles und Saskia Esken wird Bas die dritte Frau an der SPD-Parteispitze. Beide Vorgängerinnen hatten auch unter erheblichem Druck aus der Partei ihr Amt aufgegeben. Esken selbst sieht darin offenbar mitunter ein strukturelles Problem. Eine Frau an der Spitze löse bei vielen noch immer eine Irritation aus, „nicht nur in der SPD“, so Esken. „Frauen in politischen Führungspositionen werden härter beurteilt als Männer – und oft nach irrelevanten Kriterien.“
SPD wählt auf Parteitag neuen Vorsitz: Klingbeil könnte abgestraft werden
Bas und Klingbeil sollen am Freitag (27. Juni) von den rund 600 Delegierten beim SPD-Parteitag gewählt werden – bei beiden gilt eine erfolgreiche Wahl als sicher. Bas scheint dennoch mit einer komfortableren Ausgangslage in die Abstimmung zu gehen: Es wird erwartet, dass sie ein deutlich besseres Wahlergebnis einfährt als Klingbeil. Auf dem Parteitag in Berlin wollen sich die Sozialdemokraten vier Monate nach der Wahlniederlage nicht nur personell, sondern auch inhaltlich neu aufstellen. (pav/dpa/AFP)