Heimlicher Abschied im Bundestag: Annalena Baerbock hält am Freitag ihre letzte Rede. Versöhnliche Töne kommen von der CDU.
Berlin – Fast unbemerkt in den Krisen der Welt und den Schwierigkeiten der neuen Bundesregierung, findet am Freitag ein eigentlich großer Abschied statt: Annalena Baerbock verlässt die Bundestags-Bühne. Zwölf Jahre lang war sie als Parlamentarierin dabei, fünf Jahre davon sogar als Chefin ihrer Partei, der Grünen. Gute dreieinhalb Jahre zudem als Außenministerin in der Ampel-Regierung. Nach der Sitzung am Freitag ist nun Schluss.
Baerbock hält Abschieds-Rede im Bundestag – Zukunft der Ex-Außenministerin schon klar
Baerbocks Zukunft ist längst geklärt. Die 44-Jährige wird künftig die UN-Generalversammlung als Präsidentin leiten, dafür nach New York gehen. Einen großen Abschied aus der deutschen Parteipolitik will sie offenbar ohnehin nicht.
Der Tagesspiegel berichtet etwa auch, die ehemalige Außenministerin habe auch am Dienstag beim Sommerfest ihrer Partei in Berlin mit 800 Leuten explizit keine Würdigung durch die Parteispitze gewollt. Einen kurzen Dank und lauten Applaus gab es wohl trotzdem. Ebenso nahezu unbemerkt findet nun wohl auch ihr Abschied aus dem Bundestag ab. Ihre letzte Rede am Freitag im Plenum geht in den nationalen und internationalen Krisen um die Merz-Regierung oder die Lage um Nahost und Donald Trump nahezu unter.
Abschied im Bundestag: Über dieses Thema geht Baerbocks letzte Rede
Baerbock soll für ihre Fraktion zu einem AfD-Antrag sprechen. Es geht um die Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen (NGO). In ihren geplanten zehn Minuten Redezeit dürften aber durchaus auch noch andere Themen vorkommen. Eventuell findet sich auch noch Zeit für ein paar Abschiedsworte.
Bereits vor dem Abschied gibt es allerdings überraschende Töne. Offenkundig ist, dass Baerbock gerade in den Reihen der Union zu ihrer Zeit als Außenministerin eher als eine Art Feindbild galt. An Kritik wurde nicht gespart. Und auch wenn der neue Außenminister Johann Wadephul bei der Amtsübergabe auch versöhnliche Worte fand, kündigte er schnell eine radikale Kursänderung weg von Baerbocks „feministischer Außenpolitik“ an.
Versöhnliche Töne zum Abschied: Lob aus der CDU für Baerbock
Doch auch ärgste Kritiker können versöhnlich klingen. Aus der CDU erfährt Baerbock nun zum Abschied nochmal eine gewisse Wertschätzung. „Baerbock hat wesentliche Akzente gesetzt und ein Umdenken in der bisher sozialdemokratisch geprägten Außen- und Sicherheitspolitik bewirkt, das Soft und Hard Power kombiniert zu Smart Power vereint“, zitiert der Tagesspiegel etwa den Unions-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter.
Nun, exakt 4229 Tage nach ihrer ersten Rede als Politikerin im Deutschen Bundestag, folgt also ihr letzter Auftritt. Damals, am 28. November 2013, sprach sie über die für sie ernüchternden Ergebnisse der Warschauer Klimakonferenz – und ging hart mit Angela Merkels Großer Koalition ins Gericht. Am Freitag könnte sie nun wieder eine GroKo kritisieren, diesmal die von Bundeskanzler Friedrich Merz. (han)